Montag, 4. Mai 2015

Unvergessen! Der Lübecker Antifaschist Fritz Bringmann

Fritz Bringmann wurde am 9.2.1918 in Lübeck geboren. Er war das sechste von acht Kindern. Er wuchs in einer politisch aktiven Familie auf: Sein Großvater gehörte 1892 zu den Gründungsmitgliedern der SPD in Stockelsdorf. Auch sein Vater war Sozialdemokrat und seine älteren Brüder waren Mitglieder in der SAJ.
Später traten seine Brüder dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) bei.

1933 begann Fritz Bringmann eine Lehre als Klempner und Installateur. Im gleichen Jahr wurden seine Brüder Werner (19), Alfred (23) und Karl (18) wegen illegaler politischer Tätigkeit im KJVD verhaftet und ins KZ Fuhlsbüttel (Kolafu) überstellt. Durch die Verhaftungen seiner Brüder entschloss sich Fritz Bringmann 1934 „etwas gegen die Nazis zu tun“. [Aus Biografie 2004, S.26]

Er begann illegale Handzettel und Schriften zu verteilen. In der Nacht vom 27. zum 28. April 1935 malte er mit seinem Bruder Karl, der zu diesem Zeitpunkt wieder frei war, auf das Dach von „Marmor Rother“ die Losung „Nieder mit Hitler“, sie wurden entdeckt und mussten fliehen. Zurückgelassene Materialien wurden ihnen zum Verhängnis. Sie wurden in Schutzhaft genommen. Das Jugendgericht Lübeck verurteilte ihn wegen Sachbeschädigung zu zweieinhalb Monaten Gefängnis, die mit der Untersuchungshaft als verbüßt galten. Doch die Gestapo ordnete Schutzhaft bis September an.

Blick vom Wachturm auf das Lagergelände des KZ Neuengamme
Im Oktober 1935 erfolgte die erneute Verhaftung. Im September 1936 wurde Fritz Bringmann zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Das Jahr Untersuchungshaft wurde angerechnet, das andere Jahr zur Bewährung ausgesetzt. Doch es erfolgte die Einweisung in ein „Umschulungslager“. Anfang November wurde Fritz Bringmann -18jährig- in das KZ Sachsenhausen überstellt. Am 30. September 1940 erfolgte die Überstellung in das KZ Neuengamme. Hier war er anfänglich Vorarbeiter in der Strafkompanie.

Im Oktober 1941 wurde er Häftlingssanitäter im neu errichteten „Kriegsgefangenen-Arbeitslager“. Im Dezember brach im Lager eine Flecktyphusepidemie aus. „Ende Januar 1942 erschien SS-Sanitäter Bahr und gab mir den Befehl des Standortarztes, nicht mehr arbeitsfähige Kriegsgefangene mittels Injektionen zu töten. Ohne mögliche Folgen zu bedenken, lehnte ich die Tötung der Kriegsgefangenen
kategorisch ab.“ [HB 1288, S.8]

Zu diesem Zeitpunkt erkrankte Fritz Bringmann auch an Flecktyphus, für vier Wochen musste er ins Krankenrevier. Bis Ende Mai 1942 waren von den 1000 sowjetischen Kriegsgefangenen 652 gestorben. Die verbliebenen wurden nach Sachsenhausen überstellt.

„Wir haben nie wieder etwas von ihnen gehört. Als Erinnerung an sie ist mir ihre Danksagung und eine Schnitzarbeit geblieben, die sie mir vor ihrer Überstellung nach Sachsenhausen überreichten.“
[Biografie 2004, S.91]

Tod im Stacheldrahtzaun. Zeichnung W. Petrow
Nach dem Abtransport der Kriegsgefangenen, war Fritz Bringmann Stubenältester. Es folgte der Einsatz als Sanitäter in der 2. SS-Baubrigade Osnabrück. Im Mai 1943, dann die Verlegung nach Bremen-Huckelriede. Von dort aus unternahm er im April 1944 einen Fluchtversuch. Nach sieben Wochen wurde er gefasst. Es erfolgte die erneute Einweisung in das KZ Neuengamme, dann die Überstellung in das Zuchthaus Bremen-Oslebshausen. Dort blieb er bis Kriegsende. Im Juni 1945 kehrte er nach Lübeck zurück. 

„Die Empfindungen meiner Mutter vermag ich nicht zu schildern. Meine Brüder Karl und Alfred waren bereits zu Hause. […] Hans und Werner hatten um 1935 emigrieren müssen, um einer Verhaftung zu entgehen; wir wussten also nur, dass sie sich im Ausland aufhielten. Über Henry hatte ich ja gehört, er sei aus der Haft im Zuchthaus Waldheim in Sachsen bereit worden. Bruno war als Seemann in Indien interniert worden und auch der Jüngste, Günter war noch nicht zu Hause. Er war als einziger unserer Familie zur Wehrmacht eingezogen worden. […] Die Leidensgeschichte unserer Mutter […] ständig die Gestapo im Haus. Mein Vater unseretwegen monatelang in Haft. Von acht Söhnen sechs im anti-faschistischen Widerstand aktiv, drei von ihnen erfolgreich aus Deutschland geflüchtet, drei für zehn und mehr Jahre in Zuchthäusern und Konzentrationslagern inhaftiert. Die anderen beiden interniert bzw. in Kriegsgefangenschaft.“

Nach seiner Rückkehr engagiert Fritz Bringmann sich beim Aufbau der FDJ [Freie Deutsche Jugend] in Lübeck. 1947 heiratete er seine Lebensgefährtin Alice. Er engagierte sich in der Arbeitsgemeinschaft ehemaliger politischer Gefangener.

Nach dem Verbot der FDJ arbeitete er aktiv in der VVN und KPD. 

1970 wurde er Generalsekretär der Amicale Internationale Neuengamme. Am 26. Januar 2000 wurde Fritz Bringmann das Bundesverdienstkreuz 1.Klasse verliehen. Eine Würdigung seiner Tätigkeit in der Amicale Internationale Neuengamme, deren Ehrenpräsident er bis zu seinem Tod im März 2011 war.

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