Artikel der Internationalen Abteilung des ZK
der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE):
NEIN zum neuen „linken“ Memorandum!
Die
Regierung der „linken“ SYRIZA und der nationalistischen ANEL, unterstützt durch
die rechte ND, die sozialdemokratische PASOK und die Zentrumspartei „Der Fluss“
bürden der Arbeiterklasse und den anderen Volksschichten neue untragbare Lasten
auf.
So brachte
die Regierung in der Nacht des 10. Juli im Parlament einen
Bevollmächtigungsantrag, um über das neue, dritte Memorandum zu verhandeln, und
stellte so das erpresserische Dilemma über eine Fortsetzung der
volksfeindlichen Politik oder eine Staatspleite und den Austritt aus der
Eurozone auf.
Dem
Antrag der Regierung stimmten in den frühen Morgenstunden 251 Abgeordnete zu.
Die gesamte Parlamentsfraktion der KKE lehnte den Antrag ab. Insgesamt gab es
32 Nein-Stimmen und 8 Stimmenthaltungen. 9 Abgeordnete blieben der
Parlamentssitzung fern.
Durch
diese Entwicklungen, die abermals das wirkliche Gesicht der
„links-patriotischen“ SYRIZA-ANEL-Regierung offenbaren, werden auch diejenigen
Kräfte im Ausland, bloßgestellt, die die Regierung in den letzten Monaten
angeblich im Namen der „Solidarität mit Griechenland“ auf inakzeptable Art
unterstützten, unter ihnen auch einige kommunistische und Arbeiterparteien.
In seiner
Ansprache im Parlament betonte der Generalsekretär des ZK der KKE, Dimitris
Koutsoumbas, in Richtung der Regierung: „Sie waren schon immer Anhänger des
politischen Amoralismus, des Opportunismus, der ohne eine tiefere theoretische
Analyse jetzt machen zu wollen, schlicht und ergreifend Abenteuertum bedeutet.
Gerade
vor zehn Tagen hob die KKE während der Parlamentsdebatte über den Antrag zum
Referendum deutlich hervor, dass Sie das Volk dazu aufrufen, an einem
Referendum teilzunehmen, dessen JA- und NEIN-Antworten nur eine Scheindifferenz
hatten. Beides ist mit der Annahme eines neuen Memorandums gleichzusetzen, das
eventuell viel schlimmer als die bisherigen sein wird.
Sie haben
das „NEIN“ des Volkes in das „JA“ zum Memorandum verwandelt. Das bestätigte
sich am nächsten Tag nach dem Memorandum, als die übrigen politischen Parteien
aus dem JA- und dem NEIN-Lager einmütig einem neuen Memorandum zustimmten, das
noch härter sein wird.
Wir waren
uns von Anfang an sicher, dass das passieren würde. Nicht, dass wir etwa
Hellseher sind, sondern, weil diese Strategie, dieses Programm, diese Haltung
zu EU und Eurozone, zu den kapitalistischen Organisationen im Allgemeinen,
diese Haltung zum Entwicklungsweg und zum System, dem gedient werden soll, mit
mathematischer Genauigkeit an die Seite der EU, der EZB, des IWF, des
Großkapitals und der Monopole führt. Und da kämpft man mit ihnen, wie die
Aufteilung der Beute gemacht wird, wie ihrer Profitmacherei am besten gedient
wird, wie letzten Endes das Einkommen der Volksschichten gesenkt, die
Arbeitskraft wirtschaftlich herabgesetzt und dem Volk das Geld aus der Tasche
gezogen werden kann. Und all das, damit das Wohlergehen der Parasiten des
Systems abgesichert werden kann.“
Der
Generalsekretär des ZK nahm Bezug auf die erpressende Fragestellung der
Regierung „Vereinbarung oder Grexit“ und betonte: „Auch mit dem Memorandum Nr.
3 werden wir eine wirkliche – sicher etwas „geordnete“ – Insolvenz des Volkes
und barbarische, volksfeindliche Maßnahmen erleben. Mit Grexit werden wir eine
rasante Verarmung, ebenfalls eine Insolvenz des Volkes mit Staatspleite haben,
ohne Ausweg innerhalb der EU-Mauern und des kapitalistischen Weges.
Und
gerade darin bestehen die historischen Verantwortungen aller anderen Parteien,
und besonders heute der regierenden SYRIZA, der das Volk anvertraute.
Damit es
einen wirklichen Ausweg aus der Krise und eine Entwicklung im Interesse der
arbeitenden Menschen geben kann, sind die Organisierung des Volkes, seine
allseitige Vorbereitung, klare Worte, klare Programme und Positionen
erforderlich. So wird das Volk entschlossen sein, selbst die Macht zu erringen,
um die Wirtschaft und die neue Gesellschaft zu organisieren, außerhalb und fern
von imperialistischen Vereinigungen, mit Zentralplanung, gesellschaftlichem
Eigentum an dem Reichtum, den die Arbeiterklasse und das Volk produzieren.
Alles
andere sind misslungene Experimente sozialdemokratischer, angeblich linker
Systemverwaltung, deren einziges Ergebnis ist, nach den flüchtigen Hoffnungen
und falschen Erwartungen, zu neuen großen Enttäuschungen des Volkes, zu
Stärkung des Konservatismus unter den Volksschichten, bis zu ihrer Wendung in
die extreme Reaktion, zu führen.
In Bezug
auf die Verwicklung der „griechischen Frage“ in den Gegensätzen zwischen den
imperialistischen Staaten unterstrich D. Koutsoumbas: „Sehr oft präsentieren
Sie uns den „harten“ Schäuble als den einzigen Gegner, der einen wichtigen Teil
des deutschen Kapitals vertritt, und als Freunde Griechenlands mal die USA, den
IWF, mal Frankreich, wie zur Zeit, und fokussieren auf die Frage der
Umschuldung.
Weder das
US-amerikanische, noch das französische oder das deutsche Kapital sind Freunde
des Volkes. Alle verlangen die Dezimierung des Einkommens und der Rechte des
Volkes. Ihre Konkurrenzkämpfe werden auf dem Boden der kapitalistischen Krise
und der tiefen Ungleichmäßigkeit ausgetragen, die den harten Kern der Eurozone
durchdringen. USA und Deutschland kämpfen um die Hegemonie in Europa, der IWF,
Frankreich und Deutschland um die Zukunft der Eurozone. Teile des einheimischen
Kapitals, Industrie-, Finanz- und Reedergruppen sind in dieser
Auseinandersetzung involviert.
Solange
wir also Teil dieses gefährlichen Knäuels der großen Gegensätze sind, werden
alle alternativen Perspektiven ein Alptraum sein, gleich, ob es um ein
Memorandum, eine Staatspleite, oder Grexit, sogar auch um einen möglichen Krieg
in der weiteren Region geht“.
Zu den
weiteren Entwicklungen betonte der Generalsekretär des ZK:
„Trotz
des vorübergehenden Kompromisses bleibt die Tendenz für den Rauswurf nicht nur
Griechenlands, sondern aller überschuldeten Länder stark.
Das Volk
darf nicht zwischen einer Pleite mit Euro und einer Pleite mit Drachme wählen.
Für eine
endgültige Lösung zum Wohle des Volkes ist ein wirklicher Bruch notwendig, der
mit der Karikatur des Bruches nichts zu tun hat, auf den sich bestimmte Kräfte
innerhalb und außerhalb von SYRIZA berufen, wenn sie den Austritt Griechenlands
lediglich von der Eurozone verteidigen.
Einige
Kreise von SYRIZA, sowie bestimmte nationalistische, reaktionäre Kräfte aus
einem anderen Blickwinkel, täuschen bewusst, wenn sie behaupten, dass der
Austritt Griechenlands aus der Eurozone mit einer abgewerteten Währung, der
Wettbewerbsfähigkeit und dem Wachstum Impulse verleiht und positive Folgen für
das Volk haben würde.
Das
kapitalistische Griechenland mit einer Nationalwährung stellt keinen Bruch zu
Gunsten des Volkes dar. Die politischen Kräfte, die ein solches Ziel als Lösung
oder als Zwischenziel grundlegender Änderungen bevorzugen – wie die „Linke
Plattform“ von SYRIZA, oder ANTARSYA, aber auch ultrarechte, faschistische
Kräfte in Europa – spielen objektiv das Spiel von Teilen des Kapitals.
Wir
wählen also nicht den Weg in die Pleite, weder mit Euro noch mit Drachme, weder
mit innerer noch mit äußerer Geldentwertung.
Aus dem
gleichen Grund wählen wir weder ein Memorandum, noch ein Grexit.
Es gibt
nämlich eine Alternative, wenn wir uns in die Richtung des Bruchs mit der EU,
dem Kapital und ihrer Herrschaft bewegen.
Wir
können zum Beispiel die EU-Verpflichtungen abschaffen, die die Stagnation der
einheimischen Produktion bedeuten, von der Zucker über Fleisch bis zu den
Werften und vielen anderen Wirtschaftszweigen.
Wir
können die Gegensätze zwischen den imperialistischen Zentren nutzen, um als
Griechenland der Volksmacht, das von der EU und der NATO losgelöst ist,
gegenseitig vorteilhafte zwischenstaatliche Vereinbarungen zu schließen.
Wir
können den Weg der Befriedigung der Bedürfnisse des Volkes anbahnen, wenn wir
zur Vergesellschaftung der Monopole, der Produktionsmittel, mit einer
wissenschaftlich begründeten Zentralplanung der Wirtschaft übergehen.“
Abschließend
unterstrich D. Koutsoumbas, dass die KKE die arbeitenden Menschen dazu aufrief,
ihre Offensive auf der Straße und in den Betrieben gegen die katastrophalen
Maßnahmen zu organisieren.
Am
Nachmittag des 10. Juli organisierte die PAME in Athen und in anderen Städten
große Demonstrationen gegen das 3., „linke“, Memorandum. An den Demonstrationen
beteiligten sich Gewerkschaften, Volkskomitees, Frauenvereine und -gruppen,
Aktionskomitees von Selbständigen und kleinen Gewerbetreibenden, Studierenden,
alle, die durch die Maßnahmen der Koalitionsregierung wieder ins Visier
genommen werden. In den Kundgebungen riefen sie die Losungen: „Bis hier und
nicht weiter! Es gibt auch einen anderen Weg zum Wohle des Volkes!“
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