In Remich fand am Wochenende 13./14.04.2013 die 8. Internationale Konferenz von DKP, KPL, NCPN und PTB statt
Im Bildungszentrum der Salariatskammer in Remich fand am Wochenende
die 8. Internationale Konferenz der Kommunisten aus Belgien (PTB),
Deutschland (DKP), Luxemburg (KPL) und den Niederlanden (NCPN) statt. Im
Mittelpunkt der seit 2006 jährlich stattfindenden Konferenz standen die
kapitalistische Krise, ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft, die
soziale Entwicklung und das Arbeitsrecht und auf einzelne Gesellschafts-
und Wirtschaftsbereiche im Besonderen, sowie die Alternativen der
Kommunisten.
Um Krisentheorie und Krisenanalyse ging es im ersten Teil der
Konferenz am Samstagvormittag. Im Beitrag von Beate Landefeld, die zum
Herausgeberkreis des DKP-Theorieorgans »Marxistische Blätter« gehört,
wurden die »Etappen des neoliberalen Umbaus in der BRD« dargestellt und
die sogenannte Stabilitätspolitik als »Geschäftsmodell« der deutschen
Regierungen seit 1992 beleuchtet. Unter Berufung auf Lenins
Imperialismusanalyse wurde geschlußfolgert, »daß ein demokratisches
Europa nicht ‚von oben’ entstehen wird, sondern daß es wahrscheinlicher
ist, daß demokratische Veränderungen in einzelnen Ländern, die diesen
Ländern eine Entwicklungsmöglichkeit erhalten, zum Bruch mit der EU
führen und namentlich den Zerfall der Eurozone beschleunigen werden«.
Mit »Das Europa der Austerität« war der Beitrag des belgischen
Ökonomen Henri Houben (PTB) überschrieben. Houben erklärte, den ersten
Katalog von Austeritätsmaßnahmen habe es bereits mit der von Ronald
Reagan in den USA und Margaret Thatcher in Großbritannien begonnenen,
doch Anfang der 80er Jahre auch von sozialdemokratischen Regierungen in
Westeuropa vollzogenen »Abkehr vom Keynesianismus« gegeben. Den zweiten
Austeritätskatalog zu ihren Lasten verdankten die Lohnabhängigen dem
maßgeblich von der Kapitallobby »European Round Table« ersonnenen und
1991 vollendeten Umbau der Zollunion EG zur Europäischen Union mit ihren
Maastricht-Kriterien. Obwohl elf von damals 15 EU-Staaten
sozialdemokratisch regiert wurden, wurde im Jahr 2000 die sogenannte
Lissabon-Strategie verabschiedet, die vorsah, die EU mittels eines
dritten Austeritätspakets und innerhalb von zehn Jahren »zum
wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensgestützten Wirtschaftsraum
der Welt« zu machen. Dieses Ziel wurde zwar nicht erreicht, dennoch
wurde die in »Europa 2020« umgetaufte Strategie um zehn Jahre
verlängert. Die ökonomischen Aussichten für dieses Jahr seien weiterhin
schlecht, alles deute auf eine Vertiefung der Krise hin, so Henri Houben
in seinem Ausblick.
In Ergänzung des Beitrags von Beate Landefeld sprach abschließend der
stellvertretende DKP-Vorsitzende Hans-Peter Brenner zur Rolle des
Finanzkapitals in der aktuellen kapitalistischen Krise. Dem mit
»Linkssozialdemokratische oder marxistisch-leninistische Krisenanalyse?«
überschriebenen Beitrag lag erklärtermaßen »eine anregende Analyse der
portugiesischen Kommunisten (PCP) zur Krise und zum Charakter der EU
zugrunde. In der Diskussionsrunde zum ersten Teil erklärte KPL-Präsident
Ali Ruckert, in der Krise sollten Kommunisten auch reformistische
Forderungen stellen; sie sollten diese aber stets mit Forderungen
verbinden, die über den Kapitalismus hinausweisen. Herwig Lerouge (PTB)
stellte fest, daß die vier Parteien den Charakter der kapitalistischen
Krise ähnlich einschätzen und daß sie die Analyse der EU als
imperialistisches Konstrukt teilen.
Der zweite Teil »Die Krise des Kapitalismus und die Aufgaben der
Kommunisten« wurde von Uli Brockmeyer eingeleitet, der schriftlich
eingereichte Konferenzbeiträge von Eugene Mc Cartan, Generalsekretär der
KP Irlands, und Samuel Meegens, Generalsekretär der Gewerkschaft CGT im
nordfranzösischen Tourcoing, sowie die Dokumente zu den rezenten
Parteitagen von PCP und griechischer KKE zusammenfaßte. Es folgten
Einschätzungen zur jüngsten wirtschaftlichen und politischen Entwicklung
in Belgien (Herwig Lerouge), Luxemburg (Ali Ruckert und
KPL-Vizepräsident Gilbert Simonelli), Deutschland (Volker Jung) und den
Niederlanden (Wil van der Klift).
Im dritten Konferenzteil gab Carlo Steffes, der die Abteilung »Santé
au Travail« im Gesundheitsministerium leitet, einen Überblick über die
Funktionsweise des Gesundheitssystems in Luxemburg, die jüngsten
Entwicklungen im Bereich der Arbeitsmedizin und den wachsenden Einfluß
der EU auf die Gesundheitspolitik ihrer Mitgliedsländer. Der
Psychotherapeut Hans-Peter Brenner machte die Gesundheitspolitik als
»Teil der sozial-reaktionären ‚Wende’« in der BRD aus, Maarten Muis
(NCPN) berichtete über die weitgehende Privatisierung des
niederländischen Gesundheitssystems und Mitarbeiter des
Universitätsklinikums Löwen – darunter Tine Van Rompuy, die Schwester
des EU-Ratspräsidenten – informierten über gewerkschaftliche Kämpfe im
größten Krankenhaus Belgiens.
Zur Situation im deutschen, luxemburgischen und niederländischen
Einzelhandel sprachen Olaf Harms (DKP), Marceline Waringo (KPL) und
Levin Zühke-van Hulzen (NCPN). Dabei wurde deutlich, daß die Lage der
Verkäufer in den Niederlanden, wo noch nicht einmal fünf Prozent
gewerkschaftlich organisiert sind, am schlechtesten ist, die
Profitmaximierungsstrategien des Klassenfeinds sich aber in allen drei
Ländern gleichen.
Im Rahmen der Konferenz berichtete ihr neuer Vorsitzender Patrik
Köbele über die bisherigen Ergebnisse des 20. Parteitags der DKP und
Hans-Peter Brenner schlug angesichts der EU-Wahlen im nächsten Jahr vor,
daß sich die vier Parteien Gedanken über eine gemeinsame Initiative
machen.
Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek, 16. April 2013
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