Sonntag, 8. Juli 2012

Damp ist überall - Oder: Was wir vor Ort aus dem Fresenius Helios-Konflikt lernen können!


Foto: DKP Lübeck / Ostholstein
Wie viele andere Menschen in Schleswig-Holstein und ganz Deutschland, so haben auch wir Kommunistinnen  und Kommunisten in Lübeck und Ostholstein uns mit den betroffenen Kolleginnen und Kollegen in Damp solidarisiert.

Man könnte nun fragen warum. Doch bei näherer Betrachtung sind die dortigen Probleme nicht wirklich weit weg von unseren Problemen vor Ort: Lange ist es noch nicht her, dass die Mitarbeiter des UKSH in Kiel und Lübeck gegen die Privatisierung der Kliniken gekämpft haben und privatisierte Kliniken kennt man in Ostholstein bereits nur zu gut.


Privatisiert. Das hört sich im ersten Moment dank der herrschenden Logik gar nicht schlimm an.  Denn private Betreiber können angeblich besser wirtschaften, da sie sich ja dem Wettbewerb stellen müssten. Außerdem sei Wettbewerb eben etwas Gutes – so wird es uns jedenfalls tagtäglich gebetsmühlenartig eingetrichtert. Wettbewerb sorgt angeblich für günstigere Preise und mehr Service. So weit die Theorie.

Eine Theorie, die wieder einmal belegt, dass die herrschende Meinung eben die Meinung der Herrschenden ist!

Denn die Praxis der Auseinandersetzung zwischen dem privaten Fresenius Helios Konzern und seinen Angestellten und Arbeitern zeigt deutlich, was die Mehrheit der Bevölkerung wirklich von Privatisierungen zu erwarten hat: Für den privaten Betreiber geht es nur um eines – um Profit. Nur wenn die Kliniken Profit erwirtschaften, sind sie aus Sicht des Konzerns rentabel, und nur dann kann sich das Unternehmen dem Wettbewerb stellen.

Wie macht man Profit mit einer Klinik? Man spart Kosten und erhöht die Einnahmen. Wie überall, wo die kapitalistische Profitlogik dominiert.

Erster Faktor: Personalkosten. Jede nicht absolut notwendige Stelle wird eingespart. Oder die Mitarbeiter werden eben gekündigt und erhalten zugleich das Angebot zu schlechteren Konditionen in einer neuen Firma wieder angestellt zu werden.

Das dies einerseits Existenzen von Menschen zerstört zählt dabei nicht. Dass dies andererseits zu den neuen Konditionen – weniger Geld und mehr Arbeit in derselben Zeit – nicht funktioniert, stört dabei nicht. Schlecker lässt grüßen.

Das dies drittens zu Lasten der Kranken geht ist dabei unwichtig. Wo es um Profit geht ist es egal, mit welcher Ware gehandelt wird, Hauptsache sie ist eben profitabel.

Im konkreten Fall sollte das Reinigungspersonal mittels Änderungskündigung in solch schlechter bezahlte Jobs einer neuen Gesellschaft gezwungen werden und in weniger Zeit mehr Arbeit erledigen. Das dies nicht funktionieren kann, und sogar zu Lasten der Hygiene und der Gesundheit der Kranken gehen würde,  wagten die Kolleginnen und Kollegen anzumerken. Sie wagten sogar zu streiken. Dafür wurden sie entlassen, denn ein solches Volk stört die Mächtigen im Konzern, die doch nur das umsetzen wollten, was sie müssen: Profit erwirtschaften!

Zum Glück waren die Kolleginnen und Kollegen in Damp gewerkschaftlich organisiert, denn die Gewerkschaft Verdi machte diesen Skandal mittels Arbeitskampf publik. Die dadurch hergestellte Öffentlichkeit zwang den Konzern schlussendlich zu Zugeständnissen: Die Kündigungen wurden – jedenfalls für die nächsten achtzehn Monate – zurückgenommen. Dies zeigt, dass Widerstand, Arbeitskampf und Solidarität starke Mittel gegen Profitstreben sind.

Soweit, so gut. Was aber danach geschieht, wenn die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit in achtzehn Monaten nicht mehr auf diesen Skandal gerichtet ist, bleibt abzuwarten. Beispiele gibt es genug, wo dann still und heimlich das eigentliche Ziel der Konzerne eben doch noch umgesetzt wurde.

Ein anderer Faktor um mit Kliniken Profit zu erwirtschaften ist manchem Patienten in Ostholstein wohl bekannt: Man setzt auf die Therapien, die profitabel sind. Kranke deren Betreuung nicht profitabel wäre, werden abgewiesen. Oder sie werden nur notdürftig betreut. Oder, last but not least, die Betreuung wird mit Zusatzkosten versehen, die für normale Menschen nur schwer oder gar nicht bezahlbar sind.

Ein Skandal, der sich im Stillen abspielt und dies auch nur deshalb, weil es die oben genannte herrschende Logik beschädigen würde. Gesundheit ist in diesem System eine Ware. Eine Ware mit der ebenso Profit erwirtschaftet werden soll, wie mit Gebrauchsgütern. Egal, ob in Damp, in Ostholstein, in Lübeck oder anderswo in Deutschland.

Aber Gesundheit darf keine Ware sein! Kranke benötigen alle Hilfe die sie bekommen können und zwar mit optimaler Führsorge – unabhängig von der Art der Krankheit oder dem Geldbeutel der Betroffenen!

Die Realität in diesem unserem kapitalistischen Wirtschaftssystem sieht anders aus.

Ebenso zeigt das Beispiel Fresenius Helios in Damp eine weitere Seite dieses Systems auf: Gewerkschaftlicher Kampf – so wichtig und richtig er ist – kann Probleme nur lindern. Das ist gut und es ist extrem wichtig!

Aber er löst das Problem nicht! Nicht in Damp bei Helios, nicht bei Schlecker, nicht bei Scandline, nicht bei der Lübecker Hafen Gesellschaft – nirgendwo!

Die Wurzel des Problems ist nämlich unser Wirtschaftssystem: Die Profitlogik – der Kapitalismus!

Nur wenn die Pseudo-Logiken dieses Systems durchbrochen und überwunden werden, wenn ein System geschaffen wird, in dem der Mensch das Maß der Dinge ist, kann Kranken optimale Betreuung zuteil werden, können Arbeitsplätze wirklich gesichert werden, wird den Menschen eine Perspektive gegeben von der und durch die sie lebenswert Leben können.

Ein solches System nennt man Sozialismus!

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