Montag, 11. Januar 2016

Im Geist von Rosa und Karl - Wir waren dabei!

Foto: junge Welt
Mehr als vierzehntausend erinnerten am Sonntag in Berlin an die ermordeten Gründer der KPD. Großdemonstration mit antimilitaristischen Forderungen

Trotz Frosts keine Spur von Starrheit in Berlin: Mehr als zehntausend Menschen gedachten am Sonntag in der Bundeshauptstadt der ermordeten Gründer der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Eine Großdemonstration zog – trotz Temperaturen um die null Grad – am Morgen über anderthalb Stunden durch Berlin. Sie endete an der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde, wo unter anderem auch Luxemburg und Liebknecht geehrt werden. Traditionell werden im Gedenken hier rote Nelken niedergelegt.

Auch Linkspartei-Politiker nahmen an der Würdigung der beiden Revolutionäre teil. Gegen 9.30 Uhr legten Mitglieder der Partei- und Fraktionsführung einen Kranz am Grabmal nieder, dabei waren auch die Parteivorsitzenden Bernd Riexinger und Katja Kipping sowie die Fraktionsvorsitzenden Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch.

Über 14.000 Personen sollen sich laut Veranstalter an der Luxemburg-Liebknecht-Demonstration beteiligt haben. Auf Nachfrage von jW erklärte deren Anmelder Klaus Meinel, es seien noch mehr als im vergangenen Jahr gewesen. Dabei herrschte unter den Demonstranten eine durchgehend kämpferische Stimmung – obgleich viele der zu großen Teilen jugendlichen Teilnehmer die Nacht zuvor genutzt haben dürften, um eine der ebenfalls traditionell an diesem Termin in Berlin stattfindenden politischen Partys zu besuchen. Das Wochenende rund um die Rosa-Luxemburg-Konferenz der jungen Welt am Samstag und die am Tag darauf folgende Ehrung der Ermordeten ist für viele linke Gruppen und Parteien der politische Jahresauftakt.

Foto: junge Welt
Der Aufzug gliederte sich in Blöcke, hinter dem Fronttransparent – »Luxemburg, Liebknecht, Lenin: Niemand ist vergessen! Aufstehen und widersetzen!« – konnte man zunächst Fahnen diverser Organisationen sehen. Darunter die der Partei Die Linke oder der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ), aber auch von Migrantenverbänden wie der wie die DIDF-Jugend. Es folgte eine größere Gruppe der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD), ein antifaschistischer Block, dann ein internationalistischer sowie schließlich ein Jugendblock und einer der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP).

Im Aufruf zur Demonstration war an die antimilitaristische Haltung von Luxemburg und Liebknecht erinnert worden. Dort hatte es geheißen: »In ihrem Geiste – nach ihrer Klarheit und Tatkraft strebend – demonstrieren wir friedlich gegen Kriege und Ausbeutung, für Menschlichkeit und Internationalismus.«

Die von der Bundesregierung initiierte Beteiligung deutscher Soldaten am Krieg in Syrien und der Einsatz von Bundeswehr-Tornados wurden besonders kritisiert. Auf Transparenten war zu lesen: »Internationale Solidarität heißt Kampf dem deutschen Imperialismus!« und »Bundeswehr raus aus Syrien«.

Über den gesamten Tag hinweg kamen Menschen zur Gedenkstätte für Luxemburg und Liebknecht. Trotz eisigen Regens ehrten auch zur Mittagszeit – nachdem die Demonstration bereits geendet hatte – Gruppen von Besuchern die Revolutionäre.

Zum Jahreswechsel 1918/19 hatten Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) gegründet. Wenig später beteiligten sich beide am Spartakusaufstand. Der Revolutionsversuch wurde blutig niedergeschlagen. Luxemburg und Liebknecht wurden von rechten Freikorps gefangengenommen und auf Geheiß des Sozialdemokraten Gustav Noske am 15. Januar ermordet.

Von Sebastian Carlens, „junge Welt“ vom 11.01.2016

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