Samstag, 29. November 2014

Über Ehre und Verantwortung - Gedanken eines Kommunisten

Totensonntag auf dem Lübecker Ehrenfriedhof, ein Spaziergang vorbei an Kreuzen in Reih´und Glied: geboren 1887, gefallen 1918. Geboren 1927, gefallen 1945. Die Reihen der teils verrotteten Holzkreuze setzen sich fort und meine Gedanken wandern mit. Was hätten diese Männer, diese tapferen Jungs nicht alles werden können, ohne Krieg: Maurer, Zimmerleute, vielleicht Ärzte oder Ingenieure, Väter, Liebhaber, Künstler... Es war ihnen nicht vergönnt.

Unter wehenden Fahnen, johlenden Offizieren, großsprecherischen Politikern, demagogischen Diktatoren und sich die Hände reibenden Großkapitalisten wurden sie alle in den Tod gehetzt, gefressen von der mörderischen Bestie des Krieges.

Zwei Weltkriege haben im 20. Jahrhundert Millionen Menschen verzehrt, Familien zerstört, Länder verheert, eine komplette Generation Männer (und Frauen) in ganz Europa und Russland, Asien und Afrika vernichtet. Sind all diese Soldaten freiwillig dazu bereit gewesen? Ist es ehrenvoll, Leben zu vernichten und sich selbst vernichten zu lassen?

Wirklich ehrenvoll wäre es, sich dem zu verweigern und Verantwortung für ein Leben in Frieden zu übernehmen - Frieden ohne Bedingungen und für alle Menschen auf Erden.
Der Weg über den Lübecker Ehrenfriedhof hat mich eins gelehrt: ich ehre nicht die gefallenen Soldaten, ich ehre den klugen Kopf, dem ein Stahlhelm aufgdrückt wurde, ich ehre die starke Faust in die ein Hammer besser passt als ein Gewehr. Ich ehre die Väter, die Söhne, die Enkel und ihre Hoffnung auf ein Wiedersehen mit ihren Familien. Ich bin sicher, dies war der letzte Gedanke eines jeden dieser Männer - das ist ehrenvoll.

Wir Kommunistinnen und Kommunisten übernehmen Verantwortung. Wir treten ein für den unbedingten Frieden. Im Gedanken an all jene, die ihr Leben ließen im Kriege, verurteilen wir entschieden den heuchlerischen Militarismus, das Deckmäntelchen der Kriegerehre,  unter  dem auch heute noch tausende Soldaten in aller Welt morden und zerstören. Wir verurteilen die Einsätze der Bundeswehr, die verlogen im Namen der Menschenrechte in fremde Länder einfällt, deren Souveränität mißachtet und den Weg zu neuen Rohstoffquellen freischießt.

Es gibt keinen gerechten Krieg, es gibt keinen sauberen Krieg und es gibt keinen Krieg um des Krieges Willen! Krieg ist nicht die "Fortsetzung von Politik mit anderen Mitteln", er ist das Mittel zum Zweck des Kapitalismus: Zugang zu Rohstoffquellen und Absatzmärkten- ein Zugang zu neuen Möglichkeiten exzessiver Ausbeutung von Menschen und Materialien, ein Zugang, der über Leichen gelegt wird. Soldaten ziehen nicht in den Krieg für die Menschenrechte, für das Vaterland oder für die Ehre - sie werden zur Schlachtbank gehetzt als Kanonenfutter in Dienste des Kapitals. Kriege sind die Ursache für Millionen Flüchtlinge auf der Welt, für zerstörte Länder, für die immer volleren Geldbeutel der Rüstungsindustriellen und Ihrer Kumpanei.

Krieg ist tätlich ausgelebter Kapitalismus- und Kapitalismus ist Raub, Mord und Lüge!

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