Foto: DKP Lübeck / Ostholstein |
Im Windschatten der
Fußball-Euphorie hat die angeblich linke Bürgerschaftsmehrheit in Lübeck die
weitere Privatisierung von öffentlichem Eigentum vorangetrieben und damit ihren
politischen Offenbarungseid geleistet. Viel schneller als befürchtet ist diese pseudo-linke Mehrheit bei den Ur-Rezepturen des Finanzkapitals
angekommen.
Die Fraktionen von SPD,
Grünen und Partei Die Linke (PDL) in der Lübecker Bürgerschaft sind erfreut:
Sie haben erneut Anteile an der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) verkauft – an
den britischen Finanzinvestor Rreef, der zu 100 Prozent der Deutschen Bank
gehört. Toll!
Nach dem ersten Verkauf von
2008, bei dem bereits 25,1 Prozent der LHG an den britischen Finanzinvestor
Rreef gingen, wurden jetzt weitere 12,4 Prozent verkauft. 37,5 Prozent ehemals
kommunalen Eigentums gehören also nun einem privaten Finanzinvestor bzw.
indirekt der Deutsche Bank.
Was sind also die Vorteile,
die die Herrschaften von SPD, Grüne und PDL uns als Meilensteine verkaufen
wollen?
Diese werden umgehend
benannt:
„- der Verkaufserlös fließt
vollständig in notwendige Investitionen, um den Hafen zukunftsfähig zu machen;
- Beteiligung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an der Lübecker Hafengesellschaft - das "Lübecker Modell";
- Arbeitnehmersicherung für den Fall unabweisbar notwendig werdender betriebsbedingter Kündigungen für 36 Monate.
- Eine Laufzeit der Vereinbarung bis 2024 schafft langfristige Sicherheit.“
- Beteiligung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an der Lübecker Hafengesellschaft - das "Lübecker Modell";
- Arbeitnehmersicherung für den Fall unabweisbar notwendig werdender betriebsbedingter Kündigungen für 36 Monate.
- Eine Laufzeit der Vereinbarung bis 2024 schafft langfristige Sicherheit.“
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Alles
dies sind de-facto nicht die Ideen der Bürgerschaftsmehrheit sondern vielmehr Ergebnisse
von Verhandlungen zwischen der Hansestadt Lübeck, der Gewerkschaft Ver.di, dem
Betriebsrat der Lübecker Hafengesellschaft sowie der Steuerungsgruppe und haben
den Weg für den Beschluss der Lübecker Bürgerschaft frei gemacht, weitere
Gesellschaftsanteile an der Lübecker Hafengesellschaft zu veräußern.
Bis Ende 2024 sind also nun die
Jobs im Hafen sicher, so heißt es. Sollte dem Hafen allerdings zwischenzeitlich
die Arbeit ausgehen, werden die dort Beschäftigten bis zu drei Jahre an städtische
Betriebe oder Gesellschaften ausgeliehen. Besteht dann weiterhin Arbeitsmangel,
werden weitere Beschäftigte ausgeliehen. Die Kosten für Löhne und Gehälter
übernimmt in diesen Fällen die Stadt. Sollten bei der Stadt keine Stellen vorhanden
sein, werden die Betroffenen in Qualifizierungsmaßnahmen untergebracht.
Darüber hinaus fließt ein
Teil der Verkaufserlöse der Stadt in ein Beteiligungsmodell. Die Beschäftigten
erwerben gemeinsam einen Anteil an dem Unternehmen. Wenigstens Ver.di und der
Betriebsrat scheinen folglich ihre Hausaufgaben gemacht zu haben.
Die CDU-Fraktion kritisiert
dieses Model als „keine gute Lösung“ und spricht von „einem negativen Signal an
die übrigen städtischen Gesellschaften, wo Arbeitnehmer nicht so gut abgesichert
sind“. Auch von „Erpressungspotenzial“, welches im Hafen hoch sei, spricht die
CDU.
Verwundert mag man sich die
Augen reiben, denn dieser Deal müsste eigentlich auch der CDU gefallen, hat er
doch alles, was die real-existierende kapitalistische Gesellschaft so
„erfolgreich“ macht: Kommunales (also eigentlich öffentliches) Eigentum wird zu
einem immer höher werdenden Teil an das Finanzkapital verschachert. Das hieraus
„gewonnene“ (kurzfristige) Geld wird in die Modernisierung des Hafens gesteckt,
damit dieser Profitabel wird. Sollte der Hafen also profitabel werden, so steckt
sich diesen Profit später – dank seines größeren Anteils – zu nicht
unerheblichen Teilen das hundertprozentige Tochterunternehmen der Deutschen
Bank ein. Der vorläufige Verkaufserlös wird also zu einem 37,5 % - Anteil direkt dem Käufer geschenkt! Wer investiert also??
Sollte das Ganze nicht so
erfolgreich sein, oder der Profit auf diese Weise maximierbar, so lassen sich die
Kosten für die, von der Gewerkschaft und dem Betriebsrat erkämpften,
Beschäftigungsgarantien vom neuen Großanteilseigner leicht wieder auf die Stadt
– also auf öffentliche Gelder aus Steuermitteln – abwälzen, da dem Hafen
sicherlich „leider“ zwischenzeitlich die Arbeit ausgeht und die Beschäftigten
dann so oder so durch die Stadt bezahlt werden müssen.
Es ist das alte Lied:
Gewinne werden privatisiert – natürlich nur an das Finanz- und Großkapital –
und Kosten fallen wieder der Bevölkerung zur Last. Kapitalismus vom Feinsten!
So etwas nennen SPD, Grüne
und PDL Meilensteine und die CDU schimpft. Letztere schimpft wahrscheinlich
nur, weil Gewerkschaft und Betriebsrat es wirklich geschafft haben für einen
überschaubaren Zeitraum Existenzen von Beschäftigten zu erhalten.
Foto: DKP Lübeck / Ostholstein |
Das Schimpfen der CDU
überrascht folglich nicht. Auch von SPD und Grünen waren wir solcherlei
Selbstverleugnung ihrer politischen Wurzeln ja bereits gewöhnt. Aber dass die
PDL so schnell in ihrer Rolle als weiterer Arzt am Krankenbett des Kapitalismus
ankommt, hätte manchen Menschen noch überraschen können, wenn, ja wenn sie die
handelnden Akteure der Lübecker PDL noch nicht kannten…
Wirkliche Alternativen im Sinne
der Menschen sehen anders aus – sie erfordern aber auch das strikte
Durchbrechen der Vorgaben der kapitalistischen Verwertungslogik!
Dazu hätte man einmal die
Beschäftigten im Hafen fragen müssen, denn die kennen die wahren Quellen für
Erfolg oder Misserfolg ihres Arbeitsbereiches sicherlich am Besten. Eine LHG in
wirklichem Gemeinschaftseigentum der Beschäftigten würde fraglos länger leben
und erfolgreicher sein, als dieser „Meilenstein“ im Großanteilseigentum des
Finanzkapitals.
Denn Privatisierung ist nie
die Lösung eines Problems, auch wenn sie scheinbar schnelles Geld verheißt, sie
ist vielmehr immer der Anfang vom Elend: Lohndumping, Leiharbeit,
Ausgliederung, Zerschlagung und schließlich Arbeitslosigkeit sind ihre steten
Begleiter.
Ergo: Privatisierung löst keine Probleme, sie schafft sie erst!
Ergo: Privatisierung löst keine Probleme, sie schafft sie erst!
Auch an diesem Beispiel
zeigt sich einmal mehr, wie nötig eine wirklich antikapitalistische Alternative
in dieser Stadt ist.
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