Rede des DKP-Vorsitzenden Patrik Köbele bei der
Jahresauftakt-veranstaltung 2015 der DKP im Rahmen des LLL-Wochenendes in Berlin
Liebe
Freundinnen und Freunde,
liebe
Kolleginnen und Kollegen,
liebe
Genossinnen und Genossen,
Wir
verurteilen mit Nachdruck den Terroranschlag gegen die Redaktion von Charlie
Hebdo. Wir versichern unserer französischen Schwesterpartei unsere Solidarität,
wenn sie sagt, dass nun „Millionen die Entschlossenheit unseres Landes
bekräftigen (sollen), die Werte von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu
leben.“ Und fordert „alle Pauschalisierungen und Stigmatisierungen abzulehnen
und Aufrufe zu Hass und Rassismus zurückzuweisen.“ Solche verbrecherischen
Anschläge werden allzu gerne als Anlass dazu genommen. Kurz nach diesem
Anschlag war in Medien zu lesen, dies sei der 11. September für Europa. Wir
dürfen nicht vergessen, dass der 11. September als Begründung für den
sogenannten Krieg gegen den Terror herhalten musste und dieser war und ist
nichts anderes als eine seit damals laufende Serie von terroristischen Kriegen
für die Interessen der Imperialisten. Seien wir äußert wachsam.
Unsere 5
Brüder, unsere 5 Genossen, die Los Cinqos sind frei. Wieder bei ihren Familien,
bei Ihren Freunden, bei Ihren Genossinnen und Genossen in ihrer sozialistischen
Heimat, in unserem sozialistischen Kuba. Freudentränen sind erlaubt und ein
bisschen Stolz auch.
Aber: Es
wird Wasser in den Wein gegossen, dahinter stünde nur, dass der amerikanischen
Imperialismus nun mit Samtpfoten an der Konterrevolution arbeiten wolle. Das
stimmt natürlich, aber ist es deswegen verboten die Interessen und die
Konflikte der Imperialisten auszunutzen – Quatsch, spätestens seit Lenin wissen
wir, wie notwendig das ist. Obama und die führenden Imperialisten mögen ja
hoffen, dass die Kommunisten Kubas keine Realisten sind – diese Hoffnungen sind
aber schon oft gescheitert, einmal landeten dabei Schweine in der Bucht.
Es
brachte mir im letzten Jahr etwas Ärger ein, dass ich über einen stinkenden
Leichnam gesprochen hatte, deswegen diesmal ein Zitat eines katholischen
Kardinals, Rainer Woelki: „Zirka 100.000 Deutsche arbeiten für den Export von
Kriegsgütern. Wir verdienen daran. (…) Und wir wundern uns dann, wenn einige
Opfer von Gewalt an unsere Tür klopfen?“
Wenn der
Kardinal den Zusammenhang zwischen Rüstungsexport und Flucht zieht, dann hat er
Recht. Es gibt diesen genauso, wie den Zusammenhang von Auslandseinsätzen der
Bundeswehr, von imperialistischen Kriegen und Flucht, – es ist gut, dass
Christen diesen Zusammenhang sehen und damit sind sie Bündnispartner im Kampf
um Abrüstung und für die Wiederherstellung des Asylrechts.
Wen
Kardinal Woelki aber sagt: Wir verdienen am Rüstungsexport, dann irrt er, denn
die daran verdienen haben Namen, wie die Konzerne Rheinmetall und Kraus-Maffei,
wie Daimler und viele andere. Darüber müssen WIR reden. Wir müssen auch darüber
reden, weil dann auch klar wird, das PEGIDA-Rassisten nicht nur bekämpft werden
müssen, weil sie Rassisten sind, das wäre schon Grund genug. Nein sie müssen
bekämpft werden, weil es ihre Rolle ist, von den Ursachen der Flucht abzulenken
und weil sie damit die Verursacher der Flucht schützen.
Dieses
Wochenende in Berlin ist anstrengend, diese Wochenende in Berlin gibt aber vor
allem Kraft. Kraft aus diesem großen Ratschlag der radikalen Linken. Wir danken
der jungen welt für diese großartige Rosa-Luxemburg Konferenz. Kraft, aus
unseren eigenen Beiträgen, danke allen Genossinnen und Genossen, allen
Freunden, die zum Erfolg des Cafe K., den Ständen unserer Partei und unserer
Verlage, zu unserer jetzigen Veranstaltung beigetragen haben.
Wir haben
am 25. Jahrestag des sogenannten Mauerfalls gemerkt, wie wichtig der
herrschenden Klasse die Durchsetzung ihrer Geschichtsbetrachtung im
Massenbewußtsein ist. Ist ja auch klar – so, wie der Satz gilt, „wer die
Geschichte vergisst, ist verdammt, sie zu wiederholen“, so gilt ja auch die
Wahrheit, dass derjenige, der die Geschichtsbetrachtung der herrschenden Klasse
übernimmt, unweigerlich beginnt, Geschichte im Interesse der herrschenden
Klasse zu schreiben. Das ist das Schlimme am Unsinn vom Unrechtsstaat DDR.
Wir
müssen daraus lernen und uns auf den 70. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus
einstellen. Der Tag der Befreiung ist den Herrschenden ein Dorn im Auge. Denn
dadurch wird der Blick darauf gerichtet, dass es die herrschende Klasse war,
die Hitler zur Macht brachte. Es wird daran erinnert, dass Großkonzerne und
Banken durch Tod und Zerstörung, durch Arisierung und Zwangsarbeit die
Grundlagen für ihre heutige Größe legten, ich nenne nur die Deutsche Bank,
Daimler und die Nachfolger der IG Farben: Bayer, BASF und Degussa. Viel zu sehr
könnte daran gedacht werden, dass sie im Westen der BRD sofort wieder an der
Macht waren, während sie in der DDR enteignet wurden – und womit? Mit Recht.
Und am
Schlimmsten: Befreiung! – Dann gab es auch Befreier! Die kaum fassbare
Leistung, das Blutsoll der sozialistischen Sowjetunion, der roten Armee und der
Kommunistischen Partei der Sowjetunion, die gemeinsam mit den Alliierten den
Faschismus besiegten. – das aber geht gar nicht, ist man doch gerade dabei die
Geschichte des Sozialismus zur Geschichte des Unrechts umzudefinieren.
Wir
sagen: Dank Euch Ihr Sowjetsoldaten und meinen Danke dem Volk der Sowjetunion,
der roten Armee und der Kommunistischen Partei, den Bolschewiki.
Zum 70.
Jahrestag wollen wir mit all jenen zusammenarbeiten, die sagen, nie wieder
Krieg, nie wieder Faschismus, das gibt die mögliche Breite der Zusammenarbeit
vor – solange nicht versucht wird diese durch Antikommunismus zu zerstören. In
dieser Zusammenarbeit ist es unsere spezifische Rolle auf den Zusammenhang von
Kapitalismus und Imperialismus mit dem Faschismus hinzuweisen.
Wir
wollen den 70. Jahrestag der Befreiung auch zu einem Höhepunkt der eigenständigen
Aktivitäten unserer Gliederungen machen. Wir rufen auf, dass möglichst alle
Gliederungen der DKP eigene Aktivitäten auf die Beine zu stellen und vor allem
um die Teilnahme junger Menschen ringen. Wir haben eine Menge anzubieten. Der
antifaschistische Kampf solcher Genossinnen und Genossen wie den Gingolds, Emil
Carlebach, wie Hans Heisel, der als Wehrmachtssoldat im besetzten Paris
Mitglied der KPD wurde. Schicksale, Beispiele, vor allem Kommunistinnen und
Kommunisten, die eben nicht an der Lage verzweifelten, sondern den Kampf
aufnahmen.
Wir haben
die Beispiele von Genossinnen und Genossen, die die Konsequenz aus der
Befreiung zogen, die im BRD-Staat gegen die Spaltung Deutschlands, die
Restauration des Imperialismus, gegen die Wiederbewaffnung kämpften, kaum 5
Jahre nach der Befreiung landeten sie wieder in den Knästen, wurde die FDJ und
1956 die KPD verboten. Die UZ brachte ein hervorragendes Interview mit unserer
Genossin Ingrid, Filme, Dokumentationen können helfen, beide Generationen dem
Vergessen zu entreißen, denen das Unrecht der BRD sie anheim fallen lassen
will.
Wir haben
die Genossinnen und Genossen, die einen Staat aufbauten, in dem sie Großkapital
und Junker entmachteten und enteigneten, Antifaschismus und Frieden wurden
Staatsdoktrin. Ein Bildungssystem ohne Klassenschranken und Nazilehrer
aufgebaut, das Recht auf Arbeit wurde verwirklicht, internationale Solidarität
nicht gepredigt sondern geübt. Am Ende zu schwach und trotzdem die größte
Errungenschaft der Arbeiterklasse Deutschlands, die Deutsche Demokratische
Republik..
Die
antifaschistische Tradition und Gegenwart der Kommunisten zu vermitteln, dafür
vor allem auch jugendliche Teilnehmer zu gewinnen, das ist Herausforderung und
machbar, wenn jetzt überlegt wird, wie. Und wir stehen auch in der Pflicht.
Unser Pressefest war stark, stärker, als wir alle gehofft hatten – aber ohne
unsere SDAJ hätten wir das so nicht geschafft. Dafür hatte die SDAJ ihr
Festival der Jugend um ein Jahr verschoben.
Dieses
Jahr Pfingsten wollen wir uns dafür bedanken, mit vielen Genossinnen und
Genossen, die daran teilnehmen, mit einem ausstrahlenden Beitrag der DKP, mit
vielen Helferinnen und Helfern, aber am meisten damit, dass wir Jugendliche
mitnehmen. SDAJ und DKP tun – nicht nur den deutschen Imperialisten weh –
arbeiten wir dran.
Wir
müssen uns darauf einstellen, dass der deutsche Imperialismus aggressiver wird,
nach innen und nach außen. Ein Beispiel: Für Professor Carlo Massala, der an
der Bundeswehr-Uni in München lehrt, ist der Afghanistan Einsatz der Bundeswehr
ein Erfolg, obwohl „die Mission an sich als gescheitert gelten kann, das Land
alles andere als stabil ist, die Gefahr eines langanhaltenden Bürgerkriegs
fortbesteht.“ Wie dass? Er wird deutlich: Die Bundeswehr habe viel gelernt und
sich von einer „Armee der Territorialverteidigung und des robusten Peacekeeping
zu einer Einsatzarmee weiterentwickelt, die heute das gesamte Spektrum
militärischer Aufgaben einschließlich des Gefechts abdecken und ausüben kann.“
Die Bundeswehr sei nun in der Lage „mit Alliierten und Verbündeten auf
Augenhöhe in Einsätze zu gehen.“
Deswegen
ist klar: DKP bleibt 100 % Antikriegspartei und zwar nicht nur, weil wir Kriege
und Waffengänge ablehnen, sondern auch, weil jeglicher Einsatz, selbst die
scheinbar harmlose Vernichtung von Chemiewaffen im Mittelmeer, in Wahrheit der
Weiterentwicklung der Schlagkraft der Armee eines der höchst entwickelten
imperialistischen Länder der Erde dient. Und das kann nie unsere Seite der
Barrikade sein.
DKP – 100
% Antikriegspartei, DKP 100 % antiimperialistisch!
Die
Herrschenden setzen dabei auf Demokratieabbau auf Spaltung der Beherrschten auf
Nationalismus und Chauvinismus. Sie setzen ihre Medien ein, wenn die
unverhohlene Aggression gegen Russland von USA, NATO, EU und Regierung der
Ukraine, gewählt im Ergebnis von Putsch und Kommunistenverfolgung, durchsetzt
mit Nationalisten und Faschisten, zur Aktion von Freedom and Democracy
umgelogen wird.
Das
Drehbuch ist nicht neu, aber brandgefährlich. Der Schriftsteller Jonas Jonasson
formuliert in seinem Roman: „Spannend war auch, wie das am höchsten entwickelte
Land der Erde sich bei der Wahl des eigenen Präsidenten so anstellte, dass es
mehrere Wochen dauerte, bis das Höchste Gericht feststellte, dass der Kandidat
mit den meisten Stimmen verloren hatte. Und so wurde George W. Bush Präsident
der USA, (…) Im Übrigen befahl Bush kurz darauf die Invasion des Irak, um
sämtliche Waffen zu vernichten, die Saddam Hussein nicht hatte.“ Das passt auf
Scharping genauso, wie auf Gauck, von der Leyen und Steinmeier.
Überhaupt
ist die ein Jahr voller Herausforderungen. Bereits im Februar steht die SIKO in
München an, dort trifft sich die Elite des internationalen Militarismus – wir
werden sie nicht allein lassen und unterstützen die Gegenaktivitäten.
Der 8.
März, der internationale Frauentag mit hoffentlich vielen Veranstaltungen und
Aktionen der Frauenbewegung und der DKP, wird zehn Tage später von den
Aktivitäten gegen die Eröffnung der EZB-Zentrale in Frankfurt gefolgt.
Und im
Juni, wenige Wochen nach dem „Festival der Jugend“ stehen die Proteste gegen
den G7-Gipfel mit der Großdemonstration in Garmisch-Partenkirchen am 6.6. an.
Vom
Imperialismus angezettelte Kriege, immer auch mit Waffen aus Deutschland toben
an vielen Orten der Welt. Irak und Syrien, nicht zu vergessen Libyen. Den
Menschen bringen sie Tod, Verderben und Vertreibung, den Kapitalisten bringen
sie Zugriff auf Territorien und Profite. Das Mittelmeer ist zum Massengrab für
Flüchtlinge geworden, über 20.000 Menschen sind an dieser Mauer um die EU
bereits zu Tode gekommen. Ergebnis eines Unrechtssystems, Ergebnis des
Kapitalismus.
10 Jahre
Hartz 4 – 10 Jahre Agenda 2010, 10 Jahre Steigerung der Massenarmut, Bildung
von Armutsghettos, völlige Verunsicherung der Lebensperspektive großer Anteile
der Arbeiterklasse, das ist Druck, Angst, Zerstörung von Kampfkraft, damit
Fundament für Spaltung, Rassismus und PEGIDA-Irrsinn. Heute: Die AfD spielt die
Scharnier-rolle zwischen der bürgerlichen Rechten und den offenen Faschisten
und prompt rückt das bürgerliche Lager weiter nach rechts, ruft nach schärferen
Gesetzen gegen Flüchtlinge. Wir müssen auf die Straße gegen diese Unrecht:
Die DKP
100 % antifaschistisch, die DKP 100 % antikapitalistisch!
Darauf
Antworten zu geben, das wird eine Hauptaufgabe des 21. Parteitags der DKP, im
November. Die Diskussion des Hauptdokuments „DKP in Aktion – Bilanz ziehen,
Neues erkennen, Chancen nutzen – gegen Monopolmacht, Kriegspolitik und
Rechtsentwicklung“ hat begonnen, wir feilen an unserer Strategie gegen das
Unrechtssystem des Kapitalismus
Dieser
Parteitag wird das Profil der DKP als Partei der Ideen von Marx, Engels und
Lenin weiter schärfen. Und er wird wohl einen weiteren Höhepunkt beschließen,
das nächste UZ-Pressefest, Volksfest der DKP im Jahr 2016.
Die DKP
100 % sozialistisch! Die DKP 100 % marxistisch-leninistisch!
Also:
Kraft tanken, und wir brauchen auch noch Dich und Dich, wer im Stich lässt
seinesgleichen, lässt ja nur sich selbst im Stich!
Stärkt
die DKP – Rotfront!
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