600 Lübeckerinnen und Lübecker setzten am
vergangenen Samstag, dem 16.01.2016, ein Zeichen für Flüchtlinge und gegen
faschistische Gewalt.
Anlässlich
des zwanzigsten Jahrestages des bis heute ungesühnten feigen Brandanschlages
auf das ehemalige Wohnheim in der Lübecker Hafenstraßen hatte ein breites
Bündnis zu der Demonstration aufgerufen. Die Demo galt jedoch nicht nur der
Erinnerung an die Katastrophe sondern sollte auch ein Zeichen der Solidarität
mit Flüchtlingen in der gegenwärtigen Situation setzen.
Vier
junge Männer aus der rechten Szene wurden nahe des Tatorts aufgegriffen, aber
bald wieder freigelassen. Trotz dringender, bis heute ungeklärter
Verdachtsmomente wie z.B. Brandspuren an ihren Haaren, wurden sie nie vor
Gericht gestellt. Stattdessen legten sich Polizei und Staatsanwaltschaft auf
einen Hausbewohner als Tatverdächtigen fest. Zwei aufwändig geführte Prozesse
gegen ihn endeten jedoch
beide Male mit einem klaren Freispruch. So bleibt bis Heute der bittere
Nachgeschmack, dass ein Opfer zum Täter gemacht werden sollte, während die
mutmaßlichen faschistischen Brandstifter laufen gelassen wurden.
Nach dem
Anschlag waren sich große Teile der Lübecker Bevölkerung und Politik einig: Die
Überlebenden sollten ein gesichertes Bleiberecht in Deutschland erhalten, Geflüchtete
sollten nicht länger in überfüllten Massenunterkünften bleiben müssen, sondern
in Wohnungen als normale Nachbar leben können. Rassistischer Stimmungsmache
sollte deutlich und gemeinsam entgegen getreten werden.
Nach 20
Jahren zieht das Bündnis, dem u. a. das Netzwerk Flüchtlingssolidarität, das Bündnis
"Wir können sie stoppen", das Lübecker Flüchtlingsforum, Kirchen,
Gewerkschaften, Attac, MLPD, die
Interventionistische Linke, die Partei die Linke, die SDAJ und die DKP
angehören, ein negatives Fazit der Hoffnungen von damals:
"Heute,
20 Jahre später, erinnert manches wieder an die Situation und Stimmung der
frühen neunziger Jahre. Wieder gibt es unzählige Anschläge auf Asylunterkünfte,
wieder marschieren Nazis und Rassist_innen auf den Straßen, wieder erleben wir,
wie tief der Rassismus in der Gesellschaft verankert ist und wieder gibt es
große
Teile der
Politik, die „Verständnis für Sorgen und Ängste“ zeigen und unter diesem
Vorwand das Recht auf Asyl weiter einschränken wollen. Die mörderische Politik
der
Abschottung Europas ist fortgeführt worden und hat – insbesondere im Mittelmeer
– zehntausende Opfer gefordert, die jämmerlich ertrunken sind, weil es keine
sicheren Fluchtwege für sie gibt.“ hieß es im Aufruf des Bündnisses zu der
Demonstration.
Aber auch
der Bogen zur aktuellen Lübecker Flüchtlingspolitik wurde geschlagen, in dem
die Veranstalter die Abschiebepläne von Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) verurteilten,
welcher pauschal die Zahl von 1000 möglichen Abschiebungen in Lübeck in die
Welt setzte und den bankrotten Lübecker Kleinflughafen zum Drehkreuz für diese
Abschiebungen etablieren wollte. Stattdessen fordert das Bündnis ein
Bleiberecht für alle Schutzsuchenden und deren Unterbringung ausschließlich in
kleinen, dezentralen Unterkünften.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen