Buchstäblich
bis zum letzten Moment hatten die Übertragungen von den Olympischen
Sommerspielen in Rio im staatlichen deutschen Fernsehen wenig gemein mit dem
Olympischen Gedanken. Frieden und Völkerverständigung, der Wille zum besseren
gegenseitigen Kennenlernen – Idealvorstellungen, die der Gründer der
Olympischen Spiele der Neuzeit, der französische Baron de Coubertin, mit dem
friedlichen Kräftemessen zwischen Sportlern aus aller Welt verband – all das
spielte bei den stundenlangen Sendungen so gut wie keine Rolle. Zuweilen konnte
man den Eindruck bekommen, die beiden großen deutschen TV-Sender hätten nicht
Sportreporter, sondern Kriegsberichterstatter nach Rio geschickt.
Abgrundtiefe
Verachtung gegen alles Russische war der Grundtenor in den vergangenen zwei
Wochen. Das verstärkte sich noch einmal, als deutlich wurde, daß das deutsche
Aufgebot das gesetzte Ziel nicht erreichen konnte: Trotz massenweiser
Sperrungen russischer Sportler landete der BRD im Medaillenspiegel deutlich
hinter Rußland auf Platz 5.
Russenhaß
bestimmte jedoch keineswegs nur die Sportberichte. Mit wesentlich schlimmeren
Folgen verbunden ist die Berichterstattung der Medien über den Krieg in Syrien.
Da werden Foto- und Videoaufnahmen von unter dem Krieg leidenden syrischen
Kindern schamlos benutzt als Propagandamittel gegen Rußland und gegen die
rechtmäßige syrische Regierung. Zumal diese Aufnahmen höchstwahrscheinlich von
gut bezahlten Medien-Profis genau zu diesem Zweck produziert wurden. Durchaus
logisch klingende russische Erklärungen, daß das betroffene Gebiet in Aleppo,
in dem die Kinder verletzt wurden, von radikal-islamistischen Assad-Gegnern
beschossen worden war, finden keine Erwähnung in den ach so objektiven
Massenmedien. Denn damit läßt sich keine Stimmung im Sinne von »Der Russe ist
schuld« machen.