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Eurokorps, Foto: junge Welt |
EU wird Militärunion
23
EU-Staaten, darunter Deutschland und das „neutrale“ Österreich, haben den
Grundstein für eine „europäische Verteidigungsunion“ gelegt. Bei einer
Zeremonie in Brüssel unterschrieben die Außen- und Kriegsminister am Montag das
Gründungsdokument für eine ständige militärische Zusammenarbeit (PESCO).
Die
„Verteidigungsunion“ soll die EU unabhängiger von den USA machen und zu
gemeinsamen Rüstungsprojekten führen.
Den Vorwand für diesen
Schritt liefern einerseits die aufgewärmte Lüge von einer angeblichen Bedrohung
aus Russland, und andererseits die Person des ungeliebten USA-Präsidenten.
„Es war
für uns wichtig – gerade nach der Wahl des amerikanischen Präsidenten (Donald
Trump) – uns eigenständig aufzustellen“, sagte die deutsche Kriegsministerin
Ursula von der Leyen (CDU). „Wenn es eine Krise gibt in unserer Nachbarschaft,
müssen wir handlungsfähig sein.“
Von der Leyen meinte
zudem in einem Interview mit der ARD, dass die Militarisierung Europas – die
sie als „gemeinsame europäische Verteidigung“ verklausuliert – „mal ein
Gründungsgedanke der europäischen Gemeinschaft“ gewesen sei. Während sie die
Vorzüge einer „Armee der Europäer“ pries, deutete sie bereits an, wo ihrer
Meinung nach militärisch eingegriffen werden müsse: „Für uns in Deutschland ist
vor allem die Zusammenarbeit wichtig, also dass wir eine Truppe aufstellen, die
‚Armee der Europäer‘, die, wenn es eine Krise gibt, wenn Europa gefragt ist,
schnell einsatzfähig ist. Wir haben es in der Vergangenheit immer wieder
erlebt, dass, zum Beispiel bei Ebola, wir Europäer helfen wollten. Aber wir
konnten es nicht“.
Mit dem
am Montag unterschriebenen Dokument verpflichten sich die 23 EU-Staaten auch
zur Einhaltung von 20 konkreten Teilnahmebedingungen. Dazu gehören eine
regelmäßige Erhöhung der Militärausgaben, die Beteiligung an gemeinsamen
Rüstungsprojekten und die Bereitstellung von Soldaten für die
„Krisenreaktionskräfte“ der EU. Letztere wurden 2007 als „EU-Battlegroups“
aufgestellt.
Für die
NATO soll das Projekt keine Konkurrenz darstellen, heißt es. „Die Sicherheits-
und Verteidigungsunion ist komplementär zur NATO. Die NATO wird immer Landes-
und Bündnisverteidigung bleiben, das ist ganz wichtig. Aber es gibt eine
Vielzahl von Themen, wo ich nicht die NATO sehe, aber Europa gefragt ist“,
sagte von der Leyen – und meint damit wiederum den angestrebten größeren
Einfluss der EU in Afrika.
NATO-Generalsekretär
Jens Stoltenberg sagte, eine starke „europäische Verteidigung“ sei „gut für
Europa, aber auch gut für die NATO“. Er warnte aber vor dem Aufbau von Parallelstrukturen
und Konkurrenzdenken. Dänemark und Britannien beteiligen sich nicht an PESCO.
Irland, Malta und Portugal hatten sich bis Montag noch nicht entschieden.
Die
ständige strukturierte Zusammenarbeit, die in der EU-Sprache PESCO genannt
wird, soll offiziell im Dezember starten. Erste konkrete Projekte könnten der
Aufbau eines Sanitätskommandos oder die Einrichtung von gemeinsamen
Logistikdrehscheiben für den Transport von Truppen und Ausrüstung sein.
Gegen eine regelmäßige
Erhöhung der Militärausgaben haben sich die Unterzeichnerinnen und
Unterzeichner des Aufrufs „abrüsten statt aufrüsten“ gewandt. Dem Aufruf, den
auch die DKP unterstützt, haben sich u.a. die Gewerkschaftsvorsitzenden Frank
Bsirske (ver.di), Michaela Rosenberger (NGG) und Marlis Tepe (GEW)
angeschlossen.
Darin heißt es: „Zwei Prozent, das sind mindestens weitere 30 Milliarden
Euro, die im zivilen Bereich fehlen, so bei Schulen und Kitas, sozialem
Wohnungsbau, Krankenhäusern, öffentlichem Nahverkehr, kommunaler Infrastruktur,
Alterssicherung, ökologischem Umbau, Klimagerechtigkeit und internationaler
Hilfe zur Selbsthilfe.“
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