Samstag, 13. September 2014

Karstadt erneut vor Sanierung

Weniger Jobs, weniger Geld, mehr Profit: Aufsichtsrat kündigt tiefe Einschnitte an
Der Karstadt-Aufsichtsrat setzt auf einen harten Sanierungskurs. Damit soll die seit Jahren angeschlagene Warenhauskette unter dem neuen Besitzer profitabel gemacht werden. 

Selbstverständlich werde auch die Schließung verlustreicher Filialen nicht ausgeschlossen, wie das Unternehmen nach einer Sitzung des Kontrollgremiums am Donnerstag in Essen mitteilte. Neu sind diese Ideen nicht. Die Gewerkschaften haben bereits Widerstand gegen harte Einschnitte angekündigt.

Für die rund 17000 Beschäftigten gibt es keine guten Nachrichten. Denn nicht nur Jobkahlschlag scheint programmiert, auch eine »Senkung der Personalkosten, um Wettbewerbsnachteile auszugleichen«, gehört zum Instrumentarium. Immerhin: Konkrete Schließungsbeschlüsse seien jedoch noch nicht gefaßt worden, hieß es.

Der Aufsichtsrat war erstmals nach der Übernahme der Kette durch den österreichischen »Immobilieninvestor« René Benko zusammengetreten. In einer ersten Stellungnahme nach der Sitzung sprach der Karstadt-Gesamtbetriebsratschef und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Hellmut Patzelt von einem »schwierigen Tag« für die Beschäftigten und das Unternehmen. Es komme nun in den anstehenden Verhandlungen darauf an, das Management davon zu überzeugen, daß Karstadt eine Zukunft habe, sagte er. Über mögliche Einschnitte müsse nun verhandelt werden, sagte Aufsichtsratsmitglied Stefanie Nutzenberger, die bei der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di für den Bereich Handel zuständig ist.

Benko hatte sich nach Informationen des Handelsblatts (Donnerstagausgabe) nicht zu dem Treffen des Aufsichtsrats am Donnerstag angekündigt, war aber durch mehrere Vertraute im Gremium vertreten. Am 23. Oktober sollen die Aufsichtsräte weiter über das Konzept und die künftige Besetzung der Unternehmensspitze beraten. Nach Medienberichten könnten von der Sanierung bis zu 30 Filialen und bis zu 4000 Mitarbeiter betroffen sein.

Auch der frühere Chef des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor, Thomas Middelhoff, macht sich Gedanken über den neuen Eigentümer. Von Benko sei kein wirklicher Aufschwung zu erwarten: »Er ist ein Immobilieninvestor, und er behandelt das Unternehmen so: Er interessiert sich vor allem für die Grundstücke« erklärte der ehemalige Topmanager und jetzige Angeklagte am Rande seines Untreueprozesses vor dem Essener Landgericht. (dpa/jW)

aus "junge Welt" vom 13.09.2014

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