Totensonntag auf dem Lübecker
Ehrenfriedhof, ein Spaziergang vorbei an Kreuzen in Reih´und Glied: geboren
1887, gefallen 1918. Geboren 1927, gefallen 1945. Die Reihen der teils
verrotteten Holzkreuze setzen sich fort und meine Gedanken wandern mit. Was
hätten diese Männer, diese tapferen Jungs nicht alles werden können, ohne
Krieg: Maurer, Zimmerleute, vielleicht Ärzte oder Ingenieure, Väter, Liebhaber,
Künstler... Es war ihnen nicht vergönnt.
Unter wehenden Fahnen,
johlenden Offizieren, großsprecherischen Politikern, demagogischen Diktatoren
und sich die Hände reibenden Großkapitalisten wurden sie alle in den Tod
gehetzt, gefressen von der mörderischen Bestie des Krieges.
Zwei Weltkriege haben im 20.
Jahrhundert Millionen Menschen verzehrt, Familien zerstört, Länder verheert,
eine komplette Generation Männer (und Frauen) in ganz Europa und Russland,
Asien und Afrika vernichtet. Sind all diese Soldaten freiwillig dazu bereit
gewesen? Ist es ehrenvoll, Leben zu vernichten und sich selbst vernichten zu
lassen?