Ver.di (Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft) und die Gewerkschaft
Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) haben mit dem Gesundheitskonzern
Fresenius Helios in der Nacht zu Mittwoch eine Tarifeinigung für die
rund 5.600 Beschäftigten der norddeutschen Klinikgruppe Damp erreicht.
Helios bietet per Tarifvertrag allen Beschäftigten der Zentralen
Service-Gesellschaft (ZSG) die Weiterbeschäftigung bis zu 18 Monaten zu
bisherigen Konditionen an. Die rund 1.000 Kündigungen sind damit vorerst
vom Tisch.
Die Tarifeinigung sieht weiterhin folgende Vereinbarungen vor: Die
Service-Beschäftigten behalten ihre bisherigen Entgelte auch bei einem
Wechsel in die beiden neuen Helios-Servicegesellschaften. Für
diejenigen, die dort keinen Arbeitsplatz finden (nach den Vorstellungen
von Helios sind dies etwa 200 Beschäftigte), wird eine Beschäftigungs-
und Qualifizierungsgesellschaft eingerichtet. Betriebsbedingte
Kündigungen sind in dieser Zeit ausgeschlossen. Für die Beschäftigten
der Kliniken und Rehaeinrichtungen wurden eine Reihe von finanziellen
Verbesserungen vereinbart. So wurden u.a. rückwirkend zum 1. Mai 2012
eine Gehaltserhöhung von 3,5 Prozent, zusätzlich 1,4 Prozent ab 1.
Januar 2013. beschlossen.
Auch beim Weihnachtsgeld gibt es teils spürbare Verbesserungen. In
den Rehaeinrichtungen beträgt das Weihnachtsgeld künftig 80 Prozent
eines Monatsgehalts inklusive Zuschläge. Dies ist für einen Großteil der
Beschäftigten eine deutliche Erhöhung, teilweise sogar eine
Verdoppelung. Außerdem gab Helios den Gewerkschaften für die beiden
neuen Helios-Servicegesellschaften in Norddeutschland eine
Verhandlungszusage zur tariflichen Absicherung von Arbeits- und
Entlohnungsbedingungen aller Service-Beschäftigten.
Die Verhandlungskommission empfiehlt der Tarifkommission die Annahme
des Ergebnisses, im Anschluss stimmen die Gewerkschaftsmitglieder bei
Damp in einer zweiten Urabstimmung über die Einigung ab. Die Streiks
werden ab dem morgigen Donnerstag eingestellt.
„Dieses Ergebnis ist vor allem der Entschlossenheit der Beschäftigten
und der Unterstützung von Öffentlichkeit, Patienten und Politik zu
verdanken“, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Ellen Paschke am
Mittwochmorgen in Berlin.
Vorausgegangen war dieser Tarifeinigung ein Frontalangriff des
Fresenius/Helios-Konzerns auf das Streikrecht, indem er am 2. Juni
tausend Mitarbeitern der ZSG gekündigt hatte. Daraufhin waren am Samstag
auf einer kämpferischen Demonstration und Kundgebung in Kiel 3.500
Beschäftigte aus norddeutschen Kliniken und GewerkschaftskollegInnen auf
die Straße gegangen um Solidarität mit den Entlassenen zu üben. Die
ver.di-Vertrauensleute vom Universitätsklinikum in Kiel hatten 500
Unterschriften für Ihre gekündigten KollegInnen gesammelt.
Ab heute gilt die gewerkschaftliche Solidarität in Schleswig-Holstein
den Beschäftigten des Krankenhauses auf der Insel Sylt. Ver.di hat die
350 Pflege- und Servicekräfte aufgerufen, heute und morgen die Arbeit
niederzulegen. Hier ist zwar nicht Helios der Betreiber, sondern der
Klinikkonzern Asklepios; aber im Streit zwischen Arbeitgeber und
Beschäftigten gibt es durchaus Parallelen. Auch auf Sylt will ein
Klinikkonzern laut ver.di die Servicekräfte für Reinigung und Essen
ausgliedern. Sie sollen nicht mehr Geld bekommen. Den Pflege-Fachkräften
hingegen will Asklepios eine widerrufliche Zulage von 3,5. Prozent
gewähren. Die Gewerkschaft fordert 14,5 Prozent mit der Begründung, dass
die Beschäftigten zahlreiche Nullrunden hinter sich haben.
Der Ausgang des Arbeitskampfes um die Dampbeschäftigten sollte ein ermutigendes Signal sein, dass Solidarität siegen hilft.
Text/Foto: gst
Quelle: www.kommunisten.de
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