Syriza-Regierung und »Institutionen«
Was
gegenwärtig mit und in Griechenland exerziert wird, ist gewöhnlicher
Kapitalismus. Die wichtigsten Akteure in Brüssel, Washington, Berlin, Paris und
auch in Athen wissen das, wenn sie auch völlig anderes behaupten. Es ging um
Profit, als deutsche, französische, britische, US-amerikanische und andere
Banken, dazu Europäische Zentralbank und Internationaler Währungsfonds, das
Land in eine ruinöse Wirtschaftspolitik trieben, die griechische Volkswirtschaft
Schritt für Schritt zerstörten und dem Land Kredite aufdrängten, die sie nun
mit Zins und Zinseszins zurückfordern. Das alles im Einvernehmen mit den
bisherigen, mal von »Sozialisten«, mal von Konservativen geführten Regierungen
in Athen, die ebenfalls im Interesse der Besitzer zusammengerafften Reichtums
handelten.
Die jetzt
von der Syriza-Regierung vorgelegten »Reformpläne«, von denen der Vizechef der
EU-Kommission Valdis Dombrovskis sagt, sie stimmten mit der Position der
»Institutionen« weitgehend überein, gehen noch stärker zu Lasten der Arbeiter,
der Rentner und der Arbeitslosen. Höhere Mehrwertsteuern, eine
»Solidaritätssteuer« für alle Lohnbezieher mit Bruttoeinkommen ab 1.000 Euro,
höhere Steuern auch für kleine Unternehmen, unabhängig von deren
Wirtschaftlichkeit, die Abschaffung der Frührenten und die Heraufsetzung des
Renteneintrittsalters, steigende Kosten für Medikamente werden dafür sorgen,
dass die Reichen noch reicher und die Armen noch ärmer werden. Während erhöhte
Sozialabgaben 1,2 Milliarden Euro einbringen sollen, ist bei den
Militärausgaben lediglich eine Kürzung um 200 Millionen Euro vorgesehen –
gewöhnlicher Kapitalismus.
Die
»Griechenland-Rettung«, um die sich EU, IWF und Syriza in diesen Tagen bemühen,
ist nichts anderes als dessen Rettung. Folgerichtig war eine der Hauptlosungen
der Protestdemonstration der kommunistischen Gewerkschaft PAME am Dienstag
abend in Athen: »Die Geschichte wird mit Klassenkampf geschrieben«. Im
Unterschied zu Sozialdemokraten wollen Kommunisten nicht Arzt am Krankenbett
des Kapitalismus sein.
Von Uli Brockmeyer
Der Autor ist Redakteur der Zeitung vumLëtzebuerger Vollek. Er hält sich zur Zeit in Athen auf.
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