Die
Stimmen sind gezählt. Das Ergebnis der EU-Wahlen hat das Kräfteverhältnis in
Brüssel nicht wesentlich verändert, obgleich die etablierten bürgerlichen
Parteien in vielen Ländern Stimmen verloren haben.
Die
konservative Europäische Volkspartei (EVP), zu der auch CDU und CSU gehören,
bleibt stärkste Fraktion im Europaparlament, die Sozialdemokraten bilden die
zweitgrößte Fraktion. Drittstärkste Kraft wurden die Liberalen.
Gefährlich
sind die Entwicklungen in einigen Ländern: In Frankreich, Großbritannien,
Dänemark gewannen – wie zuvor befürchtet – der Front National, die UKIP bzw.
die
Dansk
Folkeparti. Das Wahlergebnis der United Kingdom Independence Party (UKIP) wird
in Großbritannien als „politisches Erdbeben“ eingestuft.
Rechtspopulistische
und offen faschistische Parteien gewannen auch in anderen Ländern Stimmen
hinzu.
Doch es
gibt auch Erfreuliches: Linke haben Stimmen dazu gewonnen und werden künftig
eine größere Konföderale Fraktion der Vereinten Europäischen Linken/ Nordischen
Grünen Linken (GUE/NGL) bilden können – dank der Ergebnisse
in
Portugal, Spanien, auf Zypern, in Griechenland (Syriza wurde stärkste Kraft im
Land, die KKE hielt ihre zwei Mandate), in den Niederlanden usw.
Europa
hat gewählt. Und hierzulande sind Seehofer sowie die Seinen geknickt, suchen
seit Sonntagabend nach den Gründen für das schlechteste Abschneiden der CSU
(40,5 Prozent in Bayern) bei Europawahlen. Die CSU ist in diesem Jahr für die
leichten
Stimmverluste der Unionsparteien verantwortlich, während die SPD ihr schlechtes
Ergebnis von 2009 deutlich verbessern konnte.
Bayerns
Ministerpräsident sprach folglich am Montag von einer „bitteren Stunde“, und
dass man jetzt „zusammenstehen“ müsse. Acht Abgeordnete wollte man nach Brüssel
schicken, fünf sind es geworden. Zwei weniger als die AfD, die aus dem
Stand
heraus mit demagogischen Forderungen, EU-Skepzis und Versprechen
bundesweit
7,1 Prozent erreichte (dabei in Sachsen 10,1 Prozent, in Brandenburg 8,5
Prozent, in Berlin 7,9 und in Thüringen 7,4 Prozent) und wieder – wie bei den
Bundestagswahlen – von anderen Parteien Stimmen gewinnen konnte (von der CDU/CSU
510 000, von der SPD 180 000, von der Partei „Die Linke“ 100 000,
von der
FDP 60 000 und den Grünen 30 000), aber nicht mehr Stimmen als
bei der
Bundestagswahl erreichte.
Für die
FDP, die bei den Bundestagswahlen 2013 an der 5-Prozent-Hürde scheiterte,
stimmen nach 2,8 Millionen Wählerinnen und Wählern bei der Europawahl 2009
dieses Mal nur noch annähernd 990 000.
Die
Wahlbeteiligung in Deutschland lag fast fünf Prozent über dem EU-Durchschnitt
und mit 48,1 Prozent um 4,8 Prozent höher als 2009.
Ein
Grund dafür waren sicher die Kommunalwahlen, die am 25. Mai in zehn
Bundesländern parallel zur Europawahl stattfanden. Andere führen die höhere
Wahlbeteiligung auch darauf zurück, dass erstmals mit der AfD eine für Viele
wählbare EU-skeptische Partei zu den EUWahlen antrat.
Es wird
sich zeigen, ob Kanzlerin Merkel ihre Ankündigung vom Montag tatsächlich wahr
macht und nicht mit der AfD zusammenarbeiten wird oder ob sich da bereits mit
Blick auf die kommenden Landtagswahlen etwas „zusammenschiebt“. Einige
Abgeordnete der CDU-CSU-Fraktion im Bundestag können sich offenbar schon jetzt
durchaus eine engere Zusammenarbeit vorstellen…
Ein
weiterer Grund könnte auch sein, dass für diese Wahlen in der Bundesrepublik
nicht nur die 5-, sondern auch die 3-Prozent-Hürde gefallen ist und auch
kleinere Parteien – damit aber auch die NPD – eine Chance bekamen.
In den
nächsten Tagen werden nun die Plakate von den Stellwänden verschwinden, die
Großplakate abgebaut und die kleineren Plakate abgehängt.
Bis zu
den nächsten Wahlen …
Und die
Partei „Die Linke“? Das Ergebnis dürfte den Erwartungen – auch an die eigene
Rolle in der GUE/NGL – nicht entsprochen haben. Unklar ist, ob das auch ein
negatives Signal für die bevorstehenden Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen
und
Thüringen bedeutet. Insgesamt erhielt die Partei 200 000 Stimmen mehr als 2009
– viele davon in den „alten Bundesländern“. Aufgrund der gestiegenen
Wahlbeteiligung reichte das am 25. Mai aber nur zu bundesweit 7,4 Prozent und
sieben Abgeordneten für das neue Europaparlament, eine/r weniger als 2009.
Die
Partei hatte Verluste vor allemin Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen (Landtagswahl
am 31. August) und Thüringen (Landtagswahl am 14. September).
Und
unsere Partei?
Wir haben bei den EU-Wahlen ein sehr bescheidenes Ergebnis
erreicht – sogar weniger Stimmen als 2009.
Aber es
gibt einige interessante Ergebnisse: In Berlin konnten mit großem Engagement im
Wahlkampf 1.055 Stimmen mehr als 2009 erreicht werden, in Brandenburg 888. Mehr
Stimmen gab es auch in Mecklenburg-Vorpommern, Hessen und Hamburg.
aus "UZ - unsere zeit - Sozialistische Wochenzeitung - Zeitung der DKP" vom 30. Mai 2014
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