Das neueste Igittigitt der Bundesregierung:
„Fake News“.
Sie zu
produzieren ist, wenn man SPD-Fraktionschef Oppermann glaubt, ein strafwürdiger
Tatbestand, dem die Bundesregierung nunmehr mit einem Gesetz beikommen wolle.
„Fake News“ fallen – wir folgen immer noch dem Oppermann – nur in den Foren der
Gegenöffentlichkeit an und auf, im Internet.
Man muss
sich dieses so schön amerikanische „Fejk Njuus“ auf dem Trommelfell zergehen
lassen. Es ist das transatlantisch gestempelte Synonym für Desinformation,
AgitProp, üble Nachrede, Lüge, Verleumdung.
Ach so!
Mit wenigen Gedankenschritten gelangen der kundige Thebaner und sein Kumpel,
der lesende Arbeiter, jetzt zu der Erkenntnis: Auf Fejk Njuus haben führende
Politiker das Monopol. Die klassischen Massenmedien dienen denen als Herolde.
Und nun droht aber Gefahr für das weidlich genutzte Monopol? Gefahr, die aus
dem Internet und von Plebejern kommt, die sich dort austoben dürfen? Her mit
den gesetzgeberischen Initiativen!
Mal
sehen, wann man sich in Karlsruhe wiedersieht. Auf die Berliner Regierungsdefinition
dessen, was Fejk Njuus eigentlich sind, dürfen wir gespannt sein.
Keinen
Grund zur Sorge haben hingegen ARD-Chef Dr. Kai Gniffke (Tagesschau,
Tagesthemen & Co.) und seine Amtsgeschwister bei DLF und ZDF. Die
Gralshüter der Wahrheit. Sie geben, begleitet vom Wohlwollen der Mächtigen, nur
weiter, was ihnen als faktisch zur Versendung anvertraut wird. Und verzichten
auf verstörende kritische Informationen aus Quellen, die auf der „falschen“
Seite sprudeln: „sputniknews, RT, Information Clearing House, Global Research,
CounterPunch, BRICS news, Fefes Blog, South Front, Deutsche
Wirtschaftsnachrichten, Radio Utopie, EinParteibuch, Saker, dkp-news“: alles
Igittigitt! In Dr. Gniffkes Augen automatisch desinformativ, propagandistisch,
staatlich gelenkt, parteiisch, einseitig.
Bei
unseren staatsnahen und regierungsfrommen Öffentlich-Rechtlichen legt man Wert
darauf, sein Nachrichtenmaterial nur von „Guten“ zu beziehen, will heißen:
USA-konformen Agenturen. Die und ihre politischen Hinterleute informieren nämlich
immer absolut sauber: über Massenvernichtungswaffen im Irak oder russische
Hackerangriffe auf die Präsidentenwahl in USA.
Der
scheidende US-Präsident Obama gab vor seinem Abflug in den Winterurlaub nach
Hawaii noch eins heraus von seinem Pachtgut, der Wahrheit: Er attackierte
seinen russischen Kollegen Putin. Russland habe die USA-Wahl mit einem
Cyber-Angriff manipuliert. Obama wiederholte seine Drohung, dass das
„Konsequenzen“ haben werde. Zugleich aber gab er zu, dass Russland die Wahl
natürlich nicht beeinflusst habe. Ja was denn nun?
Ach,
heißt es da bei ARDDLFZDF, lassen wir doch einfach Obamas peinlich verwirrt
wirkendes Eingeständnis weg. Wir bringen nur das mit dem russischen
Cyber-Angriff und den amerikanischen Konsequenzen. Im O-Ton. Wir müssen ja
unser deutsches Publikum nicht zwingend darüber informieren, dass der ganze
Quatsch über die von Russen gehackten US-amerikanische Wahlmaschinen in den
Giftküchen der CIA zusammengemischt wurde.
So
stricken unsere so genannten Qualitätsmedien denn auch schon an der Legende,
Russland wolle mit allen verfügbaren Propagandamitteln auf die Wahlen in
Frankreich und Deutschland einwirken. Für den Fall, dass das Wahlergebnis
anders ist, als von unseren Eliten gewünscht? Tja, der kluge Mann baut vor,
nicht?
Also wird
kräftig Antirussisches angerührt. Zum Beispiel verbreitet ARD-aktuell rührende
Geschichten über Ost-Aleppo. Die dort „Eingeschlossenen“ müssten „in eisiger
Kälte und ohne Essen und Trinken“ auf ihre immer wieder verzögerte Evakuierung
warten. Die (bösen) Russen und Syrer erlaubten ihnen keinen Abzug.
Was sich
wirklich in dieser nach Jahren des mörderischen Terrors der Kopfabschneider
befreiten Stadt zutrug, wurde verschwiegen: In Ost-Aleppo saßen am Ende fast
nur noch die übelsten Terroristen und ihre Angehörigen fest. Sie hatten sich
bis zum Schluss nicht ergeben wollen.
Und: Eine
Gruppe Offiziere der US-Koalition, darunter hochrangige NATO-Offiziere, war in
einem Bunker entdeckt und von der syrischen Armee gefangen genommen worden.
US-Amerikaner, Franzosen, Briten, Deutsche, Israelis, Türken, Saudis,
Marokkaner, Kataris und weitere Nationalitäten.
Nichts
davon gehört? Und jetzt total überrascht? Solche Beweise der aktiven Teilnahme
an einem Krieg, der nach ARD-aktuell-Lesart erst ein „Aufstand“ von nach
Demokratie dürstenden Syrern und dann ein „Bürgerkrieg“ war, geführt von einer
„bewaffneten Opposition“ und „gemäßigten Rebellen“ gegen den „Machthaber“
Assad, beschädigen das Selbstbild unserer Westlichen Wertegemeinschaft WWG. Sie
wurden und werden deshalb verschwiegen.
Lügenpresse?
Aber aber! Fejk Njuus! Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgefaket! Und zwar mit
einem Fake-news-Verbot, das in Wahrheit schon die Vorstufe zur Zensur
darstellt.
Von Volker
Bräutigam
aus „UZ– unsere zeit – Zeitung der DKP“ vom 23. Dezember 2016
"Unter
den Rebellen in Aleppo befindet sich kein einziger Demokrat. Das sind alles
Terroristen im realen Sinne des Wortes."
Der
französische Außenpolitiker Jacques Myard (Les Républicains) im Interview mit
dem Deutschlandfunk
"Schon
bei Machiavelli können Sie nachlesen, dass, wenn es um den Machterhalt geht,
natürlich der Fürst, der Herrscher, die Lizenz hat zu lügen."
Der Wiener
Kulturhistoriker Konrad Paul Liessmann im Gespräch mit dem Deutschlandfunk zum
Thema »Fake News«
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