Foto: Der Postillion |
Der Postillon: SPD läutet traditionelles linkes
Halbjahr vor wichtigen Wahlen ein
Berlin
(dpo) - Es ist wieder soweit: Die Führungsspitze der SPD hat heute Morgen bei
einem Treffen im Willy-Brandt-Haus in Berlin den Beginn des traditionellen
linken Halbjahres vor den nächsten Bundestagswahlen eingeläutet. In dieser Zeit
ist das Spitzenpersonal darum bemüht, die SPD wie eine Partei wirken zu lassen,
die Politik für Arbeiter und Geringverdiener macht.
"Liebe
Genossinnen und Genossen, das traditionelle linke Halbjahr vor der
Bundestagswahl ist hiermit feierlich eröffnet", verkündete der
SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Oppermann und klingelte laut hörbar mit der
sogenannten "Glocke des kleinen Mannes". Nachdem der Applaus abebbte,
erklärte er: "Jetzt ist die Zeit gekommen, in der wir uns für einige
Monate auf unsere sozialdemokratischen Wurzeln zurückbesinnen."
Parteienforscher versuchen bis heute herauszufinden, warum es in Deutschland Wähler gibt (immerhin 20 bis 30 Prozent), die immer noch auf das traditionelle linke Halbjahr der SPD hereinfallen. "Hier scheinen ähnliche psychische Prozesse abzulaufen wie bei einer vom Partner misshandelten Person", erklärt Parteienforscher Walter Rebke. "Der Wähler redet sich vor jeder Wahl ein, dass die reumütige SPD es dieses Mal ernst meint und ihr Verhalten wirklich zugunsten der Schwächeren in unserer Gesellschaft ändert."
Doch damit sieht es schlecht aus. Üblicherweise folgen nämlich auf das traditionelle linke Halbjahr vor Wahlen die traditionellen dreieinhalb arbeitgeberfreundlichen Jahre, die von Freihandelsabkommen, Privatisierungen, Klientelpolitik und sozialen Kürzungen geprägt sind.
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