Am 8. Mai
vor 72 Jahren endete in Europa der verheerendste Krieg der
Menschheitsgeschichte. Der Sieg wurde in Moskau und Paris, in London und New
York gleichermaßen gefeiert. Klar war aber: Die Hauptlast bei der Vernichtung
der Militärmaschinerie des faschistischen Deutschlands hatte die Sowjetunion
getragen. Historiker sprechen von etwa 27 Millionen Toten auf dem Gebiet der
UdSSR.
Für den
ersten sozialistischen Staat war es ein Kampf auf Leben und Tod in einem von
seiten der Aggressoren kolonialistischen Krieg. Das erklärte Ziel der deutschen
Imperialisten war die Ausrottung dessen, was sie seit der Oktoberrevolution
Bolschewismus genannt hatten, des Marxismus-Leninismus. Die Sowjetunion sollte
in von Deutschland abhängige, Rohstoffe und Nahrungsmittel liefernde
Protektorate aufgeteilt werden. Gebiete, die landwirtschaftlich nutzbar waren,
sollten von Deutschen besiedelt werden, die einheimische Bevölkerung war für
Versklavung, Verdrängung und mehr oder weniger schnelle Vernichtung vorgesehen.
Die Ermordung der europäischen Juden war ein Teil dieses Programms.
Vor
diesem Hintergrund muß der militärische Aufmarsch der NATO-Staaten direkt an
der russischen Grenze oder in deren Nähe von den baltischen Staaten bis
Afghanistan in höchstem Maß alarmieren. Er ist verbunden mit dem Beschluß des
NATO-Gipfels vom Juli 2016 in Warschau, eine neue atomare Aufrüstungsrunde zu
beginnen. Noch immer ist unklar, ob die neue Administration in Washington an
der Einkreisungs- und Eskalationspolitik gegen Moskau festhalten will.
Allerdings spricht die Erhöhung des US-Militäretats um zehn Prozent Bände. Die
Bundesrepublik steigert ihre Rüstungsausgaben in ähnlicher Dimension. Vor allem
aber beteiligt sie sich dauerhaft mit Truppenkontingenten an imperialistischen
Abenteuern.
Während das Grundgesetz Streitkräfte allein zur Landesverteidigung
vorsieht, sind insgesamt mehrere tausend deutsche Soldaten in Afghanistan, in
Mali und seit diesem Jahr auch in Litauen in jeweils größerer Zahl stationiert.
In Zentralasien und in Westafrika geht es um aggressiven Neokolonialismus, in
Litauen um die Revision der Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs. Die DDR wurde
nach der Gründung der BRD geschaffen, um die Errungenschaften des Sieges über
den Faschismus zu sichern. Im westdeutschen Staat wurde der 8. Mai entsprechend
rasch verdrängt, und es war folgerichtig, daß die Bundesregierung im
vergangenen Jahr nicht an den 75. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion
erinnert werden wollte. Wer wieder Panzer an die russische Grenze schickt,
möchte vom 22. Juni und vom 8. Mai nicht sprechen.
Der Tag
im Mai vor 72 Jahren war ein Wendepunkt in der deutschen Geschichte. Doch die
Konterrevolution von 1989/1990 hat diese Chance vorerst zerstört und den
aggressivsten Kräften des deutschen Imperialismus den Weg nach Osten wieder
frei gemacht. Es ist heute keine leichte Aufgabe, das Gedächtnis an den Sieg
der Roten Armee und ihrer Alliierten wachzuhalten. Um so mehr gilt es, alle zu
unterstützen, die daran mit Veranstaltungen, mit Kundgebungen, Mahnwachen, in
Museen, an Gedenkstätten, in Schulen und Hochschulen mitwirken.
Dank den
Sowjetsoldaten! Dank allen, die ihr Vermächtnis bewahren! Gerade jetzt.
Von
Arnold Schölzel
aus „RotFuchs“, Heft Mai 2017
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