Zwei Milliarden Überstunden
Letzte
Woche erwischte mich die Nachricht, dass die Beschäftigten in Deutschland im
vergangenen Jahr fast zwei Milliarden
(1,813 Milliarden) Überstunden und davon rund eine Milliarde (997,1 Millionen)
unbezahlte Überstunden klopfen mussten.
Als
Gewerkschafter habe ich mein Leben lang gegen Überstunden und für
Arbeitszeitverkürzung gekämpft. Deshalb fiel mir auch gleich einer der wenigen
behaltenswerten Sprüche des früheren DGB-Vorsitzenden Heinz Oskar Vetter ein:
„Überstunden sind die Summe der Zeit, die früher oder später vom Leben
abgezogen wird.“
Heute ist
es gesicherte Erkenntnis der Arbeitsmedizin: Überstunden erhöhen das Risiko für
Magenkrankheiten, Beschwerden wie Rückenschmerzen, Schlafstörungen nehmen
ebenso zu wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Überstunden begünstigen den Konsum
gesundheitsschädlicher Genussmittel wie Alkohol und Zigaretten und führen oft
zu Gewichtszunahme durch mangelnde Bewegung und falsche Ernährung. Zudem
verhindern Überstunden soziale Teilhabe, und das Unfallrisiko im Straßenverkehr
steigt.
Vor fast
genau 150 Jahren (September 1866) wurde auf Vorschlag von Karl Marx auf dem
Genfer Kongress der Ersten Internationalen auch der gesetzliche
Acht-Stunden-Tag gefordert, „um die Gesundheit und die körperliche Energie der
Arbeiterklasse wiederherzustellen … und die Möglichkeit geistiger Entwicklung,
gesellschaftlichen Verkehrs und sozialer und politischer Tätigkeit zu sichern.“
In dieser
Traditionslinie standen 1983 die Gewerkschaften, als sie den Kampf um die 35-Stunden-Woche
begannen. Der Kampf gegen Überstunden und um Arbeitszeitverkürzung ist in
erster Linie ein Kampf um die zeitliche Begrenzung der Ausbeutung.
Zur
Forderung nach der heute notwendigen 30-Stunden-Woche gehören aber auch die
lachende Sonne und der Slogan: „Es gibt ein Leben vor der Rente“.
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