Fritz
Bringmann wurde am 9.2.1918 in Lübeck geboren. Er war das sechste von acht
Kindern. Er wuchs in einer politisch aktiven Familie auf: Sein Großvater
gehörte 1892 zu den Gründungsmitgliedern der SPD in Stockelsdorf. Auch sein
Vater war Sozialdemokrat und seine älteren Brüder waren Mitglieder in der SAJ.
Später
traten seine Brüder dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) bei.
Er begann
illegale Handzettel und Schriften zu verteilen. In der Nacht vom 27. zum 28.
April 1935 malte er mit seinem Bruder Karl, der zu diesem Zeitpunkt wieder frei
war, auf das Dach von „Marmor Rother“ die Losung „Nieder mit Hitler“, sie
wurden entdeckt und mussten fliehen. Zurückgelassene Materialien wurden ihnen
zum Verhängnis. Sie wurden in Schutzhaft genommen. Das Jugendgericht Lübeck
verurteilte ihn wegen Sachbeschädigung zu zweieinhalb Monaten Gefängnis, die
mit der Untersuchungshaft als verbüßt galten. Doch die Gestapo ordnete
Schutzhaft bis September an.
Blick vom Wachturm auf das Lagergelände des KZ Neuengamme |
Im
Oktober 1935 erfolgte die erneute Verhaftung. Im September 1936 wurde Fritz
Bringmann zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Das Jahr Untersuchungshaft wurde
angerechnet, das andere Jahr zur Bewährung ausgesetzt. Doch es erfolgte die
Einweisung in ein „Umschulungslager“. Anfang November wurde Fritz Bringmann
-18jährig- in das KZ Sachsenhausen überstellt. Am 30. September 1940 erfolgte die
Überstellung in das KZ Neuengamme. Hier war er anfänglich Vorarbeiter in der
Strafkompanie.
Im
Oktober 1941 wurde er Häftlingssanitäter im neu errichteten
„Kriegsgefangenen-Arbeitslager“. Im Dezember brach im Lager eine
Flecktyphusepidemie aus. „Ende Januar 1942 erschien SS-Sanitäter Bahr und gab
mir den Befehl des Standortarztes, nicht mehr arbeitsfähige Kriegsgefangene
mittels Injektionen zu töten. Ohne mögliche Folgen zu bedenken, lehnte ich die
Tötung der Kriegsgefangenen
kategorisch
ab.“ [HB 1288, S.8]
Zu diesem
Zeitpunkt erkrankte Fritz Bringmann auch an Flecktyphus, für vier Wochen musste
er ins Krankenrevier. Bis Ende Mai 1942 waren von den 1000 sowjetischen Kriegsgefangenen
652 gestorben. Die verbliebenen wurden nach Sachsenhausen überstellt.
„Wir
haben nie wieder etwas von ihnen gehört. Als Erinnerung an sie ist mir ihre
Danksagung und eine Schnitzarbeit geblieben, die sie mir vor ihrer Überstellung
nach Sachsenhausen überreichten.“
[Biografie
2004, S.91]
Tod im Stacheldrahtzaun. Zeichnung W. Petrow |
Nach dem
Abtransport der Kriegsgefangenen, war Fritz Bringmann Stubenältester. Es folgte
der Einsatz als Sanitäter in der 2. SS-Baubrigade Osnabrück. Im Mai 1943, dann
die Verlegung nach Bremen-Huckelriede. Von dort aus unternahm er im April 1944
einen Fluchtversuch. Nach sieben Wochen wurde er gefasst. Es erfolgte die
erneute Einweisung in das KZ Neuengamme, dann die Überstellung in das Zuchthaus
Bremen-Oslebshausen. Dort blieb er bis Kriegsende. Im Juni 1945 kehrte er nach
Lübeck zurück.
„Die Empfindungen meiner Mutter vermag ich nicht zu schildern.
Meine Brüder Karl und Alfred waren bereits zu Hause. […] Hans und Werner hatten
um 1935 emigrieren müssen, um einer Verhaftung zu entgehen; wir wussten also
nur, dass sie sich im Ausland aufhielten. Über Henry hatte ich ja gehört, er sei
aus der Haft im Zuchthaus Waldheim in Sachsen bereit worden. Bruno war als
Seemann in Indien interniert worden und auch der Jüngste, Günter war noch nicht
zu Hause. Er war als einziger unserer Familie zur Wehrmacht eingezogen worden.
[…] Die Leidensgeschichte unserer Mutter […] ständig die Gestapo im Haus. Mein
Vater unseretwegen monatelang in Haft. Von acht Söhnen sechs im anti-faschistischen
Widerstand aktiv, drei von ihnen erfolgreich aus Deutschland geflüchtet, drei
für zehn und mehr Jahre in Zuchthäusern und Konzentrationslagern inhaftiert.
Die anderen beiden interniert bzw. in Kriegsgefangenschaft.“
Nach
seiner Rückkehr engagiert Fritz Bringmann sich beim Aufbau der FDJ [Freie
Deutsche Jugend] in Lübeck. 1947 heiratete er seine Lebensgefährtin Alice. Er
engagierte sich in der Arbeitsgemeinschaft ehemaliger politischer Gefangener.
Nach dem
Verbot der FDJ arbeitete er aktiv in der VVN und KPD.
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