Mittwoch, 4. März 2015

Grüße zum Internationaler Frauentag

UZ-Extra zum Int. Frauentag 2015
Der Internationale Frauentag entstand im Kampf um Gleichberechtigung, um bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne und kürzere Arbeitszeiten. 

Die Kämpfe richteten sich auch gegen die unzumutbaren Wohn- und Lebensbedingungen und gegen den Ausschluss von Frauen von Wahlen. 

Dieser Kampf war immer Bestandteil der Kämpfe der Arbeiterbewegung um wesentliche politische sowie soziale Grundrechte und um die grundlegende Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse.

Warum der 8. März und kein anderes Datum?

Der erste Internationale Frauentag fand am 19. März 1911 statt.

Im August 1910 auf der zweiten Internationalen Konferenz sozialistischer Frauen in Kopenhagen schlug Clara Zetkin vor, „als einheitliche internationale Aktion einen alljährlichen Frauentag zu begehen.“ Der Vorschlag, der in der Tradition gewerkschaftlicher Frauenkämpfe in den USA stand (8. März 1857, 1858, 8. März 1908, 1909)*, wurde von 100 Delegierten aus 17 Nationen einstimmig angenommen.

Im Beschluss hieß es: „Im Einvernehmen mit den klassenbewussten politischen und gewerkschaftlichen Organisationen des Proletariats in ihrem Lande veranstalten die sozialistischen Frauen aller Länder jedes Jahr einen Frauentag, der in erster Linie der Agitation für das Frauenwahlrecht dient. Die Forderung muss in ihrem Zusammenhang mit der ganzen Frauenfrage der sozialistischen Auffassung gemäß beleuchtet werden. Der Frauentag muss einen internationalen Charakter tragen und ist sorgfältig vorzubereiten.“

Es war klar, dass der Internationale Frauentag auch ein Mittel zum Kampf gegen Militarismus und Krieg sein sollte. Die untrennbare Verbindung von Friedenskampf und Kampf um die Rechte der Frau und sozialen Fortschritt wurde durch den Internationalen Frauentag als einem weltweiten gemeinsamen Kampftag der Arbeiterbewegung auf eine neue höhere Stufe gehoben. Clara Zetkin nannte allerdings kein festes Datum für den Frauentag. Und es ist kein Zufall, dass die Auseinandersetzung um die wirkliche Geschichte des 8. März als Frauentagsdatum nicht selten unter den Tisch gekehrt wird. Denn die internationale Einbürgerung des 8. März stellt einen Erfolg der von Lenin initiierten und geschaffenen Kommunistischen Internationale, ihres von Clara Zetkin geleiteten Internationalen Frauensekretariats und der internationalen revolutionären Arbeiterbewegung dar.

Auf der ersten internationalen Kommunistischen Frauenkonferenz, die am 30. Juli 1920 während des II. Kongresses der Kommunistischen Internationale in Moskau getagt hatte, unterbreiteten bulgarische Genossinnen den Vorschlag, künftig den internationalen Frauentag einheitlich in allen Ländern am 8. März zu begehen. Die 82 Vertreterinnen aus 28 Nationen und Nationalitäten begrüßten diesen Vorschlag. Auf Grund dessen fasste das Internationale Frauensekretariat der Kommunistischen Internationale im Frühjahr 1921 einen entsprechenden Beschluss, der 1922 in Kraft trat.**

Die Wahl fiel auf den 8.März, weil bereits in den vorangegangenen Jahren in Sowjetrussland der Internationale Frauentag an diesem Datum begangen wurde. Schon 1914 und 1917 war dies der Fall. Mit dem Datum verband sich insbesondere das Gedenken an den 8. März 1917 (23. Februar nach dem alten russischen Kalender). An diesem Tag hatten Massendemonstrationen Petrograder Arbeiterfrauen mit zur Auslösung der russischen Februarrevolution beigetragen. Sie hatten den Auftakt gegeben für den machtvollen Generalstreik und die Verbrüderung der Petrograder Garnisonen mit dem Volk.

Zu einem weltweit durchgeführten Kampftag konnte der Frauentag erst auf einer bestimmten Entwicklungsstufe der internationalen Arbeiterbewegung und revolutionären Entwicklung werden. Der 8. März ist nicht von der Oktoberrevolution und ihrem Widerhall zu trennen.

* Die unmittelbare Anregung dürfte von dem Beschluss der amerikanischen Sozialisten (1909) ausgegangen sein, am letzten Februarsonntag große Propaganda für das Frauenwahlrecht und die Idee des Sozialismus zu veranstalten. Wobei Clara Zetkin auch bemerkte, dass der Kopenhagener Beschluss letztlich vor allem unter dem Einfluss der revolutionären Bewegung von 1905 im zaristischen Russland zu sehen ist.

** Bis 1921 war aus Gründen größerer Mobilisierungsmöglichkeiten jeweils ein Sonntag in den Monaten März bis Mai gewählt worden. Um dem Kampftag größere Wirkung zu verleihen, sollte ein Datum unabhängig vom Wochentag gewählt werden.

Von Herbert Münchow

Literatur zum Weiterlesen:
Forschungsgemeinschaft „Geschichte des Kampfes der Arbeiterklasse um die Befreiung der Frau“ an der Pädagogischen Hochschule „Clara Zetkin“ Leipzig, 70 Jahre Internationaler Frauentag, Verlag für die Frau, DDR Leipzig 1980, S. 40 ff.
Siegfried Scholze, Zur Geschichte des 8. März als Datum des Internationalen Frauentages, Frauen im Kampf für den Frieden, Zum 75. Internationalen Frauentag, Leipzig 1985, S. 31 ff.
Renate Wurms, Wir wollen Freiheit, Frieden, Recht, Der Internationale Frauentag, Zur Geschichte des 8. März, Verlag Marxistische Blätter, Frankfurt am Main 1980.

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