Schock bei den 1.000
Mitarbeitern der Damp/Helios-Kliniken in Norddeutschland. Einen Tag nach ihrem
Streik haben die Küchen-, Reinigungs- und Servicekräfte am Freitag ihre
Kündigung erhalten. Im Tarifkonflikt mit dem norddeutschen Klinikkonzern Damp
versucht der Arbeitgeber nun, mit offensichtlich rechtswidrigen Kündigungen,
den Streik der Beschäftigten zu unterlaufen. Rund 1.000 Beschäftigte der
Zentralen Service-Gesellschaft (ZSG) der zum Krankenhauskonzern Helios
gehörenden Damp AG erhielten Freitag völlig überraschend die Kündigung.
In den laufenden
Tarifverhandlungen für die rund 5.600 Beschäftigten der Damp AG, die über
Helios Teil des börsennotierten Gesundheitskonzerns Fresenius ist, war ver.di
dem Arbeitgeber in der letzten Runde am vorigen Mittwoch deutlich
entgegengekommen. Die Arbeitgeber wollen allerdings insbesondere den
Beschäftigten der Rehakliniken und der Servicegesellschaft die üblichen
tariflichen Standards bei Entgelt und Jahressonderzahlung sowie bei der
Eingruppierung der Fachpflege vorenthalten. Vor diesem Hintergrund hatten sich
in einer Urabstimmung mehr als 86 Prozent der Damp-Beschäftigten für einen
unbefristeten Streik ausgesprochen und hatten mit den Arbeitskampfmaßnahmen
begonnen. Daraufhin hatte die Damp-Gruppe die Verträge mit der ZSG gekündigt,
die dann wiederum ihren Beschäftigten kündigten. Der Geschäftsführer der ZSG hatte die
Kündigungen Freitagmorgen in einem Schreiben an die Betriebsräte damit
begründet, dass die ZSG durch die Streiks nicht mehr in der Lage sei, „ihre
vertraglich vereinbarten Leistungen zu erbringen“.
„Die Begründung ist an den
Haaren herbeigezogen“, so Oliver Dilcher, Verhandlungsführer der Gewerkschaft
ver.di. Zum einen gebe es mit Damp seit langem für Arbeitskämpfe eine
Notdienstvereinbarung mit einer Ankündigungsfrist von 48 Stunden, wodurch die
Akut- und Notfallversorgung jederzeit sichergestellt sei. „Mit offenkundig
unwahren Aussagen sollen die Beschäftigten der Service-Gesellschaft dazu
gedrängt werden, auf ihr grundgesetzlich garantiertes Streikrecht zu
verzichten. Das ist skandalös, inakzeptabel und wird weder von den Kolleginnen
und Kollegen, noch von ver.di hingenommen“, betonte Dilcher. „Die Kündigungen
zielen ausschließlich darauf, von den Beschäftigten einen Streikverzicht zu
erpressen.“ Und er fährt in einem Interview in den "Kieler
Nachrichten" vom 23.6.12 fort: "Sie erwischen einen geschockten
Gewerkschaftssekretär. So eine schändliche Reaktion habe ich in über 20 Jahren
Gewerkschaftsarbeit nicht erlebt“.
Foto: DKP Lübeck / Ostholstein |
Das Tochterunternehmen ZSG
war vor Jahren von Helios ausgegliedert worden, um niedrigere Löhne zu zahlen
und schlechtere soziale Standards für die Beschäftigten durchzusetzen. Die
Helios Kliniken GmbH provoziert immer wieder scharfe Kritik seitens der
Gewerkschaften. Ver.di wirft den Helios Kliniken vor, bundesweit systematisch
Arbeitsverhältnisse auf konzerneigene Tochterunternehmen überzuleiten, meist in
Bereiche, in denen am Markt schlechtere Lohnbedingungen vorherrschen. Die
Tochterunternehmen müssten sich um Aufträge aus dem eigenen Konzern in
Konkurrenz zu fremden Firmen bewerben. Mitarbeiter/innen die vorher viele Jahre
im öffentlichen Dienst beschäftigt waren, müssen in diesen Firmen dann
Gehaltseinbußen von bis zu 35% hinnehmen.
Die Helios-Kliniken-Gruppe
ist einer der größten Anbieter von stationärer und ambulanter
Patientenversorgung Europas. Zur Gruppe gehören 75 Kliniken. Das
Klinikunternehmen beschäftigt über 43.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete im
Jahr 2011 einen Umsatz von rund 2,7 Milliarden Euro.
Selbst der ansonsten
Unternehmer freundlichen „Kieler Nachrichten“ verschlägt es da in ihrem
Kommentar fast die Sprache, wenn sie feststellt: „Willkommen im Kellergewölbe
des Kapitalismus! Finster geht es hier zu, eiskalt und kompromisslos
marktorientiert. Die Kündigung von 1.000 Service- Mitarbeitern als Notwehr
gegen den Arbeitskampf zu verkaufen ist dreist und fadenscheinig.“
Der DKP Bezirksvorstand
Schleswig-Holstein hat in einer Erklärung zur Solidarität mit den
über 1.000 Beschäftigten der
Servicegesellschaft der Damp/Helios-Kliniken in Schleswig Holstein und Hamburg
aufgerufen. In einem Solidaritätsschreiben wird die sofortige Rücknahme der Kündigungen gefordert
und die Betreiberfirma, die Helios-Kliniken GmbH wird aufgefordert, ihre
Blockadepolitik bei den Tarifverhandlungen endlich aufzugeben.
Dem Konzern geht es bei
ihrem Verhandlungskurs um blanke Lohndrückerei zugunsten hoher Profite auf
Kosten der Beschäftigten und der Patienten. „Diese schändliche Strategie muss
durch eine breite Solidaritätsbewegung zur Unterstützung der Beschäftigten und
ihrer Gewerkschaft durchkreuzt
werde.“
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