Der
Liedermacher Konstantin Wecker nimmt kein Blatt vor den Mund.
Auch
nicht als Gast der ZDF-Sendung „Volle Kanne“ vor einigen Wochen, in der er über
sein Engagement für Flüchtlinge berichtete, mit der Folge, dass seine
Facebook-Seite mit teilweise wüsten Beschimpfungen überschwemmt wurde.
Er
antwortete seinen Kritikern:
heute
morgen, nach der ZDF Sendung „Volle Kanne“, bin ich, wie zu erwarten, wegen
meiner Einstellung zur Willkommenskultur, im Netz und per Mail wieder mal
heftig und derb beschimpft worden. Ich nehme den Fehdehandschuh nun doch einmal
auf. Nicht hasserfüllt. Einfach um es noch einmal klarzustellen.
Liebe
HasskommentatorInnen, BeleidigerInnen, BeschimpferInnen – ich mache mir eure
Beleidigungen gerne zu eigen. Jede einzelne sei hier in Gänsefüßchen angeführt:
Ja, Ich
bin ein „Gutmensch“. Gefällt euch Schlechtmensch besser? Warum habt ihr nur so
viel Widerwillen gegen den Versuch, Güte und Mitgefühl in politisches
Engagement einzubringen?
Und ja,
ich bin ein „linksgrünversiffter Altachtundsechziger“, und ich kämpfe weiterhin
für eine gewaltfreie Revolution des Bewusstseins.
Und ja,
ich bezeichne alle Fremdenhasser und Rassisten, die sich der Parolen und
Wahnvorstellungen der Nationalsozialisten bedienen, als „Nazis“.,Auch wenn die
Betreffenden es immer wieder von sich weisen. (Warum eigentlich? Ist es euch
doch peinlich?)
Ja, ich
bin „weltfremd“, denn eure Welt ist mir fremd und ich bin froh darüber.
Wer
„zuviel Mitgefühl hat, hat keinen Verstand“? Ich verzichte nur all zu gern auf
euren vom Menschsein getrennten Verstand. Verstand ohne Mitgefühl führt zum
Wahnsinn. Man kann das ganz gut am derzeitigen Zustand unserer Erde beobachten.
Und ja,
ich bin auch ein „Vaterlandsverräter“ – denn „ein ganzes Land als Vater war
schon immer eine Lüge …“ – mit dem Wort Vaterland kann ich nun mal nichts
anfangen und Nationalismus ist eine üble Seuche, die wir spätestens seit 1945
hätten überwinden müssen.
Und ja,
ich bin „naiv“, denn wie kann man euer Weltbild ertragen, ohne naiv zu sein?
Und einzig diese Naivität erlaubt mir auch, mit eurer verängstigten Seele
mitzuempfinden
Und: Ihr
selbsternannten Realisten habt keine Ahnung von der Wirklichkeit. Eure
angsterfüllte, so genannte Realität gleicht einer Arachnophobie. Ihr wisst
doch: die kleinste Spinne füllt für jemanden mit übersteigerter Angst vor
Spinnen den Raum im eignen Hirn, als wäre sie eine lebensgefährliche Bedrohung.
Er nimmt nichts anderes mehr wahr als die Panik, die ihm sein Hirn vorgaukelt.
So nimmt euch die Angst vor den Flüchtlingen, vor dem Fremden, vor dem Anderen,
Neuen und Unberechenbaren gefangen. Und das nennt ihr dann Realität. Da hilft
kein Söder, keine AfD und auch ein Bachmann nicht – da hilft nur noch ein
Psychiater.
Solange
ich bei Kräften bin, werde ich mich gegen euer Weltbild zur Wehr setzen. Als
Pazifist. Als Humanist. Als Antifaschist. Als radikaler Demokrat. Als Mensch.
Und nun
wende ich mich wieder mit großer Freude meinen Freundinnen und Freunden, den
Gutmenschen zu. Denn jede noch so kleine helfende Geste dieser Menschen ist
wichtiger als euer Gebell im Wald eurer Phobien.
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