Über die
Deutsche Kommunistische Partei wird viel Unsinn erzählt. Manche halten uns für
eine kleine Sekte politischer Spinner, manche sehen in uns die größte Gefahr
für den Untergang des christlichen Abendlandes. Nichts davon stimmt.
Für alle, die uns besser kennenlernen wollen, beantworten wir hier einige Fragen. Noch mehr Fragen beantwortet gerne jede Kommunistin, jeder Kommunist.
Man findet uns bei vielen Aktionen der Gewerkschaften und der außerparlamentarischen Bewegungen - oder über unser Kontaktformular.
Für alle, die uns besser kennenlernen wollen, beantworten wir hier einige Fragen. Noch mehr Fragen beantwortet gerne jede Kommunistin, jeder Kommunist.
Man findet uns bei vielen Aktionen der Gewerkschaften und der außerparlamentarischen Bewegungen - oder über unser Kontaktformular.
Worin besteht das Ziel der DKP?
Sehr kurz
zusammengefasst können wir das so formulieren: Wir wollen wir den Kapitalismus
abschaffen und den Kommunismus errichten. Der Kommunismus ist eine
Gesellschaft, in der auf der Grundlage des gemeinsamen Eigentums an
Produktionsmittel gemeinschaftlich geplant und produziert wird.
Als
Zwischenschritt sehen wir dabei den Sozialismus an. Durch die Errichtung der
politischen Macht der Lohnarbeiter und Lohnarbeiterinnen und die Enteignung der
Kapitalisten wird eine Gesellschaft aufgebaut, in der auf der Grundlage des
persönlichen, genossenschaftlichen und staatlichen Eigentums an
Produktionsmitteln nach einem gemeinschaftlichen Plan produziert wird. Mit dem
Sozialismus werden die Voraussetzungen für den Kommunismus geschaffen.
Wer darf Mitglied werden?
Mitglied
darf jeder Mensch werden, der das Programm und Statut der DKP anerkennt und
mindestens 16 Jahre alt ist. Die Nationalität und Staatsangehörigkeit spielen
dabei keine Rolle.
Der
Mindestbeitrag in der DKP beträgt 2 Euro. Danach erhöht sich der Beitrag
entsprechend dem Einkommen. Er beträgt ungefähr 1 Prozent vom Einkommen, ganz
ähnlich wie in der Gewerkschaft. Bei 800 Euro wären das dann 8 Euro usw.
Wo kann ich mich organisieren?
Unsere
Mitglieder organisieren sich in Parteigruppen. Ab drei Genossinnen und Genossen
kann eine Parteigruppe gebildet werden. Dabei streben wir an, dass sowohl in
den Unternehmen Betriebsgruppen als auch in den Städten und Regionen
Parteigruppen gebildet werden.
Hier vor
Ort aktiv ist die DKP Lübeck / Ostholstein.
Wenn Du
Dich für die Mitarbeit interessierst, oder einfach weitere Fragen hast, dann
kannst Du uns hier kontaktieren.
Die DKP ist doch aber viel zu klein, kann die
überhaupt etwas bewirken?
Bundesweit
hat die DKP etwa 4.500 Mitglieder. Wir finden: Das ist noch zu wenig. Aber die
DKP ist Teil einer weltweiten kommunistischen Bewegung. Da sieht die Situation
schon anders aus.
Millionen
von Menschen organisieren sich für die Abschaffung des Kapitalismus und für den
Kommunismus. Sehr aktuell können wir gerade an der Schließung von Nokia sehen,
dass Lösungen im Nationalstaat nicht mehr möglich sind. Das Kapital ist längst
global, wir als Lohnarbeiterinnen und Lohnarbeiter müssen dies ebenso werden.
Aber die LINKE kann doch wesentlich mehr
erreichen als ihr!
Richtig
ist, dass die Partei "Die LINKE" die zahlenmäßig stärkste Kraft
innerhalb der Linken ist. Aber sie ist eben keine kommunistische Partei. In der
LINKEN gibt es Kräfte, die den Kommunismus anstreben. Es gibt Kräfte, die den
Kapitalismus abschaffen wollen, ohne genau zu wissen, was danach kommt. Und es
gibt Kräfte, die den Kapitalismus nur ein wenig "sozialer" machen
wollen. Insgesamt ist die LINKE ein Sammelbecken ganz unterschiedlicher
Gruppierungen. Die DKP hat dagegen ein klares Profil und ein klares Ziel.
Sie ist
keine "Partei der Beliebigkeiten". Wir sagen klar, dass der
Kapitalismus und der Sozialismus nicht vereinbar sind. Wir sagen eindeutig, nur
durch die Überwindung des Privateigentums an Produktionsmitteln und die
Errichtung der politischen Macht der Lohnarbeiterinnen –und Arbeiter kann eine
neue Gesellschaft geschaffen werden. Wir sind als Kommunistinnen und
Kommunisten deshalb einseitig parteilich, d.h. wir nehmen ausschließlich die
Interessen der Lohnarbeiter und Lohnarbeiterinnen sowie aller anderen von den
Kapitalisten/Unternehmern unterdrückter Menschen wahr.
Die DKP ist aber eine zentralistische und keine
basisdemokratische und hierarchiefreie Vereinigung.
Richtig
ist, dass wir uns nach den Prinzipien des demokratischen Zentralismus
organisieren. Gerade in den Kreisen der undogmatischen Linken fragt Mann und
Frau sich oft, wie Entscheidungen getroffen werden. Wer am lautesten brüllt,
das meiste Sitzfleisch in den zahlreichen Versammlungen und Plenas hat, wer am
coolsten rüberkommt und gescheit reden kann, setzt sich in der Regel durch.
In der
DKP gibt es klare Regeln über die Art und Weise, wie Entscheidungen zustande
kommen. Insbesondere sind diese auch für alle nachvollziehbar und im Statut
unserer Partei nachzulesen. Vorraussetzung für jede Entscheidung innerhalb der
DKP ist, dass eine ausreichende Diskussion stattgefunden hat. Es ist nicht nur
das Recht, sondern auch die Pflicht jedes einzelnen Mitgliedes, sich zu dem
Problem zu äußern und eine eigene Meinung zu haben. Erst wenn alle von der
Entscheidung Betroffenen sich geäußert haben, wird abgestimmt. Entscheidungen
werden in der Regel mit einfacher Mehrheit entschieden. Diese Entscheidungen
sind dann aber auch verbindlich. Zusätzlich werden alle Beschlüsse von unten
nach oben gefasst.
Ich bin aber schon in einer Bürgerinitiative/
eine Antifagruppe oder Umweltgruppe aktiv, was soll ich da noch in der DKP?
Wir sehen
die vielfältigsten Initiativen innerhalb der Linken nicht als Konkurrenz für
uns. Im Gegenteil. Je vielfältiger und bunter der Widerstand ist, desto besser.
Gerade für junge Menschen ist es wichtig,sich ohne Bevormundung Älterer
organisieren und eigene Erfahrungen machen zu können. Wir sagen aber auch, dass
viele Einzelinitiativen wirkungslos bleiben, wenn das eigene Handeln nicht in
den gesellschaftlichen Gesamtzustand gestellt wird. Punktuell sind
Verbesserungen im Gesamtsystem durchaus möglich, bleiben aber in der Regel die
Ausnahme.
Ja,
oftmals erreichen solche Bewegungen trotz aufrichtigen Engagements das
Gegenteil. Inzwischen haben wir eine farbige Außenministerin in den USA oder
einen schwulen OB in Berlin. Der ersten Angriffskrieg der BRD wurde durch
ehemalige Mitglieder der Friedensbewegung wesentlich mit begonnen. So
vielfältig die Unterdrückungsformen im Kapitalismus auch sind, kommt es immer
wieder darauf an, sie in den Gesamtzusammenhang von Kapital und Arbeit zu
stellen. Ansonsten besteht immer die Gefahr, zu reaktionären Erneuerern des
Gegenwärtigen zu werden.
Was habt ihr sonst noch für Argumente?
Neben den
bereits aufgezählten wären für eine Mitgliedschaft noch zwei Punkte wichtig. In
der DKP wird das Wissen einer über 200jährigen Geschichte der Arbeiterbewegung
bewahrt und weitergegeben. Sowohl die Wissensbewahrung, die Aneignung und
Weiterentwicklung ist ein wichtiger Bestandteil unserer Parteiarbeit.
Der andere
Punkt ist die Kontinuität von Menschen und Generationen. Auch das kennt Mann
und Frau. Spätestens mit 25 Jahren gehört er oder sie bereits zum alten Eisen
innerhalb eines bestimmten Teils der Linken. Auch alle anderen Mitglieder der
Gruppe wechseln ständig, es gibt eine hohe Fluktuation.
In der
DKP hat jeder Mensch, der es möchte, die Möglichkeit sich eine langfristige
politische Perspektive aufzubauen. Das Fundament dazu sind das vorhanden
Wissen, die Kontinuität der Menschen und die Verbindlichkeit der politischen
Tätigkeit innerhalb der DKP generell.
Wofür steht die DKP Lübeck / Ostholstein?
„Es ist
Zeit für etwas Neues!“ Für eine Neubetrachtung der einzigen menschlichen
Alternative zum real-existierenden Kapitalismus: Für den Sozialismus.
Wir setzen
uns dafür ein, dass der Mensch wieder vor dem Profit steht!
Dies
beinhaltet für die DKP Lübeck / Ostholstein vor Ort unter anderem:
- Bildung
ist keine Wahre! Wir kämpfen für kostenfreien Bildungszugang und maximale
Förderung unabhängig vom Geldbeutel der Eltern und dies bereits ab dem ersten
Lebensjahr. Private Luxuskindergärten,
Elitzeschulen und -Internate, Privatunis und selbsternannte Eliten, die sich
nur aus sich selber rekrutieren, sind der Beleg für die Klassengesellschaft und
gehören abgeschaft. Das sogn.
"Turbo-Abi G-8" und die verschulten Studiengänge an den Universitäten
dienen nicht der Volksbildung sondern nur den "menschlichen
Ressourcen" (Human Ressources") des Kapitals. Wir lehnen dies ab. Nur
wer sich ungehindert und frei von wirtschaftlichen Bevormundungen ein Leben
lang weiter und fortbilden kann, der kann sich als Mensch voll entwickeln. Nur
so entwickeln sich Dichter und Denker!
- Wir kämpfen gegen einen auswuchernden Billiglohn-Sektor (u. a. in der hiesigen Tourismus-Wirtschaft) und für einen lebenswerten Mindestlohn
- Gegen eine weitere Privatisierung der Gesundheitsfürsorge (z. B. UKSH) und für eine Rückführung bereits privatisierter Bereiche des Gesundheitswesens (z. B. Sana-Kliniken in OH) in gesellschaftliche Verantwortung. Schluss mit der 2-Klassen-Medizin!
- Gegen einen weiteren Abbau öffentlicher Leistungen (z. B. KiTa-Gebühren, kostenpflichtige Schulbeförderung, Schließung von Kindergärten, Schulen, Schwimmbädern, Bibliotheken, Theater, Museen, etc.) und für eine Stärkung der öffentliche Finanzen. Bildung muss kostenfrei und Kultur erschwinglich sein.
- Für einen kostenfreien Nahverkehr (ÖPNV) für Alle und eine Verkehrsplanung, welche an den Menschen und ihren Bedürfnissen ausgerichtet ist.
- Woran wir kranken ist die Macht von Konzernen und Banken: Die maritime Wirtschaft boomt. Viele andere Wirtschaftsbereiche auch. Warum profitieren immer weniger Menschen davon? Bewusstsein wächst vor Ort – bei jedem Einzelnen. Die DKP thematisiert, warum wenige Reiche immer reicher werden aber gleichzeitig Viele immer ärmer.
- Wir sind gegen private und für öffentliche Energieversorgung (ohne AKWs in Krümmel, Brunsbüttel oder anderswo; ohne einen Ausbau der Kohlekraftwerke und der Speicherung von CO2 – aber mit einem massiven Ausbau von Wasser- und Windenergie)
- Gegen eine weitere Zerstörung der heimischen Natur (z. B. durch eine „Feste-Fehmarn-Belt-Querung) und für einen wirklichen Schutz zugunsten aller Menschen
- Gegen Preisdumping bei landwirtschaftliche Erzeugnissen (z. B. Milchpreis-Dumping) und für eine ökologisch sinnvolle und wirtschaftlich ertragreiche Landwirtschaft
- Gegen Faschisten, wo immer sie auftreten (z. B. beim alljährlichen Aufmarsch in Lübeck) und für eine tolerante Gesellschaft
- Gegen karriere-gesteuerte Macht-Politiker und für direkte Demokratie und „gläserne“ Parlamente. Alle Macht den Räten!
- Für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich
- Gegen Profitmaximierung und für wirkliche ArbeitnehmerInnen-Rechte.
Zugegeben,
dies sind nur einige Aspekte unserer Arbeit vor Ort – aber es ist ein guter
Anfang, oder?
Doch wir
geben uns keinen Illusionen hin: Diese Forderungen für eine Verbesserung
unserer aktuellen Lebensumstände sind in dieser Wirtschaftsordnung nur bedingt
umsetzbar.
Hier, wo
das Kapital herrscht, wo der Profitstreben die einzig wirkliche Konstante des
Alltags ist, werden sich wirkliche Veränderungen hin zu einem Leben in dem der
der Mensch im Mittelpunkt steht nicht umsetzen lassen. Dies bedarf eines
Bruches mit der herrschenden Profitlogik und der Schafung eines neuen, sozialen
Gesellschaftssystems: Dem Sozialismus!
Doch um
diesen Bruch zu erkämpfen braucht es viele Menschen - Menschen die hinter die
Kulissen der Profitlogik schauen und Zusammenhänge verstehen.
Fassen
auch Sie sich ein Herz: Schimpfen alleine verändert nichts – aber gemeinsam können
wir etwas ändern: Fünf Finger kann man brechen - eine Faust nicht!
Und wie werde ich Mitglied?

Dann wird
man zu einem Gruppenabend "seiner" Parteigruppe (in unserem Fall also
Lübeck / Ostholstein) eingeladen, dort wird in Ruhe über die Mitgliedschaft
gesprochen und schließlich von den Gruppenmitglieder die Aufnahme beschlossen -
die DKP ist eben eine urdemokratische Partei.
2008: 40 Jahre DKP
Das Jahr 1968 und die KPD/DKP
Der Wahrheit kann man nicht entgehen
Von Robert Steigerwald
Man kann
die Ereignisse des Jahres 1968 nicht begreifen, wenn nicht beachtet wird, dass
sich wichtige internationale Prozesse "kreuzten". Stichworte sind:
USA-Aggression gegen Vietnam, in den USA starke Bürgerrechtsbewegung, auch aus
Solidarität mit den Kämpfen in der Dritten Welt, US-Bedrohung Kubas, starke
antikoloniale Befreiungskämpfe in Afrika, umfangreiche sowjetische Hilfe für
diese Kämpfe, zugleich große sowjetische politische und Waffenhilfe für die
vietnamesischen Kämpfer, von China auf jede mögliche Weise behindert, zugleich
sowjetisch-chinesische militärische Konfrontation am Ussuri mit der Gefahr der
Ausweitung zu einem Krieg. Angesichts der politischen und militärischen Stärke
der Sowjetunion und ihrer Verbündeten politische Wende Bonns, um die DDR durch
eine so genannte Neue Ostpolitik in der "Umarmung zu erdrücken". In
der Bundesrepublik selbst gab es eine wachsende Bereitschaft im Kern der
Arbeiterklasse zum Kampf, mündend in die Septemberstreiks des folgenden Jahres,
Bemühungen von CDU, FDP und SPD um die Schwächung dieser Kampfbereitschaft
durch eine "konzertierte Aktion". Zunehmende Anteilnahme, vor allem
in Teilen der jungen Generation, für die verschiedenen Emanzipationsbewegungen
von den USA bis hin nach Vietnam.
Den heute
Lebenden ist dank der Informationspolitik von öffentlich-rechtlichen
Rundfunkanstalten und unabhängiger Presse Wesentliches nicht bekannt. Alfred
Kurellas Buch "Ost und/oder West", um 1948 erschienen, begann mit
einer kleinen Geschichte: Er sitze am Fuße des Kaukasus und schreibe an eben
diesem Buch, da komme sein kleiner elfjähriger Sohn angerannt mit einer toten
Schlange in der Hand. Kurella: "Aber hast du vor der nicht Angst
gehabt?" Der Sohn: "Doch, darum habe ich sie ja totgeschlagen."
Damals machte man uns vor der Sowjetunion Angst: Die will uns angreifen und uns
ihr höllisches System überstülpen, und viele Deutsche glaubten das, waren schon
wieder bereit, "die Schlange totzuschlagen". Sie bedachten nicht,
dass die Sowjetunion gerade erst siebenundzwanzig Millionen Menschen verloren
hatte. Das Land war von Moskau bis zur Westgrenze zerstört. Sie fragten sich
nicht, warum dieses Land bereit sein sollte, Angriffsabsichten gegen den Westen
zu hegen. Gab es denn nicht den Überfall auf Südkorea? Nun, inzwischen ist der
Briefwechsel zwischen Stalin und Kim Ir Sen, wenn auch erst in Russisch,
erschienen. Man wird es im Westen aus begreiflichen Gründen mit der Übersetzung
nicht so eilig haben, denn der belegt eindeutig, dass Stalin Kim Ir Sen
ausdrücklich von einer militärischen Herstellung der Einheit Koreas abgeraten hat.
Es gab in
Wahrheit keine Ost-Drohung gegen den Westen, sondern es war umgekehrt:
"Was östlich von Elbe und Werra liegt, sind deutsche unerlöste Provinzen
... Daher heißt die Aufgabe nicht Wiedervereinigung, sondern Befreiung
..." (Adenauer, 20. Juni 1952) Staatssekretär Hallstein fordert am 14. 3.
1952 "das Ende der deutschen Spaltung, den Zusammenschluss des freien
westlichen mit dem vom Bolschewismus befreiten östlichen Europa - bis hin zum
Ural."
"Ein
wahres Europa kann nur gebildet werden, wenn die deutsche Einheit hergestellt
wird. Sie umfasst - ich erinnere Sie daran - außer Deutschland auch Österreich,
einen Teil der Schweiz, die Saar und Elsass-Lothringen." (Bundesminister
Jakob Kaiser am 2. März 1951 in Salzburg) Bundesminister Oberländer: "Wenn
Herr Guggenheimer sagte, dass ich mir noch vor kurzem Ostkolonien wünschte, so
irrt er sich. Ich wünsche sie auch heute noch, weil ich glaube, dass es
Menschen geben muss, die einmal wieder das Abendland ostwärts des Eisernen
Vorhangs vertreten!" (November 1952)
Bundesminister
Seebohm: "Der deutsche Osten schließt nicht nur die Elbe und Oder ein,
sondern auch Böhmen und alle Gebiete, in denen Deutsche einst siedelten"
(am 10. August 1953)
Ex-SA-Mann
und Bundesinnenminister Schröder: Mitteldeutschland ist uns widerrechtlich
vorenthaltenes Gebiet, es einzuordnen wäre keine Aggression, sondern eine
"durch das Völkerrecht gebotene Polizeiaktion".
Und
Strauß, den man wohl nicht besonders vorstellen muss: "Das Jahr 2000 darf
nicht der 83. Jahrestag der Oktoberevolution in der Welt sein."
Sogar der
SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher meinte, als er zur Frage deutscher Soldaten
angesprochen wurde, er sei dagegen, "es sei denn, die erste Schlacht eines
künftigen Krieges finde östlich von Weichsel und Njemen statt." (Juni
1950)
Noch
eindeutiger ist vielleicht, was der Rechtsvertreter der Bundesrepublik im
KPD-Verbotsprozess für Fragen des Völkerrechts, Prof. Dr. Kaufmann, 1956 vor
dem Bundesverfassungsgericht namens der Bundesregierung erklärte: Das Potsdamer
Abkommen sei eine Sache, zwischen anderen abgemacht, das darum für die
Bundesrepublik nicht verbindlich sei. Aber im nächsten Atemzug berief er sich
genau auf dieses Abkommen, um die aggressive Politik Bonns zu rechtfertigen:
"Ich habe auch nichts finden können" (in diesem Abkommen) "von
dem Prinzip des Aggressions- und Interventionsverbotes, nichts finden können
über Kriegsächtung... " (so am siebten Verhandlungstag des Prozesses).
Prag oder das Problem des "Sozialismus mit
menschlichem Antlitz"

Es gab
aber eine längerfristige Vorbereitung auf den "Prager Frühling".
Ernst Fischer: "All des war wohl vorbereitet. Die Explosion auf dem
Schriftsteller-Kongresses hat eine jahrelange Vorgeschichte ..., sodass alles
einen anderen, organisierten, zielbewussteren Gang nimmt als seinerzeit in
Ungarn."
Und was
diese Explosion angeht, so bewertete der damalige stellvertretende
SPD-Vorsitzende Helmut Schmidt sie in einer eigens vom SPD-Parteivorstand
herausgegebenen Broschüre "Warum neue Ostpolitik?": Adenauers
Konzeption des Zurückrollens des Sozialismus sei, siehe Berlin 1953, Budapest
1956 und Prag 1968 gescheitert. Die SPD-Führung sah in diesen drei Ereignissen
keineswegs nur gescheiterte innere Reform-Prozesse des Sozialismus, sondern
ebenso das Wirken von Kräften, die den Sozialismus aus Europa zurückrollen
wollten.
Fischer
bezog sich ausdrücklich auf die Prager Kafka-Konferenz von 1963. Unter der
Firmierung einer Tagung zu Franz Kafka wurde dort eine regelrecht Orgie des
Existentialismus gefeiert, diese aber als authentischer dialektischer
Materialismus ausgegeben.
Vier
Wochen nach dem Einmarsch von Truppen des Warschauer Pakts in Prag fand im Club
Voltaire in Frankfurt a. M. eine Diskussionsveranstaltung zum Thema statt. Das
Publikum in diesem Club bestand aus ehemaligem oder noch studentischem
Potential, damals aus dem SDS, linksorientiert, durchaus systemkritisch.
Der Tag
der Diskussionsveranstaltung war ein Sonntag, an dem Leopold Senghor mit dem
Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde. Das traf auf
wütenden studentischen Protest. Kurzum, die Atmosphäre für die Veranstaltung
war nicht nur des Themas wegen aufgeheizt. Die Veranstaltung wurde geleitet von
Heiner Halberstadt, dessen Sympathie für die "Prager Reformer"
erkennbar war. Meine Kontrahenten waren: Eugen Löbl, vor dem 21. September
Präsident der tschechoslowakischen Staatsbank, ein Mitglied des ZK der KPÖ,
Grünwald oder so ähnlich, Heinz Brand, also eine respektable Truppe, und ich
war mir der Schwierigkeit meiner Position voll bewusst.
Ich nahm
mir vor die Teilnehmer durch Informationen zum Nachdenken zu bewegen, die ihnen
von den Medien vorenthalten worden waren. Ich habe Löbl auf den Kopf hin
zugesagt: "Du hast mit Blessing, dem Bundesbankpräsidenten und letzten
Geldgeber des Freundeskreise der Waffen-SS Heinrich Himmler, über den Austritt
der CSSR aus dem RGW verhandelt und euer Ex-General Prchlik mit dem
Bundeswehrgeneral Grashey über den Austritt der CSSR aus dem Warschauer
Pakt." Das bedeutete, dass die NATO durch das Gebiet der CSSR bis an die
Grenze der Ukraine vorgedrungen, die Südflanke der SU und die Nordflanke
Ungarns mit der NATO konfrontiert gewesen wäre.
Die
Enthüllung über die politische Position der "Prager Reformer" wirkte
im Saal wie eine Bombe, die Stimmung schlug um, Löbl konnte kein Schlusswort
mehr halten und Halberstadt sagte mir: "Das war zwar kein K.O.-Sieg, aber
einen Punktsieg hast du geschafft".
Ich
denke, dass dies zusammen mit anderem Material die Behauptungen Lüge straft, es
sei bei den "Prager Reformen" lediglich um einen besseren Sozialismus
gegangen.
Ich
bestreite nicht, dass es in der Massenbewegung nicht wenige Menschen gab, die
ehrlich für einen besseren Sozialismus wirken wollten. Genauso, wie es bei der
Meuterei in Kronstadt nicht nur um Konterrevolution ging ... Nur ist es nicht
das Problem, was Leute wollen, sondern welche Kräfteverhältnisse über den
Ausgang und Erfolg des Geschehens entscheiden. Und inzwischen haben wir ja
erfahren, wohin eine kleinbürgerliche Woge treibt, unabhängig davon, was
ehrliche kleinbürgerliche Kräfte, denen es wirklich um eine Erneuerung des
Sozialismus geht, erstreben.
Um ein in
etwa analoges Beispiel anzuführen: Lenin und Trotzki gingen nach der
Niederschlagung der Kronstädter Meuterei daran, durch gründliche Reformen die
erkannten Gründe der Meuterei zu beseitigen. Nach Prag unterblieb jedoch gerade
dies. Die Gründe für das Aufbegehren der Massen wurden nicht erforscht, es
wurde nicht versucht, sie durch Reformen abzustellen. Man wurstelte so weiter
wie zuvor, als hätte es die riesige Protestwelle nicht gegeben.
Einzig in
der DDR sollte durch Ulbrichts Neues Ökonomisches System der Planung und
Leitung, durch eine neue Verfassung und eine Hochschulreform ein neuer Weg
beschritten werden - aber der "Wind vom Osten" war dem nicht günstig.
Paris 1968
In die
allseits um sich greifende Erregung griff de Gaulle mit repressiven Maßnahmen
gegen die Universitäten und die Studentenschaft ein, was zu einem regelrechten
Aufruhr an den französischen Universitäten führte. Wie auch bei uns, so gab es
auch in der französischen Arbeiterklasse eine wachsende Bereitschaft, um
bessere Bedingungen für den Verkauf ihrer Arbeitskraft zu kämpfen. Beide
Prozesse, die Studentenunruhen und die beginnende Streikbewegung der Arbeiter,
liefen parallel und erreichten im Mai ihren Höhepunkt. Studentische Führer
meinten, die Zeit sei gekommen, die Machtfrage zu stellen, wenn es gelänge, ein
Kampfbündnis von Studenten- und Arbeiterbewegung herzustellen. Dies hielten sie
für um so eher möglich, weil in Frankreich - im Unterschied zur Bundesrepublik
- die Gewerkschaftsbewegung mehrheitlich unter dem Einfluss kommunistischer
Führer wirkte. Dass es zu diesem Kampfbündnis nicht kam, wird von Linkskräften
damit zu begründen versucht, dass nicht nur die sozialdemokratische, sondern
auch die kommunistische Partei- und Gewerkschaftsführung sich so sehr mit dem
Kapitalismus ausgesöhnt hatten und befürchteten, im Falle eines umfassenden
Kampfes die Kontrolle über die Massen zu verlieren. Was sie nicht bedachten,
war:
·
Im
NATO-Vertrag ist ein Passus dem Problem der "inneren Aggression"
gewidmet, die für den Fall eintrete, dass Kommunisten die Führung im Land
übernähmen. Bereits 1948, also noch vor dem NATO-Vertrag, demonstrierten die
USA ihre Bereitschaft zur militärischen Intervention, als in Italien eine Wahl stattfand
und mit einem Sieg der Kommunisten gerechnet wurde. US-Kriegsschiffe gingen in
italienischen Häfen vor Anker und es wurden deutliche Warnungen der USA an die
italienische Bevölkerung ausgesprochen. Auch später, zur Zeit der
Bundeskanzlerschaft Helmut Schmidts, hat dieser an den NATO-Vertrag erinnert,
als es wiederum möglich schien, dass die IKP und ihre Verbündeten bei einer
Wahl zur Regierung hätten kommen können.
·
Es
wurde nicht beachtet, dass das französische Volk keinesfalls etwa mit
Solidarität der deutschen Arbeiterklasse hätte rechnen dürfen, denn diese
befand sich unter sozialdemokratischer Führung.
·
Wir
waren durch Kontakte, die sich aus der Résistance-Zeit ergaben, durch führende
französische Militärs darüber informiert, dass es in den französischen
Truppenteilen in Rheinland-Pfalz, an der Saar und in Baden-Württemberg keine
Zersetzungserscheinungen gab. Und außerdem standen auf deutschem Boden
vierundzwanzig US-Divisionen bereit. Und was im September 1968 in Prag
passierte, wäre auch in Paris geschehen, nur hätte es dort wahrscheinlich zu
einem Blutbad geführt.
·
Was
immer man, und zwar von "außen", über die Ereignisse in Frankreich
vermuten mag, welche Fehler auch die Führungen von Parteien und Gewerkschaften
gemacht haben mögen, unverantwortlich wäre es gewesen, auf die Forderungen von
studentischen Revolutionsromantikern einzugehen.
Die KPD
war in dieser Zeit illegal. Wir blickten mit Hoffnung und Sorge auf die
Entwicklungen in Paris und Prag, ließen uns aber nicht von unserer Hauptaufgabe
abbringen: Die Legalität der Partei zu erkämpfen. Die zunehmende Unwirksamkeit
des Verbotes gegenüber den einfallsreichen Aktivitäten der Kommunisten im Land,
die eine wachsende Solidarität bis hinein in das bürgerliche Lager erfuhren,
und die Tatsache, dass die "Neue Ostpolitik" angesichts des
KPD-Verbots auch bei Kräften auf Kritik stieß, die von der Bundesregierung in
die "Neue Ostpolitik" einbezogen werden sollten, führte zur
Bereitschaft Bonns, einer Neukonstituierung einer kommunistischen Partei
zuzustimmen. Dieser Akt führte in einem äußerst raschen Prozess zur Bildung
einer nach Tausenden zählenden Partei, in die sich vor allem viele junge, neue
Kämpfer einreihten, die durch die Auseinandersetzung mit den
nazi-faschistischen Quellen des neuen Staats und der Nazi-Vergangenheit eines
Großteils der älteren Generation, aber auch durch die internationalistische
Haltung der Sowjetunion - es waren dies die Jahre, da alle namhaften Vorkämpfer
des Antikolonialismus in der "dritten Welt" nicht müde wurden, die
sowjetische Hilfe zu betonen - zu den Kommunisten hingezogen fühlten.
Das Jahr 1968 vermittelt uns wichtige Lehren
Zunächst
lehrt das Jahr offensichtlich, dass ein nationaler, isolierter Ausbruch aus dem
kapitalistischen System heute wenig möglich sein dürfte.
Zweitens
lehrt es mit seinen anschließenden "Reformen", dass Versuche, den
Krisenprozessen durch Eurokommunismus und "westeuropäischen
Marxismus" zu entgehen illusionär sind. Dieser Weg führte in die
Zerstörung der entsprechenden Parteien. Das kann man gerade an einigen
Trauerspielen der Gegenwart ablesen. Aber auch daran, was aus jenen Kräften
geworden ist, die sich in das Schlepptau der "Reformen" begeben
haben. Wo ist ihr erneuerter Marxismus und Sozialismus nur abgeblieben?
Drittens
lehrt er aber auch, dass die Partei und die staatliche Ordnung, wie sie sich in
der Stalin-Zeit herausgebildet hatten und prägend auch für die
real-sozialistischen Staaten waren, nicht geeignet sind, die Probleme der
Errichtung eines modernen sozialistischen Systems zu meistern, sondern zur
Entfremdung der Volksmassen von den Marxisten führen. Ohne die Entwicklung
einer wirklichen sozialistischen Demokratie, ohne die Nutzung der
schöpferischen Kräfte der Massen, ohne deren Einbeziehung in Aufbau, Planung
und Leitung einer sozialistischen Gesellschaftsordnung, aber auch in den Aufbau
und die Wirkung einer marxistischen Partei sind Sozialismus und eine wirklich
sozialistische, kommunistische Partei nicht möglich.
Historische Dokumentation:
Frankfurt,
den 25. September 1968
Erklärung zur Neukonstituierung einer
Kommunistischen Partei
Die
Unterzeichner dieser Erklärung haben in der Bundesrepublik Deutschland eine
Kommunistische Partei neu konstituiert.
Sie
unternehmen diesen Schritt in der Überzeugung, daß in der jetzigen politischen
Situation das Wirken einer Kommunistischen Partei in der Bundesrepublik für die
Interessen der Arbeiterklasse und der ganzen arbeitenden Bevölkerung
notwendiger denn je ist.
Besorgt
verfolgen wir auf allen Gebieten des politischen und gesellschaftlichen Lebens
eine bedrohliche Rechtsentwicklung. Das Anwachsen der NPD ist dabei nur ein
Ausdruck der allgemeinen reaktionären Entwicklung und der Verschärfung der
Klassenauseinandersetzung. Auf wirtschaftlichem Gebiet sind diese Tendenzen
charakterisiert durch die fortschreitende Zusammenballung wirtschaftlicher
Macht in immer weniger Händen, im politischen Bereich durch die Aushöhlung der
demokratischen Grundlagen des Staates durch Notstandsgesetze und andere
restaurative Maßnahmen; außenpolitisch durch das Streben nach Beseitigung des
territorialen Status quo in Europa; geistig durch die verstärkte Propagierung antikommunistischer,
nazistischer und nationalistischer Ideen. Damit befindet sich unser land auf
einem gefährlichen Weg, der unser Volk in der Vergangenheit schon zweimal in
die Katastrophe geführt hat. In dieser Situation ist eine politische Kraft
nötig, die dem arbeitenden Volk offen und ungeschminkt die Wahrheit sagt und
ausgehend von den Erkenntnissen des Marxismus für eine demokratische
Alternative wirkt.
Wir
handeln, weil wir feststellen müssen, dass die Arbeiterklasse in der
Bundesrepublik gegenwärtig keine politische Partei findet, die ihre
demokratischen Gegenwartsinteressen konsequent vertritt und mit den
gesellschaftspolitischen Forderungen für eine sozialistische Zukunft verbindet.
Die von
uns neu konstituierte Kommunistische Partei wird eine klare Alternative zur
Politik der herrschenden großkapitalistischen Kreise und zu den Parteien, die
deren Interessen vertreten, entwickeln. Sie wird sich zum Sprecher und
Vorkämpfer der gerechten Forderungen der Gewerkschaften, der Arbeiter, Bauern
und anderen abhängigen Schichten der Bevölkerung gegen die Übermacht der
Industrie- und Bankherren machen.

Die
Kommunistische Partei, die wir neu konstituiert haben, wird die Traditionen der
revolutionären deutschen Arbeiterbewegung, die Traditionen von Marx und Engels,
von Bebel, Luxemburg, Liebknecht und Thälmann in sich aufnehmen. Sie wird im
Geiste des antifaschistischen Widerstands gegen die Nazidiktatur, in dem die
deutschen Kommunisten große Opfer im Kampf für ein neues demokratisches
Deutschland brachten, wirken.
Die
innere Entwicklung der Bundesrepublik im Sinne einer lebendigen Demokratie kann
durch eine legale Kommunistische Partei nur gewinnen. Ihr Eingreifen in die
politische und geistige Auseinandersetzung wird den durch die
antikommunistischen Tabus eingeschränkten Raum der Diskussionsfreihei1
erweitern, die Schranken der Diffamierung und Bevormundung durchbrechen. Auch
dem Ansehen der Bundesrepublik im Ausland, im Westen wie im Osten, wird die
Betätigungsfreiheit einer Kommunistischen Partei in diesem Lande förderlich
sein. Was in England, Frankreich und selbst in den USA erlaubt ist, darf in der
Bundesrepublik nicht länger unter Ausnahmerecht des kalten Krieges stehen.
Die
Kommunistische Partei, die wir neu konstituieren, ist eine Partei der
Bundesrepublik. Dieses Land ist unsere Heimat, mit ihrer Bevölkerung teilen wir
Freuden, Sorgen und Hoffnungen. Wir entwickeln unser Programm, die Formen und
Methoden unseres Kampfes selbständig auf der Grundlage des wissenschaftlichen
Sozialismus und ausgehend von den ökonomischen und politischen Bedingungen, die
in der Bundesrepublik herrschen. Wir achten das Grundgesetz, wir verteidigen
die darin verkündeten demokratischen Grundrechte und Grundsätze. Mit der
Neukonstituierung nehmen wir die grundgesetzlichen Rechte in Anspruch, die sich
aus Artikel 21 GG ergeben, wonach die Bildung politischer Parteien frei ist.
Wir fordern, dass die seit 1949 vorgenommenen antidemokratischen Änderungen und
Einschränkungen, besonders die Notstandsgesetze, rückgängig gemacht werden. Auf
der Basis der im Grundgesetz proklamierten demokratischen Prinzipien ringen wir
um die demokratische Erneuerung aller Bereiche des gesellschaftlichen Lebens.
![]() |
Pressekonferenz zur Neugründung |
Unser
Ziel ist die sozialistische Umgestaltung von Staat und Gesellschaft. Dieses
Ziel kann nur verwirklicht werden durch die Arbeiterklasse, durch die große
Mehrheit des Volkes, denn der Sozialismus setzt die Eroberung der politischen
Macht durch die mit allen anderen arbeitenden Schichten des Volkes verbundene
Arbeiterklasse voraus. Wir sind der Überzeugung, dass sich in der weiteren
Entwicklung, im Prozess ihrer eigenen geschichtlichen Erfahrungen, alle
sozialistischen und gegen die Monopolherrschaft auftretenden Kräfte in unserem
land für dieses Ziel einigen können.
* * *
Gegenwärtig
´wird das gesamte gesellschaftliche, wirtschaftliche, politische und kulturelle
leben in der Bundesrepublik durch die Tatsache geprägt, dass eine kleine Gruppe
mächtiger Kapitaleigentümer die Wirtschaft des Landes beherrscht und ihren
Profitinteressen unterordnet. Diese wirtschaftliche Macht ist die Grundlage
ihrer politischen und geistigen Herrschaft über das Volk. Die CDU/CSU ist zur
Zeit die politische Hauptkraft dieser Klassenherrschaft, durch die die Macht im
Interesse der Monopole ausgeübt wird. Das politische System in Bonn
verschleiert mit scheindemokratischen Formen diese wirklichen Macht- und
Klassenverhältnisse.
Der
Erhaltung und Festigung der monopolkapitalistischen Gesellschaft dient auch der
Kurs der SPD-Führung. Mit dem Eintritt in die Große Koalition hat sie eine
verhängnisvolle Gleichschaltung mit dem Kurs der reaktionären Kräfte in der
CDU/CSU vollzogen und damit auch die Vertretung der unmittelbaren
Gegenwartsforderungen der arbeitenden Bevölkerung preisgegeben.
In den
sozialen und politischen Auseinandersetzungen der letzten Jahre ist der wahre
Charakter der Gesellschaftsordnung, in der wir leben, als einer vom Großkapital
beherrschten Klassengesellschaft, wieder deutlicher sichtbar geworden. Das
wirtschaftliche Krisenjahr 1967 hat gezeigt, dass die spätkapitalistische
Gesellschaftsordnung, allen offiziellen Beteuerungen zum Trotz, nicht imstande
ist, den arbeitenden Menschen dauerhafte Vollbeschäftigung und soziale
Sicherheit zu gewährleisten. Sie ist nicht fähig, die grundlegenden sozialen
und menschlichen Probleme unserer Zeit, besonders die Fragen, die mit der
Umwälzung in Wissenschaft und Technik verbunden sind, zum Wohle des Volkes zu lösen.
Verhaftung H. Mies |
Demgegenüber
fordert die neu konstituierte Kommunistische Partei eine demokratische
Wirtschaftspolitik. In ihrem Mittelpunkt muss die Mitbestimmung der Arbeitenden
in Betrieben, Unternehmen und Staat als erstem Schritt zur Einschränkung der
Allmacht der Monopole stehen.
Dies
dient der sozialen Sicherung gegen Unternehmerwillkür. Wir sind für eine
Politik, die stetiges wirtschaftliches Wachstum und Vollbeschäftigung sichert.
Das hat eine demokratische Wirtschaftsplanung und eine vom Volksinteresse
bestimmte staatliche Wirtschaftspolitik zur Voraussetzung.
Wir
fordern eine aktive Lohn- und Gehaltspolitik und die stetige Erweiterung der
Sozialleistungen auf Kosten der Rüstungsausgaben und der Monopolprofite. Wir
sind davon überzeugt, dass die soziale Unsicherheit nicht überwunden und die
Probleme der wissenschaftlich- technischen Entwicklung nicht gemeistert werden
können, wenn die alles beherrschende Stellung der Konzernherren in der
Wirtschaft nicht zurückgedrängt und überwunden wird. Wir halten die Forderungen
der Gewerkschaften im Programm des DGB zur Überführung von Schlüsselindustrien
und marktbeherrschenden Unternehmen in öffentliches Eigentum für aktuell und
zeitgemäß.
Innenpolitisch
ist mit der Annahme der Notstandsgesetze eine Verschärfung aller reaktionären
Tendenzen deutlich geworden. Zur Stabilisierung der großkapitalistischen
Machtstrukturen im Innern und zur Abstützung ihrer Großmachtpolitik nach außen
streben die herrschenden Kreise nach immer undemokratischeren, autoritären
Herrschaftsmethoden, wollen sie durch ein manipuliertes Wahlrecht die Macht der
CDU/CSU verewigen, degradieren sie das Parlament zur bloßen Fassade.
Demgegenüber
wird sich unsere Partei entschieden für die Aufhebung der verfassungswidrigen
Notstandsgesetze, gegen alle Notstandspraktiken und gegen jede weitere
Aushöhlung der Grundrechte, gegen die reaktionäre Konzentration in der Presse
und in anderen Massenmedien, für die Verwirklichung der vollen Rechte der
Parlamente, für die umfassende Demokratisierung des öffentlichen Lebens
einsetzen. Wir trachten danach, die politische und gesellschaftliche
Wirklichkeit in der Bundesrepublik mit den im Grundgesetz verkündeten
demokratischen Prinzipien in Einklang zu bringen.
Außenpolitisch
geht die Regierung zum dritten Mal in der deutschen Geschichte darauf aus, die
Ergebnisse eines verlorenen Krieges rückgängig zu machen und die bestehenden
Grenzen in Europa zu ändern. Der Anspruch, Deutschland allein zu vertreten und
die Weigerung, mit der DDR als gleichberechtigtem Partner völkerrechtlich
verbindliche Vereinbarungen zu treffen, bedeutet, dass die herrschenden Kreise
in .Bonn nach wie vor die DDR liquidieren und den eigenen Machtbereich auf die
Grenzen von 1937 ausdehnen wollen. Hieraus entstehen gefährliche Spannungen,
die den europäischen Frieden bedrohen. Durch das Nein zum
Atomwaffensperrvertrag wird deutlich, dass die Bundesregierung das Streben nach
Verfügung oder Mitverfügung über atomare Waffen nicht aufgegeben hat. Diese
Politik, die das Risiko eines Krieges in sich birgt, widerspricht dem deutschen
Interesse. Sie bedroht das leben unseres Volkes. Sie belastet unser Land mit
ständig wachsenden Rüstungskosten und ist eine wesentliche Ursache des
Bildungsnotstandes, des Zurückbleibens im Gesundheitswesen, :n Wissenschaft und
Forschung.
Demgegenüber
werden wir eine konsequente Friedenspolitik verfechten. Unsere Partei geht von
der Anerkennung der bestehenden Grenzen aus und fordert die Aufgabe des
Alleinvertretungsanspruchs, die Herstellung gleichberechtigter Beziehungen zur
DDR, den sofortigen Beitritt zum Atomwaffensperrvertrag, die Herabsetzung des
Rüstungsetats und die aktive Mitarbeit an der Schaffung eines europäischen
Sicherheitssystems. Heute, da zwei deutsche Staaten bestehen, fordert das
nationale Interesse und der europäische Frieden, dass die Bundesrepublik und
die DDR ihr friedliches Miteinanderleben auf völkerrechtlich verbindliche
Abkommen gründen.
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Gründungsparteitag der DKP, 27. Oktober 1968 |
Um diese
Alternative für eine demokratische und fortschrittliche Entwicklung der
Bundesrepublik zu verwirklichen, wird unsere Kommunistische Partei ihre
besondere Aufgabe darin sehen, ein vertrauensvolles und kameradschaftliches
Verhältnis zu den Mitgliedern und Anhängern der SPD herzustellen und zu einem
Zusammenwirken aller fortschrittlichen Kräfte in der Arbeiterschaft und im Volk
zu gelangen. Die Tatsache, dass die maßgeblichen Führer der SPD die
Mitverantwortung für den Kurs der großkapitalistischen Kreise und ihrer CDU/CSU
übernommen haben, daß sie nicht nur das sozialistische Ziel, sondern auch die
Forderung nach ernsthaften gesellschaftspolitischen Reformen aufgegeben haben,
darf uns daran nicht hindern.
Im
gemeinsamen Handeln aller Sozialisten und Demokraten, trotz unterschiedlicher
Auffassungen in manchen grundsätzlichen und aktuellen Fragen, sehen wir die
wichtigste Bedingung für demokratische Veränderungen in unserem land. In
außerparlamentarischen Aktionen wie im Wirken um eine parlamentarische
Vertretung wollen wir mit allen zusammenarbeiten, die wie wir ein Bündnis der
demokratischen Kräfte - bei Wahrung der organisatorischen Selbständigkeit und
bei gegenseitiger Toleranz anstreben. In diesem Sinne wollen wir auch eine
vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften, deren soziale und
demokratische Ziele wir unterstützen und in deren Reihen wir aktiv mitarbeiten.
Wir gehen
davon aus, dass die Zusammenarbeit der Sozialisten und Demokraten, die sich im
gemeinsamen Kampf für demokratische Veränderungen entwickelt, sich auch auf dem
weiteren Weg zu einer sozialistischen Zukunft unseres Landes fortsetzen wird.
Dabei müssen die sozialistischen und demokratischen Kräfte in der
Bundesrepublik gemäß den hier gegebenen ökonomischen und politischen
Bedingungen die Wege zum gesellschaftlichen Fortschritt in eigener
Verantwortung suchen und gemeinsam erarbeiten.
In
unserer Stellung zur DDR lassen wir uns davon leiten, dass dort, trotz schwerer
Ausgangsbedingungen und großer Schwierigkeiten mit Erfolg eine sozialistische
Gesellschafts- und Staatsordnung aufgebaut wird. Die Überführung der wichtigen
Produktionsmittel in Volkseigentum ermöglichte eine krisenfreie Wirtschaft, sie
gewährleistet beständiges Wirtschaftswachstum, Vollbeschäftigung und soziale
Sicherheit. Sie öffneten den arbeitenden Menschen die Tore zu Hochschulen und
Universitäten und zu den leitenden Stellungen in Wirtschaft und Staat. Mit der
Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, unter deren Leitung das erreicht
wurde, fühlen wir uns durch den Marxismus und die gemeinsamen Traditionen
verbunden. Eine schematische Nachahmung des in der DDR beschrittenen Weges zum
Sozialismus ist infolge der andersgearteten historischen Situation und unterschiedlicher
Ausgangsbedingungen in der Bundesrepublik ausgeschlossen.
Wir
halten es für unsere natürliche Pflicht, die Tradition des Internationalismus
fortzusetzen. Unser Internationalismus steht nicht im Widerspruch zu den echten
nationalen Interessen unseres Volkes, sondern entspricht ihnen, weil die
Verbindung mit den fortschrittlichen Kräften in aller Welt unseren nationalen
Lebensinteressen am besten dient. Deshalb werden wir solidarische Beziehungen
zu den kommunistischen und Arbeiterparteien in aller Welt, zu den Kräften der
antiimperialistischen Befreiungsbewegung und zu den um ihre Unabhängigkeit
kämpfenden Völkern pflegen.
Auch in
unserer Stellung zu den Ereignissen in der CSSR lassen wir uns von
internationalistischen Prinzipien leiten. Wir sind der Meinung, daß in der CSSR
eine ernste Gefahr, sowohl für die sozialistische Gesellschafts- und
Staatsordnung im Innern des Landes, wie für die Sicherheitsinteressen aller im
Warschauer Vertrag vereinigten sozialistischen Länder und den Frieden in Europa
entstanden war. Das militärische Eingreifen der fünf sozialistischen Länder
galt ausschließlich der Beseitigung dieser Gefahren. Die vom ZK der KPTsch im
Januar dieses Jahres eingeleitete Korrektur der Fehler und Entstellungen in der
Vergangenheit wird damit nicht behindert, sondern sichert, dass die
Weiterentwicklung der sozialistischen Demokratie nicht durch die feindliche
Einmischung reaktionärer Kräfte von innen und außen gestört wird. Wir begrüßen
die in Moskau getroffenen Vereinbarungen zwischen den Führungen der KPdSU und
der KPTsch. Wir sind der Überzeugung, daß die Verwirklichung dieser
Vereinbarungen zur Festigung und weiteren Entfaltung des Sozialismus in der
CSSR führen und dem Gesamtinteresse der sozialistischen Länder sowie der Sicherung
des Friedens in Europa dienen wird.
Wir
wenden uns entschieden dagegen, dass die herrschenden Kreise unseres Landes im
Sinne der Zersetzung der sozialistischen Ordnung und der Wiederherstellung
kapitalistischer Machtverhältnisse in die sozialistischen Staaten
hineinzuwirken und damit den Status quo in Europa zu verändern suchen.
Die
Sicherung des Friedens in Europa erfordert die Herstellung guter Beziehungen zu
allen sozialistischen Ländern auf der Grundlage der friedlichen Koexistenz
unterschiedlicher Gesellschaftssysteme.
* * *
Das
Verbot der KPD im Jahre 1956 hat allen reaktionären Entwicklungen in der
Bundesrepublik Vorschub geleistet. Es ist an der Zeit, daß es überwunden wird;
denn es hat schon 12 Jahre zu lange gedauert.
Wir
wenden uns mit dieser Erklärung an die Öffentlichkeit und rufen die
Kommunisten, Marxisten und Sozialisten in der Bundesrepublik auf, mit uns
gemeinsam am Aufbau der neu konstituierten Kommunistischen Partei mitzuwirken.
Wir sind
uns bewusst, dass die herrschenden Kreise mit der Aufrechterhaltung des
KPD-Verbots auch eine neu konstituierte Kommunistische Partei bedrohen können.
Auf der Grundlage dieses Verbots wurden jahrelang und werden bis heute
demokratische und sozialistische Organisationen diffamiert und verfolgt.
Deshalb fordern wir: das KPD-Verbot muss aufgehoben werden. Rechtliche
Möglichkeiten dafür sind gegeben.
Wir
fordern alle Kommunisten, alle Marxisten, alle, die einer Kommunistischen
Partei beitreten wollen, auf, in Beratungen und Versammlungen die neu
konstituierte Kommunistische Partei zu unterstützen und überall örtliche
Ausschüsse zu bilden. Wir ersuchen alle in den Ländern, Städten und Gemeinden
entstandenen Ausschüsse, sich an den Bundesausschuss zu wenden, ihm Vorschläge
und Empfehlungen für die weiteren Schritte zu unterbreiten und ihre Vertreter
für eine sobald wie möglich einzuberufende größere Bundestagung zu benennen.
Auf dieser Tagung sollen die nächsten politischen und organisatorischen Schritte
beraten und beschlossen werden. Sie soll das Verfahren zur Einberufung und
Vorbereitung des ersten Parteitages, zur Ausarbeitung der Entwürfe für ein
Statut und die politischen Grundsätze und Ziele der Partei erarbeiten.
Der
einzuberufende Parteitag wird sowohl in der Festlegung der Ziele und der
Politik, wie in der Wahl der Leitungsorgane souverän sein. Er wird die
Willensbildung von unter nach oben und die demokratische Wahl der Leitungen auf
allen Ebenen sichern.
Der
Bundesausschuss schlägt allen, die sich der neukonstituierten Kommunistischen
Partei anschließen wollen vor, diese Partei gemäß den politischen und
nationalen Bedingungen ihres Wirkens "Deutsche Kommunistische Partei"
zu nennen. Über die endgültige Festlegung des Namen sollte nach eingehender
Diskussion entschieden werden.
Wir
fordern alle Kommunisten auf, mit der Werbung für die neu konstituierte Partei
zu beginnen und sie durch die Aufbringung finanzieller Mittel und Spenden zu
unterstützen.

Bundesausschuss
zur Neukonstituierung einer Kommunistischen Partei:
Kurt Bachmann; Peter Dürrbeck; Walter Ebert; Emma Engelhardt; Kurt
Erlebach; Hermann Gautier; Alfred Gecks; Otto Hans; Bernd Hartmann; Hans
Heisel; Werner Höner; Heinz G. Hornung; Erich Mayer; Josef Mayer; Heinz Merkel;
Dr. Hans Mertens; Ludwig Müller; Hans Möller; Karl-Heinz Noetzel; Georg
Polikeit; Inge Sbosny; Theo Schoofs; Fred Schmid; Willi Schwettmann; Manfred
Steiger; Ewald Stiefvater; Herbert Stiefvater; Andreas Stöckel; Hannes Stütz;
Gustav Trambowski; Guido Zingerl.
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