Bundeswehr wirbt verstärkt um Hartz IV-Bezieher
im Jobcenter
Seit
Abschaffung der Wehrpflicht Ende Juni 2011 führt die Bundeswehr verstärkt
Propagandaveranstaltungen durch, um für sich als Arbeitgeber zu werben. De
facto hat die Bundeswehr in großen Teilen der Bevölkerung kein gutes Image.
Insbesondere der Afghanistan-Krieg sowie die Tatsache, dass die Bundeswehr auch
zur militärischen Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen eingesetzt wird,
bewerten viele Bundesbürgern kritisch. Folglich gilt sie als nicht sehr
populärer Arbeitgeber.
Um ihr Image aufzupolieren zieht die PR-Kolonne der
Bundeswehr durch Schulen, Universitäten und andere Einrichtungen, um Nachwuchs
zu rekrutieren. Auch Erwerbslose gelten dabei als Zielgruppe für solche
Werbeveranstaltungen. Die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage
der Links-Fraktion (18/3290) zeigt, wie attraktiv Hartz IV-Bezieher für die
Bundeswehr zu sein scheinen: Im ersten Quartal sind mehr als 170
Propagandaeinsätze in Jobcentern geplant.
Besonders
kritisch sieht die Links-Partei dabei die Art der großangelegten Reklame. „In
einschlägigen Werbeformaten versucht sie, durch die Betonung der Aspekte
‘Technik, Sport und Spaß’ Wirkung bei Jugendlichen zu erzielen. Die Wahrnehmung
der Informationspflicht, welche die Bundesregierung in ihrer Antwort auf
regelmäßige Kleine Anfragen der Fragesteller anführt, erschöpft sich letztlich
in Reklame für die Bundeswehr“, heißt es in der Anfrage. Die Gefahr, bei einem
Einsatz jemanden zu töten und selbst getötet oder verletzt zu werden, werde
nicht thematisiert.
So sind
stets erfolgreiche Kampfjet-Piloten oder adrette Marine-Offiziere in den
Infobroschüren abgebildet. Über Soldaten, die in Folge eines Einsatzes aufgrund
schwerer Verletzungen und/oder einer posttraumatischen Belastungsstörung
arbeitsunfähig werden, ist nichts zu lesen. Dass die Bundeswehr damit jedoch
ein irreführendes und falsches Bild von der Arbeit und den Gefahren zeichnet,
denen Soldaten ausgesetzt sind, scheint weder die Bundesregierung, noch die
Bundesagentur für Arbeit (BA) zu stören, wenn sie regelmäßig
Infoveranstaltungen der Bundeswehr in den Jobcentern zulässt. Und schlimmer
noch: Vom wachsenden Druck, der auf Erwerbslose durch die Jobcenter aber auch
durch die geringen Hartz IV-Regelsätze ausgeübt wird, und die Verzweiflung
darüber, am Arbeitsmarkt nur schwer Fußfassen zu können, profitiert die
Bundeswehr sogar noch.
Denn für
einen „sicheren“ Arbeitsplatz nimmt manch ein Erwerbsloser, der seine Familie
nicht mehr selbst versorgen kann, die Risiken in Kauf, die angesichts
zahlreicher Konflikte und Krisenherde bestehen.
Traurige
Bilanz
2013
wurden rund 2.370 deutsche Soldatinnen und Soldaten zu Auslandseinsätze
geschickt. Davon litten insgesamt 1.602 nach ihrer Rückkehr an einer
posttraumatischen Belastungsstörung. Viele haben ein Leben lang mit den
psychischen Folgen zu kämpfen. (ag)
Quelle:
Gegen Hartz IV
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