„Mutter Heimat ruft!“, 1941 |
Erklärung des Parteivorstandes der Deutschen
Kommunistischen Partei
Die
deutschen Kommunistinnen und Kommunisten gedenken gemeinsam mit den anderen
antifaschistischen Kräften und der Friedensbewegung des 75. Jahrestages des
Überfalls der faschistischen deutschen Wehrmacht auf die sozialistische
Sowjetunion am 21. Juni 1941.
Der Angriff war lange vorbereitet und
beschlossen
Mit dem
lange vorbereiteten „Unternehmen Barbarossa“ erreichte der von Nazi-Deutschland
ausgelöste II. Weltkrieg seinen blutigen Höhepunkt. Damit vollzog sich
endgültig ein Wandel im Charakter des Krieges. Durch den erzwungenen Eintritt
der UdSSR in den Krieg wurde der II. Weltkrieg endgültig auf Seiten der gegen
den Faschismus kämpfenden Staaten zu einem gerechten antifaschistischen Befreiungskrieg.
Auf dem
Höhepunkt der Macht des deutschen Monopolkapitals wuchs sich der „Triumph der
deutschen Waffen“ zur übersteigerten Allmachtphantasie der entscheidenden
Fraktionen des deutschen Großkapitals aus.
Neuauflage des „Ritts nach dem Osten“
Anstatt
die Lehren aus der Geschichte zu ziehen und sie in eine Politik des Friedens
umzusetzen, verkündet die von CDU/CSU und SPD gebildete Regierung der BRD nicht
nur das ehrgeizigste Aufrüstungsprogramm der letzten Jahrzehnte sondern auch
den erneuten personellen Ausbau der Bundeswehr. Das neue „Weißbuch der
Bundeswehr“ wird die dazu gehörige außen- und sicherheitspolitische Strategie
des deutschen Imperialismus fortschreiben und dem neuen Kräfteverhältnis
zwischen den imperialistischen Staaten anpassen.
Bis zum
Jahr 2020 sollen für über 130 Mrd. Euro modernste Waffensysteme angeschafft werden.
Deutschland will…Damit soll das Vorrücken der schnellen NATO- Einsatzgruppen,
darunter 4000 deutsche Soldaten, an die russischen Westgrenzen auch
militärtechnisch perfektioniert werden. Die bisherige Obergrenze des
Personalbestands der Bundeswehr von 185.00 Soldaten wird aufgehoben. In einem
ersten Schritt sollen 7000 zusätzliche Planstellen geschaffen werden. Für die
nächsten sieben Jahre ist geplant die Truppe um insgesamt 14.300 Soldaten und
4.400 Zivilangestellte aufzustocken. Deutschland will nach Aussagen seiner
Kriegsministerin wieder über eine „robustere“ und schneller verfügbare
Angriffsarmee verfügen.
Durch
intensive und verharmlosende Propaganda für die „Modernität“, den „hohen
technischen Standard“ und die „hochwertigen Arbeitsbedingungen“ der
Berufssoldaten sowie vermehrte Werbeeinsätze an Schulen soll die Attraktivität
des modernen Söldnertums erhöht und eine „Normalität“ vorgegaukelt werden, die
die aggressive und todbringende Funktion der Bundeswehr bei ihren globalen
Einsätzen verschleiert. Der Dienst in der Bundeswehr soll auf diese Weise
jungen Männern und Frauen angeblich eine „zukunftssichere und moderne“
Berufsausbildung garantieren, bei der das Töten und Getötetwerden zu einer Art
„Restrisiko“ auf einer ansonsten tollen Abenteuertour verniedlicht wird.
Garanten des Sieges: Einheit von Volk, Armee
und Kommunistischer Partei
Tod den deutschen faschistischen Banditen |
Die
Selbstüberschätzung Nazi-Deutschlands zerschellte in den blutigsten Schlachten,
die die Menschheit bis dahin erlebt hatte. In den heroischen und verlustreichen
Abwehrschlachten von Brest, Minsk, Smolensk, in Belorussland, der Ukraine, auf
der Krim, im Kaukasus und an der Wolga, vor dem eingekesselten Leningrad, am
Stadtrand von Moskau und im Häuserkampf von Stalingrad wurde die Übermacht der
faschistischen Aggressoren gebrochen.
In den
verlustreichen Panzerschlachten am Kursker Bogen und in den gigantischen
Kämpfen an der Wolga erzwang die Rote Armee gestützt auf den heldenhaften Kampf
und die Opfer- und Einsatzbereitschaft der Bevölkerung die endgültige Wende des
Krieges.
Die vom
Oberkommando konzipierten und in die Kriegsgeschichtsschreibung eingegangenen
12 Großoffensiven der Roten Armee zwangen die Elitearmeen des deutschen
Imperialismus und seine Verbündeten in die Flucht. Der „Große Vaterländische
Krieg“ brachte schließlich mit der Befreiung des sowjetischen Territoriums und
der Befreiung Osteuropas, der Balkan-Staaten und Österreichs die entscheidende
Wende des 2. Weltkrieges.
Die
Einheit von Armee und Partisanenverbänden, die Einheit von Front und Hinterland
unter der Führung der KPdSU, ihres Politbüros, ihres Obersten Hauptquartiers
und Generalstabs: diese sprichwörtliche Einheit von Parteiführung,
Staatsführung und Volk entstand und wurde zusammengehalten durch die gemeinsame
Überzeugung einen gerechten Krieg zur Verteidigung der Heimat und des
sozialistischen Aufbaus zu führen.
Ideologisch umkämpfte Sicht auf die Geschichte
Alle
Verständigungsbemühungen der UdSSR in den Dreißigerjahren, um einen Block gegen
Hitler mit den Westmächten zu bilden, waren von diese zurückwiesen worden. Mit
dem Münchner Abkommen von 1938 wurde dem faschistischen Deutschland faktisch
von Großbritannien und Frankreich das Tor nach Osten aufgestoßen.
Die
sowjetische Führung machte sich keine Illusionen über die Ziele des
faschistischen Deutschlands. Sie wusste schon beim Abschluss des
deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrags von August 1939, dass der Überfall
kommen würde, aber sie wollte und musste alle Möglichkeiten nutzen um die
Umstellung ihrer Industrie auf die Modernisierung, die Erhöhung der
Verteidigungsfähigkeit zu erhöhen.
Doch die
Dauer der Atempause reichte trotz intensivster und geradezu heroischer
Anstrengungen nicht aus um den technologischen und quantitativen Vorsprung der
modernsten Angriffsarmee der damaligen Zeit wettzumachen. Außerdem kam es zu
organisatorischen Unzulänglichkeiten und Mängeln bei der Vorbereitung auf den
von der sowjetischen Führung erwarteten Überfall.
Hinzu
kamen Mitte der 30er Jahre Fehler und zum Teil grobe Fehlentscheidungen im
Kampf gegen echte und auch nur vermeintliche Angehörige einer „5. Kolonne“ in
Armee, Partei und Staatsapparat, die die Kampfkraft des Landes objektiv
schwächten. Auch eine gewisse Unterschätzung der Brutalität, Heimtücke und
Wortbrüchigkeit des faschistischen Regimes in der unmittelbaren Vorkriegsphase
begünstigten die Anfangserfolge der Aggressoren.
Orden des Vaterländischen Krieges |
Wir
lehnen daher nicht nur die objektive Gleichsetzung von Aggressor und Opfer
durch diejenigen ab, die sich vorrangig an der antikommunistischen
Totalitarismus-Theorie orientieren.
Wir
wissen: Der Blick auf die Geschichte ist immer von Klasseninteressen geprägt
und der Kampf um das Gedenken ist zugleich immer ein Kampf um die Gestaltung
der Zukunft. Und es sind die Mächtigen und Sieger der Geschichte, die die
Geschichte so schreiben und interpretieren lassen, wie es ihnen ins
Herrschaftskonzept passt.
Für uns
gilt auch heute die Mahnung der programmatischen Erklärung des ZK der KPD vom
11. Juni 1945:
„Euch
allen, Ihr Männer und Frauen des schaffenden Volkes. Euch Soldaten und
Offizieren klingen noch die Worte in den Ohren. ´Das ist für uns der Sinn des
Krieges: Wir kämpfen nicht um Ideale; wir kämpfen um die ukrainischen
Weizenfelder, um das kaukasische Erdöl, den Reichtum der Welt. Gesundstoßen
wollen wir uns.`
Dafür
wurde das nationale Dasein unseres Volkes aufs Spiel gesetzt. Der totale Krieg
Hitlers – das war der ungerechteste, wildeste und verbrecherischste Raubkrieg
aller Zeiten!“
Wer keine
Lehren aus diesem Irrweg der deutschen Geschichte zieht, ist dazu verurteilt
ihre Fehler zu wiederholen. Und die herrschende Klasse in Deutschland arbeitet
stark daran, ihre alte auf Eroberung- und Machterweiterung abzielende
Osteuropa-Politik auch gegenüber dem post-sozialistischen, kapitalistischen
Russland neu zu beleben.
Die Lehren für heute
Nationalismus,
Chauvinismus, Herrenvolkmentalität und die Suche nach den „Sündenböcken“ für
soziale und politische Ungerechtigkeiten, für die Minderheiten und „Fremde“
verantwortlich gemacht werden, sind auch heute die vergifteten Denkweisen und
Stereotypen , mit denen die politisch eigentlich Verantwortlichen für Not,
Krieg, Umweltzerstörung und Flucht diese Verschärfung der Aggressivität nach
außen verschleiern wollen.
Rechte
Demagogen, Ultrakonservative und Faschisten sowie die Mehrheit der vom
Großkapital beherrschten und gesteuerten Medien schüren Existenz- und
Zukunftsängste, sie missbrauchen soziale Zukunftsängste und lenken diese um in
Ablehnung und wachsende brutale Gewalt gegenüber denen, die aus tiefster Not
nach Europa fliehen.
Wie die
DKP in ihrem neuen „Sofortforderungsprogramm“ belegt, sind es aber die
deutschen und internationalen Großkonzerne und Banken, die NATO, die
Rüstungsmonopole und Waffenexporteure, die für die weltweit 60 Millionen
Flüchtlinge verantwortlich sind. Ihre politischen Sachwalter, sei es in
Washington, London, Paris, Berlin oder Brüssel bedienen sich wie vor 75 Jahren
der sozialen Demagogie und der Verhetzung um dies zu vertuschen.
Die
Spaltung der Werktätigen, der Arbeiterklasse in Fremde und Hiesige hat damals
wie heute dasselbe Ziel: die eigentlichen Verursacher und Profiteure der
Krisen, die Milliardäre und Multimillionäre, aus der Kritik zu nehmen und die
immer tiefer reichende Spaltung der Gesellschaft in die kleine Schicht der
Superreichen und Reichen und das wachsende Heer der Armen, der
Dauerarbeitslosen, der sozial Verunsicherten und Ausgegrenzten zu vernebeln.
Dagegen
richten wir uns mit unserem neuen „Sofortprogramm“; in ihm sagen wir heute ganz
bewusst: Unser Gegner ist nicht „der Fremde“, nicht „der Russe“ und nicht „ der
Moslem“. Unser Gegner sind der kapitalistische Imperialismus, Militarismus und
Faschismus.
Frieden,
Arbeit, ausreichender und finanzierbarer Wohnraum für alle, massive staatliche
Investitionen für Bildung, soziale Gerechtigkeit und für ein Leben ohne Angst
vor Armut und in Würde müssen gemeinsam von zu uns Fliehenden und von der
einheimischen Bevölkerung solidarisch erkämpft werden.
Die
Lehren des II. imperialistischen Weltkrieges und des Überfalls auf die
Sowjetunion sind nicht veraltet und für uns Kommunistinnen und Kommunisten
nicht vergessen.
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