Die Chance auf einen Neuanfang ohne deutschen
Militarismus und Imperialismus
Zieht man
eine Bilanz des 70. Jahrestages der Befreiung und des Potsdamer Abkommens in
der BRD, so kommt man nicht umhin, festzustellen: es ging um eine
Minimalisierung und um eine reaktionäre Umdeutung der Ergebnisse des Zweiten
Weltkrieges und der Potsdamer Konferenz im Sinne der Politik der Westmächte
nach dem 2. Weltkrieg und später auch der Regierung der BRD.
Bekanntlich
unterschied sich die Potsdamer Konferenz dank der Autorität der Sowjetunion,
dem Einfluss der demokratischen Öffentlichkeit in Europa und darüber hinaus und
der gemeinsamen Sicherheitsinteressen der Alliierten grundsätzlich von anderen
Konferenzen, die nur einen imperialistischen Frieden stifteten und die Keime
künftiger Kriege in sich trugen.
Der Bruch
des Potsdamer Abkommens begann eigentlich schon bevor die Konferenz begonnen
(17. Juli 1945) hatte. Am 16. Juli 1945 wurde in den USA der Versuch mit der
ersten Atombombe durchgeführt. Damit sollte ein erpresserischer Druck auf die
UdSSR, die demokratischen Kräfte in der Welt und auf den Verlauf der Konferenz
ausgeübt werden. Nur einige Tage nach Beendigung der Konferenz, am 6. und 9.
August 1945, verwüsteten amerikanische Atombomben die japanischen Städte
Hiroshima und Nagasaki.
In der
Außenpolitik der USA wurde der Übergang von der Rooseveltschen Politik der
Zusammenarbeit in der Antihitlerkoalition zur Politik des Rollback und der
Atomdiplomatie vollzogen. Truman, der das Potsdamer Dokument mit unterzeichnet
hat, erklärte kurz danach, dass „der Sieg dem amerikanischen Volk die ständige
Verantwortung für die Führung in der Welt übertragen hat“ (Public Papers of the
President of the United States, Washington 1961, S. 549). Und dazu brauchte man
das deutsche Kapital und seine politischen und militärischen Erfahrungen und
Potenziale.
Albtraum für den deutschen Imperialismus
In diesem
Sinne und zu diesem Zweck wurden, entgegen den Vereinbarungen von Potsdam, in
den westlichen Besatzungszonen auch die Monopole und die dazu gehörigen
gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse erhalten, erfolgte die Gründung
der BRD im Jahre 1949. Auf westdeutscher Seite wollte man lieber das halbe
Deutschland ganz als das ganze Deutschland halb (Adenauer). Man traf sich auch
mit den Interessen der USA. Kürzlich stellte George Friedman fest: „Also das
urzeitliche, urweltliche Interesse der Vereinigten Staaten, wofür sie seit
Jahrhunderten die Kriege führten – erster und zweiter Weltkrieg und kalter
Krieg – .waren die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland. Weil vereint
sind sie die einzige Macht, die uns bedrohen kann, und unser Interesse war es, sicherzustellen,
dass das nicht geschieht“.
Im
Interesse der imperialistischen Ziele und Politik wurden durch die Westmächte
im Verbund mit den Vertretern des deutschen Monopolkapitals auch die
Vereinbarungen des Potsdamer Abkommens gebrochen, die besagen: „Der deutsche
Militarismus und Nazismus werden ausgerottet, und die Alliierten treffen nach
gegenseitiger Vereinbarung in der Gegenwart und in der Zukunft auch andere
Maßnahmen, die notwendig sind, damit Deutschland niemals mehr seine Nachbarn
oder die Einhaltung des Friedens in der ganzen Welt bedrohen kann“.
Im
Gegensatz dazu wurden in den westlichen Besatzungszonen nicht nur die
materiellen Grundlagen der Restauration der Macht des Kapitals durch das aktive
Zutun der Besatzungsmächte bewusst erhalten. Auch das Verbot der
Rüstungsproduktion wurde erst durchlöchert und ist dann verschwunden.
Die
Entmilitarisierung, wie sie im Potsdamer Abkommen und auch noch im Grundgesetz
von 1949 stand, wurde in ihr Gegenteil gedreht. Das reicht vom Aufbau der
Bundeswehr, der Wiederbewaffnung, dem Verbot der KPD bis zur Einbeziehung der
BRD in die NATO, was dazu führte, dass entsprechende Vorgaben 1956 aus dem
Grundgesetz gestrichen wurden.
Der
deutsche Militäreinsatz zur Durchsetzung außenpolitischer Ziele wurde wieder zulässig
und die Bedingungen seiner Praktizierung wurden und werden schrittweise von
Restriktionen befreit. Heute zählt die BRD in der NATO und in der EU zu den
führenden Staaten. Sie ist wieder Großmacht – auch militärische! Es wurde die
„Enttabuisierung des Militärischen“ (Gerhard Schröder) vollzogen. Deutschland
hat wieder „eine Armee im Einsatz“. Das in Ausarbeitung befindliche Weißbuch
der Bundeswehr soll die Strategie weiter entwickeln und die Bevölkerung
überzeugen, dass und wie Deutschland international mehr „Verantwortung“
übernehmen und künftig seinem wirtschaftlichen und politischen „Gewicht
entsprechend handeln“ (Gauck) wird.
Das
Potsdamer Abkommen bot die Chance, einen Neuanfang ohne deutschen Militarismus
und Imperialismus einzuleiten. Die DDR war deshalb stets Verfechter seiner
Prinzipien. Für Adenauer und für die Kräfte, die ihn unterstützt und politisch
getragen haben, war er ein „Albtraum“, weil es die Erreichung dieser Ziele in
Frage stellte.
Souveränität des deutschen Volkes auf antifaschistischer
und antimonopolistischer Grundlage
Höhepunkte
in der Entwicklung des Kampfes um die Verwirklichung der Verpflichtungen des
Potsdamer Abkommens auf der einen Seite und um die Verhinderung demokratischer
Prozesse auf der anderen Seite waren auch zwei Volksentscheide – der eine in
Sachsen, der andere in Hessen. In Sachsen fand er am 30. Juni 1946 statt und
72,2 Prozent der Wähler stimmten für die Enteignung der Nazi- und
Kriegsverbrecher. In Hessen (1.Dezember 1946) stimmten 72 Prozent der gültigen
Stimmen für den Paragraphen 41 der neuen Verfassung, der die Überführung der
Bergbaubetriebe (Kohle, Kali, Erze), der Betriebe der Eisen- und
Stahlproduktion, der Energieerzeugung und des an Schienen oder Oberleitungen
gebundenen Verkehrswesens in Gemeineigentum vorsah. Auch die Staatsaufsicht für
Großbanken und Versicherungsunternehmen war vorgesehen. Das Volk in Sachsen und
in Hessen entschied, in Ost und West, dass es sich hinter das Potsdamer
Abkommen stellen wollte. Die Grundlage bestand im Streben nach Einheit der
Arbeiterklasse, nach gemeinsamer Arbeit aller Antifaschisten!
Im Osten wurde es
durch die Besatzungsmacht Sowjetunion unterstützt, die auf der Seite des
Fortschritts stand. Im Westen waren es die kapitalistischen Besatzungsmächte,
die auf Seiten der wiederbelebten einheimischen Reaktion standen. Ihr
Vertreter, der amerikanische Militärgouverneur Lucius D. Clay, hat – nachdem
das Volk den Maßnahmen zugestimmt hatte – seine Zustimmung zu Artikel und
Verfassung verweigert. Er hat sich gegen den demokratisch bekundeten Willen des
Volkes gestellt! So kam es zur Gründung der BRD und dazu, dass die Namen Krupp
und Siemens und viele andere auf den ererbten Sesseln der Macht standen und
stehen. In ihrem Auftrag legten Adenauer und seine Nachfolger die Grundlagen
für eine Innen- und Außenpolitik, die die Bestimmungen des Potsdamer Abkommens
zunächst umging und später korrigierte. Und das soll heute als „demokratische
Entwicklung“ verstanden werden.
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