Frauenrechte: Immer erkämpft - Niemals geschenkt! Foto: "uz" |
Frauenrechte und Frieden: Mit der EU nicht zu
machen
Einmal im
Leben hatte ich den Jackpot im Lotto gewonnen. Das Gefühl hatte ich jedenfalls,
als ich einen der seltenen Krippenplätze für meinen Sohn bekam. In den 80er
Jahren gab es gerade mal eine Handvoll in meiner Stadt. In meiner
Elterninitiative habe ich mich dafür eingesetzt, dass es mehr werden.
Wenn es
heute eine verbesserte Versorgung mit Kitas gibt, ist dies ein Erfolg vieler
engagierter Eltern. Spätestens ab der Grundschule ist die Nachmittagsbetreuung
nicht mehr gesichert. Viele müssen sich individuell helfen. Da mein Mann im
Schichtdienst arbeitete, konnten wir seinerzeit einiges hinbiegen.
Ich kenne
Frauen, die sind echte Organisationsgenies, um individuelle Lösungen zu
schaffen. Das kostet unendlich Kraft. Viele Frauen sehen sich gezwungen,
Teilzeit zu arbeiten. Sie nehmen geringere Rentenansprüche in Kauf und laufen
Gefahr, beruflich abgehängt zu werden. Spätestens nach einer Trennung sind
daher viele Frauen in schlechter bezahlten Jobs gezwungen, ergänzend Hartz-IV
zu beantragen.
Nötig
sind Betreuungszeiten in Kitas und Schulen, die sich an den Arbeitszeiten von
Krankenpflegerinnen, Busfahrerinnen, Reinigungskräften und Verkäuferinnen
orientieren. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, gleiche Aufstiegschancen für
Frauen und Männer ebenfalls. Diese und andere Forderungen, die ich sehr
unterstütze, stehen im Aufruf der DGB-Gewerkschaften zum Internationalen
Frauentag 2019.
Leider
steht dort nichts zu einem wichtigen Thema im Aufruf, für das besonders Frauen
und Mütter sensibel sein sollten: Die zunehmende Militarisierung und
Aufrüstung.
Kriegsministerin
Ursula von der Leyen will in den kommenden 13 Jahren zusätzlich 130 Milliarden
Euro für die Modernisierung der Bundeswehr ausgeben. Geld, das dann nicht nur
beim Kita-Ausbau, bei den Schulen und in der Pflege fehlen wird.
Stattdessen
wird im DGB-Aufruf fabuliert, die Europäische Union sei „eine Gemeinschaft für
Frieden und Wohlstand“. Was ist das für eine „Gemeinschaft für Frieden“, die
mit ungerechter Wirtschaftspolitik und Militäreinsätzen in Mali und anderswo
auf der Welt Krisenherde und damit Fluchtbewegungen befeuert?
Die mit
Frontex das Sterben im Mittelmeer verantwortet, von dem die Kapitänin der
Rettungsschiffe „Juventa“ und „Sea Watch III“, Pia Klemp, beim Parteitag der
Partei „Die Linke“ berichtete: „Tagelang fuhr ich mit einem zweijährigen toten
Kind in der Tiefkühltruhe in internationalen Gewässern auf und ab, weil kein
europäisches Land es retten wollte, als es noch möglich war, und sie uns dazu
einen Hafen verwehrten. Seine Mutter war auch bei uns an Bord – lebendig. Was
sag ich einer traumatisierten Frau, deren Kind in meinem Gefrierschrank liegt,
über den Friedensnobelpreisträger EU?“
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Kein Wort
im DGB-Aufruf zu den Initiativen Deutschlands und Frankreichs zur Bildung einer
EU-Armee. Damit verbunden wäre nicht zuletzt die Aushebelung der nationalen
Parlamente bei der Zustimmung zu Auslandseinsätzen. Mit dem Militärbündnis
PESCO wird innerhalb der EU die Aufrüstung vorangetrieben.
Im
letzten Jahr war die Bundeswehr im Rahmen der NATO an Manövern entlang der
russischen Grenze beteiligt. In Büchel in der Eifel modernisieren die USA, von
der Bundesregierung geduldet, die dort gelagerten Atomwaffen. Mit „Mini-Nukes“
soll ein Atomkrieg eingrenzbar und führbar gemacht werden. Ich weiß es noch wie
heute, welche Ängste ich hatte, als seinerzeit zur Sprache stand, dass mein
ältester Sohn als Bundeswehrsoldat in einen Auslandseinsatz in den Kosovo
sollte.
Frauenrechte
und Frieden, das gehört untrennbar zusammen. Nicht nur am 8. März. Und
hoffentlich in vielen zukünftigen Aufrufen meiner Gewerkschaft.
Von Silvia Rölle
Aus „unsere zeit (UZ) – Zeitung der DKP“ vom 8. März 2019_______________________________________________________________________
„Der gesellschaftliche Fortschritt lässt sich exakt messen an der gesellschaftlichen Stellung des schönen Geschlechts.“ – Karl Marx
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