Minderjährige! Gerüchte! E-Mails! Russen!
Eine
E-Mail beherrschte den Auftakt der Münchner Sicherheitskonferenz. Eine E-Mail
aus dem Osten. Es erzitterte die versammelte NATO-Generalität, furchtsam
duckten sich die Verteidigungsminister, es klapperten die Zähne der
Rüstungsindustrie-Vertreter. Vor allem aber nahmen die Angst-Verstärker in den
Medien sofort den Kampf auf: Die westliche Welt erbebte in ihren Grundfesten.
Denn im bedeutenden Land Litauen soll eine E-Mail gesichtet worden sein,
gelesen gar und über den SPIEGEL der Weltöffentlichkeit weitergegeben: „Nach
SPIEGEL-Informationen streuten Unbekannte vor einigen Tagen durch gezielte E-Mails
Gerüchte, dass deutsche Soldaten bei ihrem Einsatz in dem baltischen Land eine
Minderjährige vergewaltigt hätten.“ Unbekannte streuten! Gezielt! Und in einer
ersten Fassung wusste der SPIEGEL auch wer hinter der E-Mail steckte: „Russland
attackiert Bundeswehr mit Fake-News-Kampagne“
Die
einstmals seriöse BADISCHE ZEITUNG zitierte den verteidigungspolitischen
Sprecher der Unionsfraktion, Henning Otte, der von einer „perfiden Propagandageschichte“
erzählen konnte. Und auch: „Es ist damit zu rechnen, dass Deutschland daher
auch in Zukunft zur Zielscheibe von Propagandaangriffen wird“. Ab heute wird
zurück gemailt! Der STERN, seit den Hitler-Tagebüchern der Experte für
FAKE-News, wusste von einer „Fake-News-Attacke in Litauen“ und auch: „Die Nato
verdächtigt Russland, die Falschinformationen gezielt verbreitet zu haben“. Die
journalistisch untadlige Illustrierte braucht keine Quelle, kein Zitat, nicht
den Hauch eines Beweises. Denn wir sind im Krieg. Jedenfalls die deutschen
Redaktionen.
Niemand
hat diese E-Mail gesehen. Keiner kann ihren Absender nennen. Trotzdem hat man
in Litauen nachgeforscht. Die polizeilichen Ermittlungen haben anschließend
ergeben, dass es weder ein Opfer, noch Zeugen oder einen Täter gab. Genau für
diese Fälle schwerster Attacken aus dem Nichts hat die Europäische Union die
„East StratCom Task Force“ gegründet, die Medien-Einsatzgruppe, die aus der
Kälte des kalten Krieges kommt. Denn, so hackt das Europäische Parlament ins
Netz: „Die russische Strategie ist aggressiver und resoluter gegen Russlands
Nachbarn“. Wer jetzt überlegt, dass die „East StratCom Task Force“ einfach eine
Mail über eine Vergewaltigung in Litauen erfunden haben könnte, kommt dem surrealen
Kern der Einsatzgruppe ziemlich nahe. Denn nichts fressen deutsche Medien
offenkundig lieber als Nachrichten, die es nicht gibt, um sie als russische
Fake-News auszugeben und dann daraus eigene Fake-News herzustellen. – So werden
mit Vergewaltigungs-Nachrichten die Hirne von Medien-Konsumenten vergewaltigt.
Von U.
Gellermann
aus RATIONALGALERIE
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