Sonntag, 6. August 2023

 

Die USA setzten vor 78 Jahren Atombomben gegen Japan ein – bis heute verfolgen sie eine atomare Erstschlagstrategie


Die Überlebenden werden

die Toten beneiden

„Die Leute sagen, dass man nach seinem Tod entweder in den Himmel oder in die Hölle kommt, aber ich glaube das nicht. Dieser Tag war die Hölle.“ So schildert Hiroko Tasaka, damals ein 13-jähriges Schulmädchen, den Tag, an dem Tod und Verderben über die zivile Bevölkerung ihrer Heimat kamen. Am 6. August 1945 um 8:16 Uhr standen plötzlich die Uhren in der japanischen Stadt Hiroshima still. In 600 Metern Höhe über der Innenstadt explodierte eine Atombombe, der wie zum Hohn der Name „Little Boy“ verliehen worden war.

Die Detonationswelle der Bombe zerstörte 80 Prozent der Innenstadt komplett. Der folgende Feuersturm vernichtete elf Quadratkilometer der Stadtfläche. Der Atompilz stieg bis in eine Höhe von 13 Kilometern. Hoch kontaminiertes Material ging als radioaktiver Niederschlag (Fallout) auf die Umgebung nieder. Menschen, die sich im Stadtkern aufhielten, verdampften. Noch einen Kilometer vom Zentrum der Explosion entfernt war die Energie so groß, dass sie Schattenrisse von Personen in Hauswände brannte. In einem Umkreis von 500 Metern tötete die Druck- und anschließende Hitzewelle 90 Prozent der Menschen. In einem Umkreis von bis zu einem Kilometer starben immer noch fast zwei Drittel der Menschen sofort. Etliche verbluteten in den Tagen danach an inneren Verletzungen, die durch die radioaktive Strahlung verursacht wurden. 

Drei Tage später warfen die USA die zweite Atombombe über Nagasaki ab.

Über die Zahl der Toten, Verstümmelten, Verbrannten, Verletzten und Verstrahlten gibt es bis heute keine verlässlichen Angaben. Die häufig genannten 200.000 Opfer allein für Hiroshima sind wohl nur die Untergrenze. Das Sterben dauerte Jahrzehnte – und die Spätfolgen sind noch immer sichtbar. Es gab für diesen Akt der Zerstörung keine militärische Notwendigkeit – Ziel war die Vernichtung der dort befindlichen Zivilbevölkerung, verbunden mit einer Drohung und Machtdemonstration gegen die Sowjetunion.