Freitag, 20. Februar 2015

Gesamtmetall auf Konfrontationskurs

Im Tarifkonflikt in der Metall- und Elektroindustrie hat die Kapitalseite ihr erstes „Angebot“ auf den Tisch gelegt. 

Die Antwort der Beschäftigten war eindeutig: „In den vergangenen Tagen haben über 450. 000 Metallerinnen und Metaller in den Betrieben, vor den Toren und auf den Straßen bei Eiseskälte eindrucksvoll gezeigt, was sie von dem bisherigen Angebot der Arbeitgeber halten. Sie haben mit den Warnstreiks Druck gemacht und werden das auch in der kommenden Woche tun“, so der IG Metall-Vorsitzende Detlef Wetzel (Pressemitteilung, 8. Februar).

Die „Angebote“ von Gesamtmetall in der zweiten Verhandlungsrunde stehen in krassem Gegensatz zu den Erwartungen der Metallerinnen und Metaller in den Betrieben. Neben dem „Nein“ der Unternehmerverbände zu der Forderung nach einer „Bildungsteilzeit“ mit (Teil-) Lohnausgleich wirkten auf die Beschäftigten insbesondere die Gesamtmetall-Positionen zu Entgelt und Altersteilzeit als Provokation. Zwei Nullmonate, dann 2,2 Prozent bis Dezember 2015 – Gesamtmetall begründet dieses „Angebot“ mit der derzeit niedrigen (offiziellen) Inflation.

Mal abgesehen davon, dass die Preise für typische Alltagsausgaben wie Lebensmittel und Wohnen da wollen sie sich nicht mit einem ständig sinkenden Anteil abspeisen lassen!

Als besondere Kampfansage empfanden nicht nur ältere MetallerInnen die Gesamtmetall-Forderung, die Zahl der Anspruchsberechtigten für Altersteilzeit zu halbieren und nur noch solche Beschäftigte in Altersteilzeit zu lassen, die gesundheitlich „nicht mehr können“. Auch die heutige Möglichkeit für „besonders belastete“ (langjährige Schichtarbeiter), mit einem finanziellen Teilausgleich noch vor der gesetzlichen Altersrente auszusteigen (6 Jahre Altersteilzeit ab 57), wollen sie beseitigen.

Für Irritationen sorgte kurzzeitig die Meldung „IG Metall setzt Warnstreiks in NRW aus“ (z. B.: Spiegel online, 6. Februar 2015). Doch am Sonntag stellte der IG-Metall-Vorstand klar: „Die IG Metall setzt ihre Warnstreiks in der kommenden Woche in der Metall- und Elektroindustrie unvermindert fort“ (Pressemitteilung, 8. Februar 2015).

Mit den massiven Warnstreiks haben die Belegschaften deutliche Zeichen ihrer Kampfbereitschaft gesetzt – an das Unternehmertum, aber auch an die eigene Führung. Seit der Niederlage in der Auseinandersetzung 2003 um die 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland hat die IG Metall keinen Durchsetzungsstreik mehr geführt. Doch wenn Warnstreiks in dieser Tarifrunde nicht ausreichen, um die Blockadehaltung von Gesamtmetall zu brechen, dann darf auch dieser nächste Schritt kein Tabu sein: Urabstimmung und Streik.

Von Achim Bigus, Aus UZ, „Unsere Zeit - Zeitung der DKP“, Nr. 7/2015
(Achim Bigus ist IGM-Vertrauenskörperleiter bei VW-Osnabrück und Mitglied der Tarifkommission Osnabrück-Emsland)

Keine Kommentare: