Samstag, 15. September 2018

Auf bald – im Kampf


Soli-Aktion für Pflege-Kolleg*innen - Hauptbühne UZ-Pressefest (Foto UZ)
Friedensfest in Dortmund – Über 40.000 beim Fest der DKP

Dortmund wurde am vergangenen Wochenende zur Stadt des Lächelns. Wer das 20. UZ-Pressefest im Revierpark Wischlingen besuchte, sah in viele zufriedene Gesichter.

Auch der DKP-Vorsitzende Patrik Köbele freute sich sichtlich über ein erfolgreiches Friedensfest und die über 40.000 Besucherinnen und Besucher. Es waren deutlich mehr als beim vorangegangenen UZ-Pressefest vor zwei Jahren.

Für viele war es ein Wiedersehen. Man kennt sich aus den Kämpfen, die Kommunistinnen und Kommunisten, Kolleginnen und Kollegen derzeit führen. Wer zum ersten Mal auf dem Pressefest war, hätte dieser kleinen DKP ein Fest dieser Größe und Vielfalt nicht zugetraut.

Zur Stimmung trug neben gutem Wetter und Besucherandrang vor allem der besondere Charakter des UZ-Pressefestes bei. Gut und selbstorganisiert war es, über 200 Genossinnen und Genossen hatten sich im Vorfeld für den Auf- und Abbau Urlaub genommen, damit am Freitag in allen Veranstaltungszelten, an allen Ständen und Bühnen rechtzeitig eröffnet werden konnte. Unter diesen Pressefest-Macherinnen waren viele junge Gesichter. Einige von ihnen haben in diesem Jahr zum ersten Mal wichtige Aufgaben übernommen.

Die Wege waren voll - das Fest gut besucht, Foto "junge Welt"
Bereits am Freitagabend war nicht zu übersehen, dass das UZ-Pressefest gut besucht war – von der Hauptbühne bis zum Roten Marktplatz, in der Casa Cuba und bei der SDAJ, vom Leninplatz bis zur Kogge.

Politischer Höhepunkt des UZ-Pressefestes war das „Antikriegs-Meeting“ am Samstag auf der Hauptbühne. Hier übergab der DKP-Parteivorsitzende Patrik Köbele 26.572 Unterschriften für „Abrüsten statt Aufrüsten“ an Reiner Braun, einen der Initiatoren der Kampagne.

Dem Spruch des Bundesinnenministers Horst Seehofer, die Migrationsfrage sei die Mutter aller Probleme, entgegnete Köbele: „Krieg ist die Mutter der Flucht – die NATO der Vater.“ Egon Krenz und Petr Parkhitko von der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation kritisierten die Kalten Krieger in Bundesregierung und NATO und ihre Konfrontationspolitik gegenüber Russland.

Die internationalen Gäste des UZ-Pressefestes setzen mit einem gemeinsamen Auftritt auf der Hauptbühne ein Zeichen gegen Aufrüstung und die Kriege der NATO.

Emotionaler Höhepunkt war der Auftritt von Esther Bejarano und Microphone Mafia. Der Auftritt der 93-jährigen Auschwitz-Überlebenden, die für das Publikum sang und rappte, wurde zum Motivationsschub für den antifaschistischen Kampf in Zeiten des Rechtsrucks.

Der Kampf um mehr Personal im Gesundheitswesen war unter den vielen Themen, die auf dem UZ-Pressefest diskutiert werden wollten, besonders sichtbar. Vor der Hauptbühne versammelten sich Hunderte, die vom UZ-Pressefest aus den Kolleginnen und Kollegen der Unikliniken in Essen und Düsseldorf sowie des Saarlandes eine Solidaritätsbotschaft übermittelteten. In Essen und Düsseldorf war noch bis vor zwei Wochen gestreikt worden. Nicht nur in den im Programm angekündigten Runden wurde das Ergebnis der Schlichtung heiß diskutiert, sondern auch an den Getränke- und Essensständen.

Glückliche Gesichter gab es auch im internationalen Bereich, wo sich Vertreterinnen und Vertreter von 35 kommunistischen und Arbeiterparteien und drei Botschaften Welt aufhielten. Auch sie waren aktiver Teil des Festes, sprachen auf den Podien oder wurden von Pressefestbesuchern immer wieder angesprochen und nach ihren Einschätzungen gefragt.

Vielerorts wurden Pläne geschmiedet – für den gewerkschaftlichen, den antifaschistischen und den Kampf für den Frieden. Das Signal, das von diesem Fest und der DKP ausgeht, ist kein virtuelles: Wir sehen uns bald wieder … im Klassenkampf.

Von Lars Mörking




Der Wille zu verändern

Konstantin Wecker auf dem Pressefest - Foto: "junge Welt"
UZ-Pressefest: Die DKP hat es erneut geschafft, das größte Debatten- und Kulturforum aller Linken dieses Landes auf die Beine zu stellen

Die Tage in Dortmund waren heiter und entspannt. Das Wetter spielte mit, Besucher kamen in Scharen, die Veranstaltungszelte waren oft brechend voll, die Themen der Vorträge, Diskussionen, die künstlerischen Darbietungen trafen offensichtlich einen Nerv – auch vieler junger Leute.

Was die zahlenmäßig kleine Deutsche Kommunistische Partei beim Pressefest ihrer Wochenzeitung Unsere Zeit am vergangenen Wochenende auf die Beine stellte, das war erneut das größte Debatten- und Kulturforum aller Linken dieses Landes. Das ist erstaunlich, nötigt Respekt ab und macht Hoffnung: So schwach, wie oft behauptet, scheinen sie nicht zu sein.

Der Jugendbereich der SDAJ - Foto: "UZ"
Niemand neigte auf den Podien zu Euphorie oder Überheblichkeit, aber Stolz war schon zu verspüren – etwa über die Erfolge in den Auseinandersetzungen um mehr Personal in Krankenhäusern. Da berichteten die Kolleginnen und Kollegen von der Saar, aus Düsseldorf und Essen über das, was erreicht wurde – und was nicht. Da war die eindrucksvolle Schilderung aus Hamburg, wie mit unerwartet breiter Unterstützung aus der Bevölkerung im März innerhalb von drei Wochen knapp 30.000 Unterschriften für einen einen Volksentscheid zum Pflegenotstand gesammelt werden konnten. Wer Probleme aufgreift, die zahlreichen Menschen unter den Nägeln brennen, darf mit Resonanz rechnen.

Ähnliches gilt für den Beitrag der DKP zur Initiative »Abrüsten statt aufrüsten«. Nein, es waren am Ende nicht die angestrebten 30.000 Unterschriften, aber die 26.572, die am vergangenen Sonnabend übergeben werden konnten, sind beachtlich.

Das Kinderfest - Foto: "UZ"
Das Hauptthema unserer Zeit, die Kriegsverhinderung, wurde mit der Aktion unter viele Leute gebracht. Der DKP-Vorsitzende Patrik Köbele fasste die Gegenposition zu Horst Seehofers Behauptung, Migration sei die »Mutter aller Probleme«, so zusammen: »Krieg ist die Mutter der Flucht – die NATO der Vater«.

Ein Wort zum jW-Auftritt. Das Programm im Veranstaltungszelt unserer Tageszeitung war so vollgepackt wie noch nie, und es gab Bedenken, das könne zuviel werden. Das Gegenteil war der Fall. Wer erlebt hat, wie viele Menschen wegen Überfüllung bei mehreren Podiumsdiskussionen draußen bleiben mussten, aber sich die Übertragung per Lautsprecher anhörten, wer ähnliches überall auf dem Gelände erlebte, der weiß nun: Es gibt ein enormes Bedürfnis nach gegenseitiger und nach Selbstverständigung. Und auf den Podien waren klare Worte zu hören: Der Mut, die Dinge beim Namen zu nennen, greift um sich. Und der Wille zu verändern.
Das Fest lebt von vielen helfenden Händen - Foto: "UZ"

»Um uns selber müssen wir uns selber kümmern«, schrieb Bertolt Brecht einst der jungen Generation der DDR ins Stammbuch. In den Tagen von Dortmund war zu lernen: Das sehen viele heute so und holten sich Argumente und Kraft. Daher: Dank an alle, die vor und hinter den Kulissen schufteten, damit das Fest ein solcher Erfolg wurde.

Von Arnold Schölzel

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