Erklärung des DKP-Parteivorstand und
DKP-Bezirksvorstand Hamburg
Der
G20-Gipfel ist beendet. Hamburg atmet auf. Das Ergebnis des Zusammentreffens
der G7 mit den Schwellenländern und der EU steht in keinem Verhältnis zu
Kosten, Aufwand und Ausnahmezustand, der vor allem die Hamburgerinnen und
Hamburger getroffen hat.
Es gibt
eine Einigung darauf, dass die Märkte offen sein müssen und Protektionismus,
also der Schutz des jeweiligen heimischen Marktes, vermieden werden soll. Damit
kann das Groß- und Monopolkapital bestens leben. Dort, wo der Handel in ihrem
Interesse reguliert werden soll, gab es auch ein Ergebnis: den Abschluss eines
Freihandels zwischen Japan und der EU. Es enthält die gleichen Kernelemente wie
TTIP, zum Beispiel Investitionsschutz und Schiedsgerichte. Das ist eine klare
Ohrfeige für alle, die gegen TTIP und CETA auf die Straße gegangen sind.
Das große
Gipfel-Thema, Klimapolitik, hat keine Ergebnisse als die Bestätigung des
Pariser Abkommens gebracht. Wobei die USA ihre Ablehnung bestätigt haben.
Erdogan spielte noch einmal den starken Mann, in dem er erklärte, dass die
Türkei das Abkommen noch nicht ratifiziert habe.
Der
Versuch Angela Merkels, sich als Führerin der liberalen Fraktion der führenden
imperialistischen Staaten zu präsentieren, ist gründlich misslungen. Keines der
brennenden Probleme in der Welt ist einer Lösung näher gekommen.
Formelkompromisse, mit denen ein weiteres Auseinanderdriften übertüncht wurde,
werden von Merkel als Erfolg präsentiert. Der einzige brauchbare und
inhaltliche Erfolg wurde von den ungeliebten Präsidenten Putin und Trump mit
der zeitweisen Waffenruhe in einem Teil Syriens erreicht. Immerhin ein kleines
Aufatmen für die dort lebenden Menschen.
Foto: junge Welt |
Auch der
Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz hat sich mit seiner Großmannssucht eine
blutige Nase geholt. Statt ernsthaft die sozialen Probleme in der Stadt
anzugehen, versucht er sich mit Großprojekten wie den Olympischen Spielen und
dem Treffen der G20 als Staatsmann zu präsentieren. Während er sich mit den
umstrittensten Politikern der Welt und deren Handlangern im Millionengrab
Elbphilharmonie amüsierte, lief die Veranstaltung draußen aus dem Ruder. Sein
Innensenator Andy Grote hatte vor der Presse verkündet, er erwarte ein
„Festival der Demokratie".
Die
Fakten sprechen eine andere Sprache:
Wochen vor dem Gipfel haben die bürgerlichen Medien ein Klima von Angst
mit dem Hinweis auf erwartete Gewalt erzeugt. Bereits im Vorfeld wurde der
Protest kriminalisiert. Bei mehreren AktivistInnen fanden Hausdurchsuchungen
statt. In einem Drittel Hamburgs wurden Grundrechte,
insbesondere die Versammlungsfreiheit mittels behördlicher Allgemeinverfügung
außer Kraft gesetzt, mehr als 22.000 Polizei- und Spezialkräfte mit modernstem
technischem Equipment wurden eingesetzt. Gerichtsurteile zum Campen in der
Stadt wurden missachtet und gegen Protestierende wurde zum Teil brutal
vorgegangen. Es kam zu lebensgefährlichen Situationen durch Polizeigewalt.
Der
martialische Einsatz des staatlichen Gewaltpotentials war nicht nur gegen die
unmittelbar Betroffenen gerichtet. Er war ein Signal an alle fortschrittlichen Kräfte,
dass die Herrschenden, das Monopolkapital und seine politischen Vertreter,
bereit sind, alle Machtmittel innerhalb und außerhalb des Rechts einzusetzen,
wenn ihr Herrschaftsanspruch auch nur ansatzweise in Frage gestellt wird.
Zudem
boten Randalierer und Provokateure die Möglichkeit, mit Bildern von brennenden
Autos, Barrikaden und geplünderten Läden BürgerInnen, die sich in die Protest
gegen die Großmannssucht unter den Politikern eingereiht hatten, in den Schoß
von Ruhe und Ordnung zurückzuholen und wieder einzubinden. Diese Bilder waren
gewollt. Personen, die in Hamburg für eine autonome Politik stehen, haben
erklärt, dass sie mit diesen sinnentleerten Aktionen nichts zu tun haben. Sie
lehnen sie als völlig destruktiv ab.
Foto: junge Welt |
Das
politische Ziel der Spaltung der Bewegung gegen den G20-Gipfel ging nicht auf.
Deutlich mehr als 150.000 Menschen haben sich in der Woche vor und während des
Gipfels an Demonstrationen, Aktionen, Blockaden und Veranstaltungen gegen den
Gipfel engagiert. An der abschließenden Großdemonstration „Grenzenlose
Solidarität statt G20“ beteiligten sich mehr als 76 000 Menschen. Beteiligt
waren Umweltschutzverbände, Christen, Gewerkschaften, Organisationen der
MigrantInnen, SchülerInnen, Bürgerinitiativen und viele Einzelpersonen. Die Linke
zeigte sich auf der Großdemonstration einig, wenn auch die meisten Forderungen
nicht über das Anprangern von Missständen und Verbrechen hinausgingen.
Der
internationale kommunistische Block mit Genossinnen und Genossen aus Hamburg,
Deutschland, dem europäischen und weltweiten Ausland zeigte die Ursachen und
den Gegner auf: „Fight Imperialism“. Um Alternativen zum Imperialismus, den
Sozialismus, ging es auch bei der Podiumsdiskussion mit Mitgliedern von fünf
Kommunistischen Parteien, die die DKP im Rahmen der Proteste organisiert hatte.
Wer die Not der Menschen dauerhaft beseitigen will, muss nicht nur die
politischen Repräsentanten bekämpfen. Er muss die eigentlichen Träger dieser
Politik, das Monopolkapital, bekämpfen. Er muss für eine andere, eine bessere,
eine gerechte Welt, für den Sozialismus kämpfen.
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