Patrik Köbele, Vorsitzender der DKP, zum Streit
um Inçirlik
Die
Bundesregierung erwägt den Abzug ihrer Truppen aus der Türkei.
Die beiden Oppositionsparteien
im Bundestag, die „Linke“ und die „Grünen“, hatten in der vergangenen Woche
einen Antrag formuliert, der den sofortigen Rückzug der Tornado-Flugzeuge samt
Besatzung aus dem NATO-Stützpunkt Inçirlik vorsah.
Die Regierungsparteien
sorgten dafür, dass ein Beschluss des Parlaments nicht zustandekam. Dennoch
reden ihre Vertreter so, als werde der Truppenabzug aus der Türkei bald
vollzogen.
Die
Türkei führt als Begründung an, dass Deutschland türkischen Offizieren Asyl
gewährt, denen eine Beteiligung am versuchten Militärputsch 2016 vorgeworfen
wird. Das Besuchsverbot in Inçirlik gilt in allen Parlamentsparteien als
inakzeptabel.
Was
machen die Tornados, die Tankflugzeuge und die 260 Soldaten dort im Süden der
Türkei? Ihr offizieller Auftrag ist gegen den so genannten Islamischen Staat
(IS) gerichtet und lautet, über syrischem Territorium Aufklärungsflüge zu
fliegen und diese Daten US-Truppen zur Verfügung zu stellen. Syrien ist nicht
um Erlaubnis für die Flüge gefragt worden, das Gegenteil ist der Fall. Die
Bundesregierung wird nicht müde zu betonen, dass sie ganz wie die USA,
Saudi-Arabien, die Türkei und eine Mehrheit der NATO-Staaten die Regierung
Assad stürzen möchte. Deutschland führt mit diesen Partnern einen Krieg gegen
Syrien. Die Aufklärungsflüge der deutschen Tornados sind Teil dieses Krieges und
Mitursache für Tod und Vertreibung in Syrien.
Ein Ende
des Kriegsbeitrages wäre also die beste Nachricht seit langem für die Menschen
in diesem Land. Es wäre auch eine sehr gute Nachricht für uns, die wir uns
bemühen, Krieg zu verhindern oder zu beenden – besonders aber solche Kriege,
die von Deutschland aus geführt werden. Leider wird es so nicht kommen. Die
Damen und Herren unserer Regierung sehen sich nach anderen Stützpunkten um.
Schon hat
Kriegsministerin von der Leyen einen Stützpunkt in Jordanien inspiziert, damit
die todweisenden Tornadoflüge über Syrien vom südlichen Nachbarland aus
unternommen werden können. Wie in Inçirlik sind auch dort bereits US-Truppen
stationiert. Der regierende König ist sicher genau so autokratisch wie der
türkische Präsident, wahrscheinlich aber weniger eigenwillig.
Dass
Recep Erdogan deutsche Parlamentarier unfreundlich behandelt und sie nicht zu
„ihren“ Soldaten auf den türkischen Stützpunkt vorlässt, sollte als Chance
begriffen werden. Der Rückzug deutscher Truppen aus der Türkei, wie er im
Antrag der Grünen und Linken formuliert wurde, ist der richtige Beschluss. Das
heißt: Keine Umplatzierung der Soldaten und Flugzeuge nach Jordanien (oder
sonstwohin).
Damit
wäre ein Ende der Kriegsbeteiligung Deutschlands durch eigenes Militär
erreicht. Die „Parlamentsarmee“ würde dorthin zurückgeholt, wo sie hingehört:
Nach Hause.
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