Solange
Wohnungen zum Zwecke des Profits gebaut werden, wird es keine sozialen und für
die Mehrheit der Bevölkerung erträglichen Mieten geben. Die Rendite, die von
Wohnungseigentümern, von Investoren und Banken beansprucht wird, verhindert
das.
Bereits eine Rendite (Verzinsung) von fünf Prozent auf das in eine
Neubauwohnung investierte Kapital (bei Baukosten von 1 500 Euro und
Grundstückskosten von 700 Euro pro qm Wohnfläche) führt zu einer Mietbelastung
von 9,20 Euro pro qm monatlich.
Die
geltenden Mieterhöhungsgesetze garantieren diesen Renditeanspruch, für
Neubauwohnungen ebenso wie für alle Wohnungen älterer Baujahrgänge.
Die
Rendite ist also der preistreibende Faktor bei den Mieten. Ohne diesen
Profitanteil könnten alle Mieten auf etwa die Hälfte oder ein Drittel der
heutigen Mietpreise gesenkt werden.
Dreh-
und Angelpunkt einer sozialen Wohnungspolitik ist deshalb eine drastische
Begrenzung der Mieten und als erster Schritt ein gesetzlicher Mietpreisstopp
Damit allein ist es aber nicht getan, vor allem deshalb, weil sich bei
sinkenden Profiten das private Kapital aus dem Wohnungsbau zurückziehen wird.
Wenn also die Mieter nicht auf Gedeih und Verderb den Profitinteressen privater
Investoren ausgeliefert sein sollen, dann müssen wir für eine Alternative zum
kapitalistischen Wohnungsbau kämpfen, für einen Sozialen Wohnungsbau, der
diesen Namen wirklich verdient.
Die
Forderung nach Aufstockung der Mittel für die „Soziale” Wohnraumförderung macht
dabei keinerlei Sinn, denn dieses Modell hat seine Untauglichkeit hinreichend
bewiesen. Die bis heute praktizierten Förderungsmethoden haben weder zu
dauerhaft preiswerten Sozialmieten geführt, noch dazu, dass die mit hohen
staatlichen Subventionen entstandenen Sozialwohnungen als Mietpreis-gebundener
Bestand erhalten geblieben sind. Von den ehemals mehr als sechs Millionen
Sozialwohnungen sind nach dem Wegfall der Mietpreisbindungen und dem
massenhaften Verkauf kommunaler Wohnungsbestände nur noch rund 1,6 Millionen
übrig geblieben.
Gleichzeitig
ist die Baurate der – auf begrenzte Zeit – geförderten Sozial- Mietwohnungen in
der BRD auf nur noch 12 000 Wohneinheiten im Jahr 2011 zusammengeschrumpft.
Die
Alternative dazu ist ein Sozialer Wohnungsbau, der dauerhaft preiswerte Mieten
garantiert. Den kann es aber nur unter völliger Ausschaltung von Kapital- und
Bankprofiten geben.
Das
heißt: Sozialer Wohnungsbau muss vollständig aus staatlichen Mitteln finanziert
und ausschließlich mit gemeinnützigen Trägern verwirklicht werden.
Eine
der entscheidenden Wurzeln des Übels ist der private Besitz und die private
Verfügungsgewalt an Grund und Boden.
Dabei
ist die Versorgung mit bezahlbaren Wohnungen nur eines von vielen Problemen,
die eine grundlegende Änderung des Bodenrechts erforderlich machen.
Der
entscheidende Punkt ist, dass unter Beibehaltung des kapitalistischen
Bodeneigentums und seiner Verwertungslogik eine an den Bedürfnissen der
Allgemeinheit, an ökologischen Erfordernissen und Zukunftsperspektiven
ausgerichtete Stadtplanung und Stadtentwicklung verhindert wird.
Häufig
werden in der politischen Auseinandersetzung die hohen Grundstückspreise für
die Mietpreisexplosion verantwortlich gemacht. Tatsächlich verhält es sich
genau umgekehrt. Der Bodenwert ergibt sich erst aus seiner Nutzung, aus den
Möglichkeiten seiner Verwertung und aus seiner Monopolstellung in den
Ballungsgebieten, wo Baugrundstücke besonders knapp sind. Die Rendite, die auf
einem bestimmten Teil der Erdoberfläche erzielt werden kann, entscheidet
schließlich über den Wert des Grundstücks. Je höher die Rendite ist, desto
höher ist auch der Bodenpreis.
Der
Kaufpreis, der für ein Grundstück bezahlt werden muss, ist deshalb nicht der
Preis für den Boden, sondern der Kauf der Rendite, die auf dem betreffenden
Grundstück erzielt werden kann, oder wie Karl Marx feststellte: Der „Kaufpreis
oder Wert des Bodens … ist in der Tat der Kaufpreis nicht des Bodens, sondern
der Grundrente, die er abwirft.” Die Mieten steigen erwiesenermaßen unabhängig
vom Bodenpreis.
Altbaumieten
sind heute beinahe genauso hoch, wie die Mieten im Neubau, obwohl die
Grundstückspreise vor 50 oder 100 Jahren um ein Vielfaches niedriger waren als
heute. Richtig ist jedoch: Auf Grundstücken, die zu Spekulationspreisen
verkauft werden, kann kein Sozialer Wohnungsbau mit preiswerten Mieten
entstehen.
Und
ohne gravierende Eingriffe in die Rechte der Bodeneigentümer ist deshalb auch
keine soziale Wohnungspolitik möglich.
Grund
und Boden muss deshalb der – ausschließlich an hoher Rendite orientierten –
privaten Verfügungsgewalt entzogen und in demokratisch kontrolliertes
gesellschaftliches Eigentum überführt werden, um so auch der
Grundstücks-Spekulation ein Ende zu bereiten.
von
Claus Schreer
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