Donnerstag, 9. Januar 2014

Antikapitalistischer Konsens im „Johanneum“


Foto: DKP Lübeck / Ostholstein
Ein besonderes politisches Highlight bot sich Ende Dezember 2013 der DKP Lübeck / Ostholstein: Unter dem Motto „Gewinner und Verlierer der Globalisierung“ lud der Erdkunde Leistungskurs der 13. Klasse des Lübecker Gymnasiums „Johanneum“ kurz vor den Ferien zu einer Podiumsdiskussion in die Aula der Volkshochschule Lübeck.

Etwas über hundert Schülerinnen und Schüler des Abiturjahrganges folgten dieser Einladung des Leistungskurses und ihres Lehrers, welche den Abschluss einer einjährigen Projektarbeit darstellte. Geladen waren für das Podium neben Vertretern aus der Wirtschaft und von Verbänden auch die DKP Lübeck/Ostholstein.


Über die Interseite sei man auf die Kommunisten der Hansestadt aufmerksam geworden und hätte neben der IHK Schleswig-Holstein, eines Vertreters der lokalen Wirtschaft (Firma Draeger), sowie jeweils einem von Greenpeace und attac, auf dem Podium „auch gern einen Vertreter einer Partei gehört, welche ausgewiesener Maßen eine Alternative zum existierenden System darlegen könnte“, wurde dies seitens der einladenden Schüler begründet.

Auf Anfrage der Lübecker DKP nahm Patrik Köbele, Parteivorsitzender der DKP, diese Einladung gerne an. Das zu ihrer Veranstaltung sogar der Vorsitzende der Kommunistischen Partei anreiste, wurde seitens der Schüler mit viel Respekt wahrgenommen, da sie bei ihren Bemühungen um ein interessant gemischtes Podium ansonsten bei Unternehmen und Parteien eher „auf viel Ignoranz gestoßen“ seien. 

Wohltuend fiel hierbei auf, dass die üblichen antikommunistischen Ressentiments – auch seitens der Schule – ausblieben, und die Diskussionsrunde sehr konstruktiv und sachlich Zusammenhänge aufarbeitete und analysierte. Patrik Köbele stellte dabei bereits Anfangs derselben klar, dass die Entwicklung, die man heute mit dem Wort Globalisierung bezeichnet, bereits 1848 im kommunistischen Manifest von Marx und Engels als vorgezeichneter Bestandteil des kapitalistischen Systems dargestellt wurde.

Foto: DKP Lübeck / Ostholstein
Auffällig schnell wurden dann auch im weiteren Verlauf klar, dass sich die Diskutanten, nicht nur von attac, Greenpeace und der DKP, sondern auch der Vertreter der Firma Draeger, nahezu Einig waren, dass heutzutage nicht nur „irgendetwas schief“ läuft, sondern, dass Krieg, Ausbeutung, Umweltzerstörung, Hunger, Elend und Tod in der „globalisierten Welt“ fester Bestandteil der kapitalistischen Weltordnung seien. Selbst der Vertreter der IHK Schleswig-Holstein mochte dagegen aufgrund diverser Faktendarstellungen nicht wirklich Einwand erheben. Unter häufigem Beifall der Anwesenden Schülerinnen und Schüler wurde geradezu ein antikapitalistischer Grundkonsens erzielt. 

Ebenso fand die Darstellung der einzig wirklichen Systemalternative, des Sozialismus, durch Patrik Köbele durchaus breiten Anklang. In der auf die Podiumsdiskussion folgenden Fragerunde wurde Schülerseitig daher auch vor allem der Vertreter der IHK mit bohrenden Fragen hierzu belegt: „Herr Köbele hat doch nun eben sehr deutlich eine reale Alternative zu dem gerade gemeinsam als grundfalsch erkannten System dargestellten. Reden sie doch bitte einmal Klartext und erklären sie uns warum dies ihrer Meinung nach nicht funktionieren soll.“ 

Die Antwort auf diese Frage blieb der IHK Vertreter trotz Verweises auf das „Scheitern der existierenden Sozialismus-Modelle“ wohl doch aus Sicht nicht weniger Anwesender schuldig, denn im Anschluss an die Veranstaltung wurden von diversen Schülerinnen und Schülern die Meinung unterstützt, dass man lieber an einem System arbeiten und aus den Fehlern der Vergangenheit lernen solle, welches den Mensch in den Mittelpunkt stelle, als weiter an einem System festzuhalten, welches offensichtlich nur dem Profit huldigt und in dem der Mensch nicht wirklich zählt – außer als Bestandteil der Produktionskette. 

Einen solchen Verlauf dieser rundum gelungenen Veranstaltung hatten selbst die anwesenden DKP Genossen aus Lübeck nicht wirklich erwartet. Gerne wurde von der Mehrheit der Anwesenden dann auch Informationsmaterial der DKP sowie der Hinweis auf einen Kuba-Infoabend am 14. Februar 2014 angenommen. Spätestens dort wird man sehen, in wie weit hier erfolgte Denkanstöße auch zu weiterer Bewegung führen. Das End-Plädoyer von Patrik Köbele, Mut zu haben sich falschen und faschistischen Entwicklungen entgegenzustellen, wurde jedenfalls mit viel Applaus bedacht.

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