Patrik Köbele über den Parteitag der „Linken“
Solidarität
mit Venezuela, Frieden mit Russland, das Verhältnis zur EU prägten den
Parteitag der Partei „Die Linke“, obwohl zwei dieser Fragen kaum eine Rolle
spielten bzw. deren Behandlung durch eine „geschickte“ Parteitagsregie mehr
oder minder unterblieb.
Die
Anträge zu Frieden mit Russland und zu Venezuela, Letzteres verpackt in einen
Antrag zu Lateinamerika, wurden aus Zeitgründen in den Bundesausschuss
verwiesen. Ich bin mir sehr sicher, dass Ursache dafür die Furcht war, dass
beide Fragen nicht in das Konzept passen, mit dem die Partei „Die Linke“ sich
im beginnenden EU-Wahlkampf darstellen will.
Dabei war
mindestens der Antrag zu Venezuela bzw. Lateinamerika bereits entschärft – bis
hin zu nahezu zahnlosen Formulierungen. Eine Aussage wie „Solidarität mit
Venezuela“ oder gar mit der gewählten Regierung von Präsident Maduro findet
sich nicht, wohl aber die Aussage, dass „alle politischen Kräfte in Venezuela“
aufgerufen sind, „den Weg der Verhandlungslösung einzuschlagen“.
Eine
größere Gruppe von Delegierten demonstrierte dann auf der Kongressbühne für die
Solidarität, der Unwille von Teilen der Konferenz und der Leitung war spürbar.
Auch der Antrag zu Frieden mit Russland war auf Kompromiss orientiert – es half
ihm nichts.
Nun
könnte man sagen, Zweck des Parteitags war ja auch die Beschlussfassung des
EU-Programms und die Aufstellung der Kandidatenliste, was sollen da Venezuela
und Russland? Gerade umgekehrt wird ein Schuh daraus. Die militärische
Einkreisungspolitik der NATO gegenüber Russland wird von der EU nicht nur
mitgetragen, sondern wesentlich mit umgesetzt, letztes Beispiel ist die Ebnung
des Wegs für Mazedonien in EU und NATO.
Der
Programmentwurf war durch den Parteivorstand bei zwei Gegenstimmen noch
EU-freundlicher gemacht worden (siehe Kommentar von Wera Richter in der UZ vom
22.2.). Daran gab es Kritik von links. Delegierte, die zu Recht die EU als
Instrument des deutschen Imperialismus benannten, die strukturell und von der
Gründung an neoliberal, undemokratisch und militaristisch sei – sie blieben in
der Minderheit.
Und es
gab Kritik von rechts, von Delegierten, die eine Orientierung auf eine
„Republik Europa“ forderten, denen also die EU-Freundlichkeit des Entwurfs
nicht weit genug ging – auch sie blieben in der Minderheit. Letztere dürften
das eher verschmerzen, war ihnen doch der Parteivorstand schon
entgegengekommen. Offensichtlich folgte der größte Teil der Delegierten in
allen wesentlichen Fragen dem Kurs der Mehrheit des Parteivorstands. Der Druck
von „rechts“ auf diesen Kurs schien mir größer zu sein als der von links.
Etwas
befremdlich wirkte für mich als außenstehenden Beobachter, wie die „führenden“
Genossen (am Samstag waren es nur Männer, nämlich Dietmar Bartsch, Gregor Gysi
und Bernd Riexinger) abgefeiert wurden. Begrüßt mit Lightshow, Musik und
Bildern ihres Wirkens auf Großleinwänden, das erinnerte doch an Wahlkämpfe in
den USA oder Zeremonien bürgerlicher Parteien.
Nun gut,
das sind Formfragen. Was bleibt unter dem Strich? Die Linkspartei hat sich ein
EU-freundliches Programm gegeben, darin enthalten sind auch viele richtige
Einzelforderungen. Letzteres ist nach wie vor eine Grundlage für gemeinsame
Kämpfe.
Ersteres
ein Einknicken gegenüber einem zentralen Moment der Machtstrategie des
deutschen Monopolkapitals. Hätten wir nicht unser eigenes Programm und unsere
Eigenkandidatur bereits beschlossen und abgesichert, spätestens jetzt hätten
wir allen Grund dazu.
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