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Der "gemütliche" Rechtsruck geht verdammt schnell
vonstatten
Angela
Merkel hat es noch einmal geschafft. Sie selbst finde das Ergebnis gar nicht so
schlecht, wenn man bedenke, wie lange sie schon regiere, meinte sie kurz nach
der Wahl vor Parteigängern. Da hat sie Recht, vor allem wenn man bedenkt, was
sie die letzten zwölf Jahre so getrieben hat.
Aber
Merkel steht bei vielen immer noch für Stabilität. Das Bild der Mutti, die sich
um ihre Kinderchen redlich bemüht. Die Medien bedienten und bedienen dieses
Bild einer bedachten Kümmerin und Vermittlerin zwischen deutschen und
internationalen Interessen, zwischen Energiemafia und Umweltschutz, zwischen
den Kläffern und Wadenbeißern aus CSU und SPD.
Aber
dieses Bild ist falsch. Kanzlerin Merkel steht hinter Schäubles schwarzem
Bundeshaushalt, dem erklärten Verfassungsfeind de Maizière und Sigmar Gabriel,
dem Ex-Wirtschaftsminister und Busenfreund der Auto- und Energiemafia. Sie alle
sind verantwortlich für die grassierende Armut, die so vielen Familien in
Deutschland von der Kinderwiege bis zum Rentenalter das Leben versaut.
In der
Konstellation Schwarz-Gelb-Grün ist damit zu rechnen, dass die Angriffe gegen
Gewerkschaften – im FDP-Jargon Anfang der 2000er Jahre „Deutschlands größte
Bremser“ – und das „Tarifkartell“ heftiger werden. Beim Tarifeinheitsgesetz der
Großen Koalition wird die neue Regierung es kaum belassen, dafür wird ein
FDP-Wirtschaftsminister schon sorgen.
Und ein
grüner Außenminister würde in der Tradition Joschka Fischers wieder für
aggressive Außenpolitik stehen – im Namen der Menschenrechte natürlich.
Schwarz-Gelb-Grün
wäre auch für die Kommunen ein fortgesetzter, beschleunigter Gang durchs Tal
der Tränen. Öffentliche Daseinsvorsorge, egal ob Kita oder Friedhof, ist für
FDP und Grüne ganz selbstverständlich etwas, was vom Geldbeutel der Eltern bzw.
Angehörigen abhängt.
Oftmals
entscheiden (Kommunal-)Politiker gar nicht mehr darüber, wo und in welcher Form
unsere Kinder lernen oder wie und wo unsere Alten bis zu ihrem Tod verwahrt
werden. Das alles hängt davon ab, wie viel Geld die Betroffenen zur Verfügung
haben.
Viele
kommunale Krankenhäuser sind schon geschlossen oder privatisiert worden.
Kommunale Bäder werden geschlossen, damit Kinder von ihren Eltern ins 100
Kilometer entfernte und sauteure Spaßbad verfrachtet werden, wo sie dann im
knietiefen und pisswarmen Nass plantschen dürfen, weil sie nicht richtig
schwimmen können.
Private
Investoren dürfen von Schwarz-Gelb-Grün erwarten, dass den Kommunen weitere
Daumenschrauben angelegt werden, damit sie ihre letzten kommunalen Betriebe
privatisieren oder zumindest ÖP-„Partnerschaften“ mit privaten Investoren
eingehen.
Und all
diese kommenden Angriffe auf uns, auf die gesamte Klasse der Billiglöhner,
FacharbeiterInnen und Scheinselbstständigen, werden uns von Mutti Merkel als
vernünftige, demokratische, alternativlose und notwendige Reförmchen verkauft
werden. Das ganze unter der Drohung, dass mit der AfD alles noch viel schlimmer
wäre.
Aber uns
kann es fast egal sein, ob sich Rassisten und Verfassungsfeinde in sechs oder
sieben Fraktionen im Bundestag tummeln – die mögliche Spaltung der AfD-Fraktion
wird das Problem nicht lösen und der Versuch der CSU, ihre „rechte Flanke“ zu
schließen, es nur verschärfen.
Klar ist
jetzt schon, dass eine Linksfraktion im Bundestag nicht ausreicht, um all dem
etwas Wirksames entgegenzusetzen. Die neue Regierung wird für das Gegenteil
dessen stehen, für das die DKP im Bundestagswahlkampf geworben hat: Frieden –
Arbeit – Solidarität.
Die
Entscheidung der 11.750 Menschen, die dieses Mal DKP gewählt haben, war eine
sehr bewusste. Wer nicht bereits an der Seite der DKP den „Weg des Widerstands“
geht, wie es die SDAJ formuliert hat, sei hiermit aufgerufen, dies zu tun.
Zu diesem
weiten Weg gehört die Stärkung der Gewerkschaften und die Verteidigung des
Streikrechts. Die Kolleginnen und Kollegen von ver.di führen ihren Kampf für
mehr Personal in den Krankenhäusern über die Bundestagswahl hinaus fort (siehe
Interview Seite 3). Dieser Kampf richtet sich dagegen, Gesundheit als Ware zu
verkaufen und führt verschiedene Teile der Klasse zusammen.
Diesen
Kampf zu unterstützen und zu einem Erfolg zu führen, ist wichtiger als jedes
Mandat im Bundestag. Und irgendwann wird der gewerkschaftliche Kampf um bessere
Arbeitsbedingungen und höhere Löhne auch seinen Ausdruck in Wahlergebnissen
finden. Dann geht es der AfD und den Agenda-2010-Parteien an den Kragen.
Von Lars
Mörking
aus „unsere zeit (UZ) – Zeitung der DKP“ vom 29. September 2017
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