In
diesen Tagen erinnern wir an die Selbstbefreiung des KZ Buchenwald vor 70
Jahren.
„Der feste solidarische Zusammenhalt, das Bestehen einer
internationalen Organisation und das Wissen, nicht wehrlos zu sein, geben den
Buchenwalder Antifaschisten in den ersten Apriltagen 1945 den Mut, die
Ausführung von Befehlen der SS offen zu verweigern. Am 11. April nutzten die
bewaffneten Kampfgruppen der Häftlinge den Angriff amerikanischer Panzerspitzen
für die Befreiungsaktion.“ So wurde in der Dauerausstellung der Nationalen
Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald in der DDR das Kapitel der Selbstbefreiung
Buchenwalds eingeleitet. Zu denen, die aktiven Widerstand leisteten, gehörten
politische Häftlinge u. a. aus Frankreich, den Niederlanden, der Sowjetunion,
Belgien, Ungarn, Österreich, Jugoslawien und natürlich Deutschland.
Bald
nach 1990 „korrigierte“ deshalb die neue Gedenkstättenleitung auf Vorgabe der
Politik die bisherige DDR-Darstellung. Diese – und vor allem die Rolle der
Kommunisten und Sozialisten im Widerstand – war nicht mehr erwünscht. Nicht des
Sieges über den Faschismus sollte gedacht werden, nicht der Kraft der
Solidarität unter unmenschlichsten Bedingungen, nicht des unbeugsamen
Widerstandes von Kommunisten, Sozialdemokraten und vieler anderer Häftlinge.
Geschichte sollte entsorgt werden – und vor allem die Erinnerung an den Kampf
der Kommunisten.
Statt
dessen ging man daran, die nach 1945 Internierten „angemessen“ zu würdigen, die
zivilen Funktionsträger der Nazis, die hohen Wehrmachtsangehörigen, die
Mitglieder der SS, des SD und der Gestapo. Internierungslager für Faschisten
waren keine „Erfindung“ der Sowjetunion, sondern waren auf der Potsdamer
Konferenz im Sommer 1945 beschlossen worden und wurden in allen Besatzungszonen
errichtet.
Die
Auseinandersetzung um die Geschichte und um die Geschichte der Häftlinge des faschistischen
Konzentrationslagers Buchenwald geht bis heute. Dreist behauptet die
Gedenkstättenleitung nach wie vor: „Die 1958 eingeweihte Nationale Mahn- und
Gedenkstätte Buchenwald war als Nationaldenkmal der DDR geplant worden, der
Widerstandskampf der kommunistischen Häftlinge wurde überbetont.“
Überbetont?
Ganz offensichtlich soll verdrängt werden dass sich in Buchenwald Kommunisten
und Sozialisten international organisierten, sich Häftlinge unter den Augen der
SS bewaffneten und schließlich Lagertor und Wachtürme stürmten. Und dass die
überwältigten SS-Schergen nicht gelyncht, sondern den später eintreffenden
US-Truppen übergeben worden sind.
Überbetont?
Es geht ganz offensichtlich darum, jede Erinnerung daran auszulöschen, dass die
Kommunistinnen und Kommunisten in Deutschland als erste organisiert den
Widerstand gegen das Hitlerregime begannen – und diesen selbst unter den
schwierigsten Bedingungen und trotz Terror
fortsetzten. Dass sie gemeinsam mit anderen Antifaschistinnen und
Antifaschisten gegen den Faschismus kämpften, dass sie selbst in den schwersten
Stunden Solidarität mit allen Verfolgten dieses barbarischen Systems übten.
Behauptet
wird im Zusammenhang mit der Gedenkstätte in Buchenwald auch: „Dabei wurde“, zu
Zeiten der DDR, „weitgehend ausgeblendet, dass die SS im KZ Buchenwald noch
zahlreiche andere Häftlingsgruppen festgehalten hatte: rassistisch Verfolgte
(Juden sowie Sinti und Roma), ‚Gemeinschaftsfremde’ (sogenannte Arbeitsscheue,
Asoziale, Gewohnheitsverbrecher und Homosexuelle), Zeugen Jehovas sowie Frauen,
die in Außenlagern des KZ Buchenwald Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie
leisten mussten.“
Aber
nichts und niemand. wurde ausgeblendet, wurde vergessen, nicht die vielfältigen
Gruppen der Opfer – und auch nicht die Täter.
Die
Täter konnten in der westdeutschen Republik nach der Befreiung 1945 nach einer
nur kurzen Schamfrist in ihre Schaltzentralen zurückkehren. Justiz und Polizei,
Wirtschaft und später die Bundeswehr waren von den „alten Kameraden“
durchsetzt. Geheimdienste nach innen und außen nutzen die Erfahrungen der
Nazi-Verbrecher. Verurteilte Kriegsverbrecher saßen in den Aufsichtsräten
vieler Industriebetriebe, ehemalige Gestaposchergen spähten wieder
KPD-Mitglieder aus – und auch die Zehntausenden anderen, die sich gegen die
Remilitarisierung der westdeutschen Gesellschaft zur Wehr setzten.
Konsequent
reduziert die westdeutsche Geschichtsschreibung den antifaschistischen
Widerstand auf den 20. Juli 1944 – und verschweigt weitgehend den
Arbeiterwiderstand und vor allem den der Kommunisten.
Der
Fälschung der Geschichte müssen wir entgegentreten. Die Erfahrungen der
Geschichte zeigen: Gegen Rechts, gegen Faschisten braucht es eine breite
Bewegung, einen breiten Widerstand und die Solidarität mit jenen, die das Ziel von
Terror und Angriffen der heutigen Nazis sind. Aktuelle Ereignisse wie in
Tröglitz, Dortmund usw. zeigen, wie notwendig das gemeinsame Handeln ist.
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