- Oder: Warum Antifaschismus mehr benötigt als nur „Gegen Nazis“ zu sein
Fotomontage: John Heartfield, 1932 |
Auch in diesem Jahr werden sich hier in Lübeck, in
Dresden, Dortmund und anderswo wieder tausende Menschen dem braunen Mopp
entgegenstellen. Demonstrationen, Blockaden und Freundschaftsfeste unter dem
Motto „Bunt statt Braun“ werden durchgeführt werden.
Wie in Lübeck unter dem Motto „Wir können sie
stoppen!“, so werden sich breite Bündnisse von Kirchen, Gewerkschaften,
Initiativen, Parteien und BürgerInnen formieren um dem Spuk der Naziaufmärsche
Paroli zu bieten.
Das ist gut und wichtig, denn es zeigt den Verblendeten, dass sie mit ihrer Hetze und Menschenverachtung immer und überall auf Widerstand stoßen!
Das ist gut und wichtig, denn es zeigt den Verblendeten, dass sie mit ihrer Hetze und Menschenverachtung immer und überall auf Widerstand stoßen!
Diese Form des Widerstandes versperrt ihnen den Weg
und bekämpft so das Symptom des alltäglichen Faschismus.
Doch so wichtig es unbestritten ist, den Faschisten keinen Fußbreit Raum zu lassen, so bekämpft dies doch nicht die Ursachen…
Doch so wichtig es unbestritten ist, den Faschisten keinen Fußbreit Raum zu lassen, so bekämpft dies doch nicht die Ursachen…
Es verhindert kein faschistisches Denken, weil es die
Wurzeln faschistischen Denkens nicht angreift!
Wie Eingangs bereits
beschrieben fallen Nazis nicht vom Himmel: Die Verblendung, die Ideologie des
Hasses, wächst auf fruchtbarem Boden, welcher Folge einer Machtkonstellation ist,
die dem Profit – den Interessen des Kapitals – Vorrang vor allem Anderen gewährt.
Zwar waren weder Hitler noch
Goebbels Konzernlenker, noch sind die heute aktiven Ewiggestrigen direkt von der
Finanzelite beauftragt, aber ihre wirre Gedankenwelt ist dennoch ein
konsequentes Ergebnis der Herrschaftsstruktur des Kapitalismus.
J. Heartfield, "Der alte Wahlspruch im neuen Reich - Blut und Eisen" |
Gerade in Zeiten von Krisen
und deren Auswirkungen – wie aktuell nach der großen Banken- und Finanzkrise – wenn Menschen um ihre Existenz kämpfen müssen, soziale Netze zusammengekürzt
werden um Banken, und mit ihnen ganze Staaten, zu stützen, ist es im Interesse
der Herrschenden der Finanzwelt die wahren Zusammenhänge zu verschleiern.
Was könnte dazu besser
geeignet sein, als existierende Vorurteile zu bestärken, welche zumeist nationalistisch geprägt sind.
Wir kennen dies Alle aus eigenem Erleben: „Die polnischen Niedriglohnarbeiter am Bau (wahlweise auch: „Der europäische Binnenmarkt…“) bedrohen deutsche Arbeitsplätze“; „Die neue „Asylantenflut“ zerstört unser soziales Netz“; oder „Die faulen Griechen, die alle keine Steuern zahlen, ruinieren durch unsere Unterstützungszahlungen unseren Staatshaushalt – da bleibt halt kein Geld für unsere sozialen Leistungen übrig - wir brauchen daher eine Schuldenbremse“.
Wir kennen dies Alle aus eigenem Erleben: „Die polnischen Niedriglohnarbeiter am Bau (wahlweise auch: „Der europäische Binnenmarkt…“) bedrohen deutsche Arbeitsplätze“; „Die neue „Asylantenflut“ zerstört unser soziales Netz“; oder „Die faulen Griechen, die alle keine Steuern zahlen, ruinieren durch unsere Unterstützungszahlungen unseren Staatshaushalt – da bleibt halt kein Geld für unsere sozialen Leistungen übrig - wir brauchen daher eine Schuldenbremse“.
Es gibt unglaublich viele
weitere Beispiele und sicher haben sie gerade in der jüngsten Vergangenheit
einige von diesen (wieder) gehört oder gelesen. Oder?
Diese und andere Vorurteile
sind bei Weitem noch kein faschistisches Gedankengut!
Im Gegenteil, sie sind erschreckend weit verbreitet in unserer Gesellschaft und werden von vielen Wirtschaftsgrößen, Politikern und Medien auch gern gestreut um die reale Situation zu erklären.
Im Gegenteil, sie sind erschreckend weit verbreitet in unserer Gesellschaft und werden von vielen Wirtschaftsgrößen, Politikern und Medien auch gern gestreut um die reale Situation zu erklären.
Warum? Weil sie stimmen?
Hat der polnische Bauarbeiter in seinem Heimatland genügend Arbeit und ein Auskommen um damit seine Familie zu ernähren?
Kommen Asylbewerber nur um hier schön zu leben, oder gibt es etwa Krieg, Naturkatastrophen, Hunger und Armut auf der Welt, die die Menschen zwingen sich eine neue Heimat zu suchen?
Was sind die Ursachen? Wer profitiert davon?
Hat der polnische Bauarbeiter in seinem Heimatland genügend Arbeit und ein Auskommen um damit seine Familie zu ernähren?
Kommen Asylbewerber nur um hier schön zu leben, oder gibt es etwa Krieg, Naturkatastrophen, Hunger und Armut auf der Welt, die die Menschen zwingen sich eine neue Heimat zu suchen?
Was sind die Ursachen? Wer profitiert davon?
Stützen unsere Zahlungen an
Griechenland und andere Länder wirklich marode Staatshaushalte, die von diesen
Menschen kaputt gewirtschaftet wurden?
Oder stützen sie nicht doch Haushalte, die durch Zahlungen an Banken ins Trudeln gerieten? Werden damit nicht vielmehr ausstehende Zahlungen an deutsche Konzerne und Banken beglichen?
Oder stützen sie nicht doch Haushalte, die durch Zahlungen an Banken ins Trudeln gerieten? Werden damit nicht vielmehr ausstehende Zahlungen an deutsche Konzerne und Banken beglichen?
Diese Fragen sollen gar nicht erst laut gestellt werden, daher ist ein gewisses Maß an Vorurteilen durchaus hilfreich für unsere „Eliten“ und somit gewollt.
Der vorurteilsgetränkte
Boden, auf dem faschistisches Gedankengut gedeihen kann, ist somit bereitet.
Sicherlich ist es zurzeit in Deutschland offiziell nicht gewollt, dass dieses Gedankengut darauf wächst, denn wir haben ja „stabile Verhältnisse“ – keine nennenswerten Kräfte hinterfragen die Wurzeln der genannten Probleme – und unsere Wirtschaft profitiert auch vom „offenen Welthandel“. Wenn sie sich ihn auch da und dort auf der Welt "aus humanitären Gründen" freibomben lassen muss...
(Diese heutige Realität belegt im Übrigen auch, warum die Forderung "Nie wieder Faschismus!" untrennbar verbunden ist mit der Forderung "Nie wieder Krieg!")
Sicherlich ist es zurzeit in Deutschland offiziell nicht gewollt, dass dieses Gedankengut darauf wächst, denn wir haben ja „stabile Verhältnisse“ – keine nennenswerten Kräfte hinterfragen die Wurzeln der genannten Probleme – und unsere Wirtschaft profitiert auch vom „offenen Welthandel“. Wenn sie sich ihn auch da und dort auf der Welt "aus humanitären Gründen" freibomben lassen muss...
(Diese heutige Realität belegt im Übrigen auch, warum die Forderung "Nie wieder Faschismus!" untrennbar verbunden ist mit der Forderung "Nie wieder Krieg!")
Aber es gab in der deutschen
Geschichte auch andere Phasen: Die Weimarer Republik zum Beispiel.
Damals gab es eine starke marxistische Arbeiterbewegung, welche die Zusammenhänge von Profit, Hunger, Krieg und Armut thematisierte und mehr und mehr an Einfluss gewann.
Damals gab es eine starke marxistische Arbeiterbewegung, welche die Zusammenhänge von Profit, Hunger, Krieg und Armut thematisierte und mehr und mehr an Einfluss gewann.
Anfangs konnte man diese
nach dem uralten Prinzip „Teile und Herrsche“ noch in Sozialdemokraten und
Kommunisten spalten, doch als die große Krise – der Zusammenbruch der
Wirtschaftsmärkte nach dem „schwarzen Freitag“ an der New Yorker Börse – 1929 ausbrach
und immer mehr Menschen laut Fragen und Forderungen zu stellen begannen, da waren
die Faschisten auf einmal hilfreich.
J. Heartfield, „Krieg und Leichen - die letzte Hoffnung der Reichen“,1932 |
Die kleine Hitlerpartei
wuchs in der Weimarer Republik nicht aufgrund ihrer besseren Argumente, sondern
vielmehr, weil sie von Anfang an von wichtigen Teilen der Wirtschaft finanziell
unterstützt und somit direkt oder indirekt aufgebaut wurde.
Große Namen der deutschen Wirtschaft wie Thyssen, Krupp und andere spielten dabei eine wichtige Rolle: Als die Nazi-Partei zum Beispiel 1932, aufgrund von vier großen Wahlen (Reichspräsident, preußischer Landtag, zweimal Reichstagswahl), kurz vor dem finanziellen Zusammenbruch stand, waren es Millionenzahlungen der deutschen Industrie- und Bankenkreise, die ihr Fortbestehen und damit die kommende Diktatur ermöglichten. Die Rede Adolf Hitlers im Januar 1932 vor dem Düsseldorfer Industrieclub, ermöglicht durch Fritz Thyssen persönlich, ebnete den finalen Weg.
Große Namen der deutschen Wirtschaft wie Thyssen, Krupp und andere spielten dabei eine wichtige Rolle: Als die Nazi-Partei zum Beispiel 1932, aufgrund von vier großen Wahlen (Reichspräsident, preußischer Landtag, zweimal Reichstagswahl), kurz vor dem finanziellen Zusammenbruch stand, waren es Millionenzahlungen der deutschen Industrie- und Bankenkreise, die ihr Fortbestehen und damit die kommende Diktatur ermöglichten. Die Rede Adolf Hitlers im Januar 1932 vor dem Düsseldorfer Industrieclub, ermöglicht durch Fritz Thyssen persönlich, ebnete den finalen Weg.
Da neben dem Rassenhass der
Antikommunismus einer der wichtigsten Pfeiler der faschistischen Ideologie war – und bis Heute ist – zahlten die
Faschisten, als sie die Macht sicher hatten, diese Unterstützung dankbar
zurück:
Umgehend nach Übertrag der Macht an sie wurden alle Arbeiterorganisationen verboten. Die Verhaftung und Ermordung vieler ihrer Mitglieder, das Verbot von Streiks, die Aufhebung aller erkämpften Arbeitnehmerrechte – dies alles ermöglichte den Herren des deutschen Kapitals, eine noch skrupellosere Ausbeutung ihrer Beschäftigten.
Umgehend nach Übertrag der Macht an sie wurden alle Arbeiterorganisationen verboten. Die Verhaftung und Ermordung vieler ihrer Mitglieder, das Verbot von Streiks, die Aufhebung aller erkämpften Arbeitnehmerrechte – dies alles ermöglichte den Herren des deutschen Kapitals, eine noch skrupellosere Ausbeutung ihrer Beschäftigten.
Billige Arbeitssklaven aus
den Konzentrationslagern und seitens der Kriegsgefangenen, Rohstofferbeutung
und neue Wirtschaftsräume – aus den im Krieg eroberten Gebieten – ließen das
deutsche Finanzkapital bis zum Ende treu an der Seite der Faschisten stehen.
Erst der Zusammenbruch
infolge des zweiten Weltkrieges löste zwangsweise diese perfekte
Zusammenarbeit!
Ist dies Heute alles
undenkbar? Oder bedienen sich die Herrschenden nicht doch auch heute wieder
faschistischer Kräfte um ihre Macht zu sichern?
Mussolinis faschistische
Partei, welche nach dem Zusammenbruch des italienischen Faschismus bezeichnender
Weise nicht verboten wurde, war unter neuem Namen und unter der Führung seiner
Enkelin bis zum Schluss eine wichtige Stütze der Berlusconi Regierung im
Italien der Gegenwart!
In Ursprungsland der
„freiheitlichen Erneuerung“ von 1989/90, in Ungarn, regiert zurzeit eine sich
mehr oder weniger offen bekennende faschistische Partei und hat als EU-Mitglied
– trotz einiger leiser Proteste – wichtige Elemente demokratischer Kontrolle
als erste Amtshandlung aus der Verfassung getilgt.
In nahezu ganz Europa sind faschistische
Parteien wieder auf dem Vormarsch und sie werden wieder nahezu unverschleiert
von gewichtigen Kreisen des Kapitals finanziert. Warum?
John Heartfield, "Durch Licht zur Nacht", 1933 |
Und in Deutschland? In
diesem unserem Land, dessen wichtigste Machtstrukturen (Geheimdienste,
Bundeswehr, Polizei, Gerichtsbarkeit, etc.) nahezu unverblümt von ehemaligen
Wehrmachts- und Naziparteiverantwortlichen aufgebaut wurden, treibt jahrelang eine
faschistische Mörderbande, NSU genannt, unbehelligt ihr Unwesen, und es wird
heftig gegen ein Verbot der NPD debattiert.
Letzteres auch noch mit der abstrusen Begründung, dass der Erfolg eines Verbotsantrages nicht sicher sei, da man vom höchsten deutsche Gericht bescheinigt bekam, dass man in den Führungsebenen der Nazipartei nicht mehr zwischen Faschisten und Geheimdienstlern zu unterscheiden vermag…
Letzteres auch noch mit der abstrusen Begründung, dass der Erfolg eines Verbotsantrages nicht sicher sei, da man vom höchsten deutsche Gericht bescheinigt bekam, dass man in den Führungsebenen der Nazipartei nicht mehr zwischen Faschisten und Geheimdienstlern zu unterscheiden vermag…
In unseren Medien wird der
Hitlerfaschismus beständig verharmlost, indem man eine fundamentale Säule
seines Wesens, den Antikommunismus – die Verbote der Arbeiterorganisationen (KPD,
SPD und Gewerkschaften) sowie die Verfolgung und Ermordung vieler ihrer
Mitglieder in den KZs – einfach nicht mehr erwähnt.
Hitler fiel scheinbar vom
Himmel. Er machte sich des Holocaust an den Juden und des zweiten Weltkriegs
schuldig.
War sonst noch was?
War sonst noch was?
Warum wird gerade der Teil der
Verbrechen der Faschisten totgeschwiegen, der an kapitalismuskritischen Kräften
erfolgte?
War die Ermordung von Andersdenkenden, von Kräften welche die Herrschaft des Kapitals in Frage stellten, etwa kein Verbrechen?
War die Ermordung von Andersdenkenden, von Kräften welche die Herrschaft des Kapitals in Frage stellten, etwa kein Verbrechen?
Richtig ist, dass der
Hitlerfaschismus diese Kräfte zuallererst bekämpfte und mit größtem Hass
verfolgte!
Faschistische Ideologie
verneint die Zusammenhänge von Wirtschaftsinteressen und Armut und Kriegen in
der Welt, sie ersetzt diese durch Rassenhass.
Nicht Ausbeutung und Profitinteressen
sind demnach Schuld an den Problemen der Menschen, sondern andersartige und
andersdenkende Menschen.
Wer profitiert von einer solchen Lehre?
Wen greift sie an – und wen nicht?
Wer profitiert von einer solchen Lehre?
Wen greift sie an – und wen nicht?
Genauso wie die Probleme,
die der Kapitalismus schafft, international sind und niemals nur national
wirken, genauso wenig kann es jemals einen „nationalen Sozialismus“ geben.
Die Ideologie die sich dahinter verbirgt soll Menschen nur verwirren und in die falsche Richtung lenken. Ihr wahrer Name ist Faschismus.
Die Ideologie die sich dahinter verbirgt soll Menschen nur verwirren und in die falsche Richtung lenken. Ihr wahrer Name ist Faschismus.
Wer faschistisches Gedankengut
wirklich bekämpfen will, der muss daher zwingend die Zusammenhänge vom
ungebremsten Profitstreben des internationalen Finanzkapitals und der realen
Situation in unserem Land und der Welt benennen und bekämpfen.
Nur wenn die Menschen diese Zusammenhänge wieder erkennen, werden Faschisten keinen Nährboden mehr für ihre Hetze finden.
Antifaschistische Aktion - Her zu uns! |
Unsere Probleme sind zwar
noch nicht so extrem wie die der Griechen, Portugiesen oder anderer
europäischer Völker – und bei weitem nicht wie die der Völker der sogenannten
dritten Welt – aber die Ursachen für Armut, Hunger und Kriege sind
international und haben ihre Wurzeln immer im Machtstreben des Kapitals.
Es reicht daher nicht, nur
„gegen Nazis“ zu sein, sondern um die Wurzeln ihres Gedankengutes wirklich zu
bekämpfen – um ihnen den Boden, also die Zuhöhrer, für ihre Lügen zu entziehen – müssen Antifaschisten in unserem Land internationale Solidarität
organisieren und gegen alte und neue Faschisten genauso kämpfen wie gegen die
Herrschaft des Kapitals!
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